Warum Wildtiere im Zirkus leidenTiere im Zirkus: Quälerei in der Manege
Für viele Menschen mag ein Zirkusbesuch mit Tieren faszinierend sein, doch Elefanten, Löwen, Affen und Co. fristen darin oft jahrelang ein trauriges Dasein. Obwohl ihre artgerechte Haltung in einem Zirkus unmöglich ist, werden die Tiere nach wie vor zur Schau gestellt und müssen für die Unterhaltung von Menschen leiden. Der Deutsche Tierschutzbund fordert bereits seit Jahrzehnten ein Wildtierverbot im Zirkus.
Im Zirkus gibt es für atemberaubende Kunststücke tosenden Applaus. Doch während Artist*innen freiwillig in der Manege auftreten, werden Tiere dazu dressiert. Leider setzen zahlreiche Zirkusse in Deutschland Tiere zu Unterhaltungszwecken ein, darunter sind auch immer noch Wildtiere. Für sie bedeutet das Leben im Zirkus oft jahrelanges Leid. Ob Tiger, Kängurus, Zebras oder Seelöwen – als Zirkustiere sind sie massivem Druck ausgesetzt, müssen ständig in anstrengenden Transporten von Ort zu Ort ziehen und miserable Haltungsbedingungen ertragen.
Qualvolle Dressur
Kein Elefant stellt sich freiwillig ständig auf die Hinterbeine und ein Löwe springt nicht aus freien Stücken durch einen Reifen. Die Tiere im Zirkus werden dazu gezwungen. Solche zweifelhaften Kunststücke haben nichts mit ihrem natürlichen Verhalten zu tun. Damit sie sie trotzdem ausüben, werden die Tiere von klein auf und teilweise auch mit Gewalt dressiert. Dabei kommen auch tierschutzwidrige Hilfsmittel zum Einsatz, beispielsweise Peitschen oder Elefantenhaken.
Grausamer Alltag für Zirkustiere
Stressige Reisen gehören zum Alltag der Zirkustiere. Im Durchschnitt müssen sie bis zu 50 Mal im Jahr den Auftrittsort wechseln. Überwiegend sind die Tiere in Transportwagen, Käfigen oder viel zu kleinen Gehegen gefangen. Tiere, die sonst kilometerweit durch Landschaften ziehen, können sich entsprechend wenig bewegen, kaum Kontakt zu Artgenossen pflegen und sich nicht ausreichend beschäftigen. Auch die medizinische Versorgung ist teilweise mangelhaft – mit fatalen Folgen für die Tiere: Von massiven Gesundheitsproblemen über schwere Verhaltensstörungen bis hin zu einem frühen Tod. So erreichten beispielsweise insbesondere afrikanische Elefanten im Zirkus meist nicht einmal ein Alter von 30 Jahren, dabei können sie eigentlich bis zu 60 oder sogar 70 Jahre lang leben.
Zahlreiche Unfälle und Ausbrüche
Bei den Shows kommt es immer wieder zu schrecklichen Unfällen: Tiere wehren sich gegen Dompteur*innen oder geraten durch Stürze ins Publikum. Der Zirkus-Bericht der europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals, der auch der Deutsche Tierschutzbund angehört, enthüllt eine drastische Unfallstatistik mit Wildtieren im Zirkus. EU-weit wurden zwischen 1995 und 2019 fast 500 Zwischenfälle mit knapp 900 Zirkustieren dokumentiert, davon ereignete sich fast die Hälfte in Deutschland.1 Auch Ausbrüche kommen regelmäßig vor: Zum Beispiel entlief im Oktober 2019 ein Zebra, das dann von der Polizei erschossen wurde – ein viel zu radikaler Schritt. Solche Vorfälle können auch Menschenleben gefährden. Der drastischste Fall ereignete sich im Juni 2015 im Odenwald, als ein Zirkuselefant einen Spaziergänger tötete.
In Zahlen
Mal im Jahr müssen Zirkustiere durchschnittlich den Auftrittsort wechseln.
Jahre alt können afrikanische Elefanten werden. Im Zirkus erreichen sie meist nicht einmal ein Alter von 30 Jahren.
Unfälle und Ausbrüche haben sich zwischen 1995 und 2019 mit Zirkustieren ereignet.
EU-Länder haben die Wildtierhaltung in Zirkussen verboten oder eingeschränkt. Deutschland bildet das Schlusslicht.
Mangel an Auflagen und kein Verbot in Deutschland
Bis auf Deutschland haben alle 27 EU-Länder die Wildtierhaltung in Zirkussen verboten oder eingeschränkt, zuletzt auch Frankreich und Italien, wo die Umsetzung noch aussteht. Deutschland ist damit das Schlusslicht innerhalb der EU. Außer den allgemeinen Regelungen des Tierschutzgesetzes gibt es hierzulande nicht einmal rechtlich verbindliche Vorgaben für die Tierhaltung in Zirkusbetrieben. So können auch die Veterinärbehörden keine strengeren Anforderungen vorschreiben. Für alle Zirkustiere gelten sogar geringere Vorgaben als für ihre Artgenossen in Zoos, Tierparks oder in Privathaltung. Die „Zirkusleitlinien“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft skizzieren zwar die Haltungsanforderungen für bestimmte Tierarten, sind aber nicht rechtsverbindlich. Beschlagnahmungen von Wildtieren aus schlechter Zirkushaltung sind ebenfalls rechtlich kaum möglich, und Vermittlungen an Auffangstationen sind zeit- und kostenaufwendig, zumal hier ausreichend Plätze fehlen. Zirkusse wechseln zudem häufig ihren Standort, wodurch wieder andere Behörden für den Zirkus zuständig werden.
Vereinzelnd kommunale Wildtierverbote
Immer mehr Kommunen haben erkannt, dass Tiere im Zirkus leiden. Sie diskutieren über Möglichkeiten, Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren zu verbieten, indem sie zum Beispiel keine städtischen Flächen mehr zur Verfügung stellen. Auch wenn solche kommunalen Verbote schwer zu realisieren sind, begrüßt der Deutsche Tierschutzbund die Vorstöße. Leider sind in den letzten Jahren mehrere solcher Verbote im Hinblick auf die Berufsfreiheit der Zirkusbetreiber*innen gerichtlich gekippt worden. Umso wichtiger wäre ein bundesweit geltendes Wildtierverbot in Zirkussen.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
Für den Deutschen Tierschutzbund ist klar, dass ein Wildtierverbot aufgrund der schwerwiegenden Leiden von Zirkustieren unumgänglich ist. Wir setzen uns seit vielen Jahren dafür ein, dass die Haltung von Affen, Elefanten, Bären, Nashörnern, Flusspferden, Großkatzen und allen anderen Wildtieren in Zirkussen verboten wird. Auch Sie können Ihren Beitrag leisten: Bitte verzichten Sie auf Zirkusbesuche mit Tieren und nehmen Sie stattdessen alternative Angebote wahr, für die kein Tier leiden muss.