Brutales Schönheitsideal & schmerzvolle PraktikKupieren bei Hunden
Zahlreiche Hunde leiden unter den absurden ästhetischen Vorstellungen von Menschen. Weil sie es als schön empfinden, kürzen sie zum Beispiel die Ohren und Rute einiger Hunderassen. Bei diesem sogenannten Kupieren handelt es sich um eine Form von Tierquälerei, die bei Hunden in Deutschland mittlerweile verboten ist.
Gekürzte Ruten, spitz hochstehende Ohren: Früher gehörten solche Verstümmelungen bei Hunderassen wie Dobermann, Boxer, Schnauzer, Dogge und Pinscher zu den vorgegebenen Standards. Beim sogenannten Kupieren wird die Ohrmuschel oder auch die Rute bei Hunden operativ gekürzt. Auch wenn der Eingriff unter Narkose durchgeführt wird, ist er dennoch anschließend mit starken Schmerzen für die Tiere verbunden. Aus diesem Grund ist das Kupieren von Hunden hierzulande inzwischen illegal. Leider ignorieren und umgehen einige Menschen das Verbot.
Tierschutzgesetz verbietet Kupieren von Hunden
Das teilweise oder vollständige Amputieren von Körperteilen ist in Deutschland nach Paragraf 6 Absatz 1 Satz 1 des Tierschutzgesetzes seit mehr als 20 Jahren verboten. Das Kupieren der Ohren ist bereits seit 1987 nicht zulässig. Bei einer späteren Änderung des Tierschutzgesetzes wurde auch ein Kupierverbot für Hunderuten aufgenommen. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn das Kupieren aus medizinischer Sicht notwendig ist. Dazu zählen zum Beispiel massive, nicht heilen wollende Schwanzverletzungen. Eine weitere Ausnahme besteht für die Rute von Hunden, die bei der Jagd eingesetzt werden. Diese Ausnahme kritisieren wir.
Kupierverbot wird teilweise umgangen
Um das Kupierverbot bei Hunden hierzulande zu umgehen, reisen Züchter*innen und Tierhalter*innen ins Ausland, beispielsweise nach Osteuropa. Anschließend bringen sie die Hunde wieder zurück nach Deutschland. Diese Vorgehensweise wird auch Kupiertourismus genannt. Beim illegalen Welpenhandel werden ebenfalls immer wieder Jungtiere mit frisch kupierten Ohren zum Verkauf nach Deutschland transportiert. Wir lehnen das Verhalten strikt ab.
Eingriff mit schmerzhaften Folgen
Das Kupieren erfolgt in der Regel unter Narkose. Beim Kürzen der Ohren wird eine Schablone angelegt und die überstehenden Teile werden mit einem Skalpell abgeschnitten. Die Hunde tragen zwei bis drei Wochen nach der Operation Klebeband an den Ohren, um sie auf diese Weise hochzubinden. Bei der Rute wird die Haut kreisförmig eingeschnitten, zurückgezogen und das Gewebe zwischen zwei Wirbeln durchtrennt. Bei beiden Eingriffen werden mehrere Blutgefäße und Nervenstränge durchtrennt. Die Schmerzen halten jeweils noch mehrere Wochen nach der Operation an.
Hunde leiden unter kupierten Ohren und Schwänzen
Hunde kommunizieren mit ihren Ohren und ihrer Rute. Wenn sie kupierte Körperteile haben, sind sie in ihrem Ausdrucksverhalten massiv eingeschränkt. Dies kann zu Verhaltensstörungen und zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden führen. Aggressives Verhalten unter Hunden mit kupierten Ruten kommt häufiger vor als bei unkupierten Hunden.¹ Der Eingriff kann außerdem chronische Gesundheitsschäden wie Phantomschmerzen zur Folge haben.
Quellen
¹ Dr. Dorit Feddersen-Petersen, „Hundepsychologie“, 5. Auflage, 2013, Kosmos-Verlag, Stuttgart