Tiere sind keine AttraktionenWie Tiere im Zoo leben
Ein Tag im Zoo: Für viele Kinder und Erwachsene ist es ein besonderes Erlebnis, Tiger, Giraffen und Co. aus nächster Nähe zu sehen. Doch für die Tiere bedeutet das Leben im Zoo immer auch eine Einschränkung. Ihr natürlicher Lebensraum lässt sich nicht so einfach durch Gehege ersetzen.
Tiergärten sind echte Publikumsmagnete: 2022 registrierte alleine der Zoo in Berlin rund 3,6 Millionen Besuche. Insgesamt gibt es über 800 Tierparks in Deutschland. Doch viele Besucher*innen bedenken nicht, dass eine artgerechte Haltung in Zoos bei den meisten Tierarten nicht möglich ist.
Wie geht es Tieren im Zoo?
Grundsätzlich hängt eine artgerechte Haltung von den Ansprüchen der Tierart und den Bedingungen in dem jeweiligen Zoo ab. Um möglichst viele Zuschauer*innen anzuziehen, halten größere Zoos vor allem „exotische“ Wildtierarten wie Tiger, Giraffen, Elefanten oder Eisbären. Ihnen ein Leben ähnlich wie in freier Wildbahn zu bieten, ist häufig kaum möglich. Denn jedes Tier hat sehr spezielle Anforderungen an Klima, Futter und die Einrichtung sowie Größe des Geheges.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass Tiere unter der Haltung leiden, sind Verhaltensstörungen wie ständig die gleichen Strecken abzulaufen oder den Kopf hin und her zu schwingen. Werden die Familiengruppen von Elefanten auseinandergerissen, führt das bei den hochsozialen Tieren zu erheblichen Leiden. Diese Praxis haben Zoos leider über Jahrzehnte durchgeführt. Seit kurzem versuchen einige immerhin, verwandte Elefanten wieder zusammenzuführen. Auch der Umgang mit Vögeln auf Freianlagen ist oft problematisch: Bei ihnen ist es meist üblich, die Flügel oder die Schwungfedern zu beschneiden, um sie so flugunfähig zu halten. Bei Menschenaffen ist es wiederum fragwürdig, inwieweit sich eine Haltung überhaupt vertreten lässt. Tierpfleger*innen können den hochentwickelten Tieren in Gefangenschaft kaum gerecht werden und sie nicht ausreichend beschäftigen.
Streichelzoos mit Ziegen, Ponys, Schafen und Co. sind ebenfalls kritisch zu betrachten, da Menschen die Tiere dort ständig anfassen, wenn entsprechende Rückzugsmöglichkeiten fehlen. Kleine Tiere wie Kaninchen und Meerschweinchen mögen es absolut nicht, von Fremden gestreichelt oder hochgehoben zu werden. Manche verfallen in eine Schockstarre, bei anderen besteht große Verletzungsgefahr durch Stürze.
Zoos töten Tiere
Durch Zuchtprogramme1 kommt es in Zoos zu „überzähligen“ Tieren. Die Einrichtungen töten dann die jungen, kerngesunden Tiere, weil sie zu wenig Platz für sie haben oder Inzucht befürchten – vor allem Männchen befinden sich darunter. Denn in Zoos leben viele Arten, deren Herden oder Gruppen natürlicherweise aus überwiegend weiblichen Tieren und einem dominierenden Männchen bestehen. Kommen männliche Jungtiere zur Welt, reicht der beengte Platz der Gehege nicht aus und es kommt zu Auseinandersetzungen. Oft passen sie nicht in die weitere Zuchtplanung und können nicht in andere Zoos vermittelt werden. Insgesamt werden jährlich schätzungsweise 3.000 bis 5.000 gesunde Tiere in europäischen Zoos2 , die Mitglied der Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA) sind, eingeschläfert, mit Bolzenschossgeräten getötet oder erschossen. Darunter sind zum Beispiel Hirsche, Rinder oder Zebras. Die meisten Zoos, insbesondere in Deutschland, kommunizieren die Zahl der getöteten Tiere nicht transparent. Stattdessen versuchen viele, eine heile Welt zu vermitteln, in der sie sich für Artenschutz einsetzen. Zoos töten zudem zahlreiche „Futtertiere“. So werden Tiere bezeichnet, die gezielt für die Verfütterung sogenannter Beutegreifer wie Tiger, Löwen oder Greifvögel gezüchtet und getötet werden, beispielsweise Kaninchen, Meerschweinchen sowie Ratten und Mäuse. Einige dieser „Futtertiere“ stammen aus den eigenen Streichelzoos.
Zoos in Zahlen
Millionen Besuche registrierte alleine der Zoo in Berlin in 2022.
Mehr als 800 Tierparks gibt es in Deutschland.
3.000 bis 5.000 gesunde Tiere werden schätzungsweise jährlich in europäischen Zoos getötet.
Tiere geschützter Arten wurden von 2005 bis 2020 für Auswilderungsprojekte aus deutschen Zoos ins Ausland ausgeführt.
Auswilderung heimischer Tiere
Ein positiver Aspekt von Zoos ist die Möglichkeit, bedrohte, heimische Tierarten wie Feldhamster oder Bartgeier zu züchten, um sie wieder auszuwildern. Laut Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage wurden von 2005 bis 2020 insgesamt 149 Tiere geschützter Arten für Auswilderungsprojekte aus deutschen Zoos ins Ausland ausgeführt. Dazu zählten Fischadler, Servale, Przewalski-Pferde oder Mendesantilopen.
In wenigen Fällen nehmen deutsche Zoos auch hilfsbedürftige heimische Tierarten auf und verpflegen sie bis zur Wiederauswilderung. Forschungsprojekte in zoologischen Einrichtungen, die dem Tierwohl dienen und Tierschutzstandards kontinuierlich verbessern möchten, können ebenfalls sinnvoll sein. Jedoch ist der überwiegende Teil der Tierarten in Zoos, insbesondere „Flaggschiff-Arten“ wie Eisbären, Tiger, Delfine oder Gorillas, nicht für eine Auswilderung vorgesehen. Der Prozess würde bei diesen Tieren ohnehin nicht erfolgreich verlaufen, da sie sich nicht in der freien Natur zurechtfinden könnten.
Was Sie tun können
Wer einen Zoo besuchen möchte, sollte sich vorab gut über die Einrichtung informieren und solche meiden, die Tierschutzprobleme haben oder unseriös erscheinen. Wenn Sie selbst tierschutzwidrige Situationen beobachten, melden Sie diese bestmöglich mit Bildern an das zuständige Veterinäramt. Um zum Erhalt bedrohter Tierarten beizutragen und ihnen zu helfen, können Sie Projekte unterstützen, die den Lebensraumerhalt oder Artenschutz in der Natur zum Ziel haben.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
Der Deutsche Tierschutzbund lehnt Zoos nicht grundsätzlich ab. Es gibt jedoch kaum Einrichtungen, in denen keine Verbesserungen für die Tiere notwendig sind. Aus Tierschutzsicht ist es wichtig, dass Zoos Folgendes beachten:
Haltung, Fütterung und Beschäftigung müssen optimal auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tiere angepasst sein.
Größe, Klima und Struktur der Gehege müssen so gestaltet sein, dass die Tiere ihre artgemäßen Bedürfnisse und ihr Sozialverhalten ausleben können.
Die Haltung von Tierarten wie Eisbären oder Delfinen, bei denen eine artgerechte Unterbringung nicht möglich ist, sollten Zoos einstellen.
Stets hohe Anforderungen an die Tierhaltung erfüllen anstatt lediglich Minimalvorgaben wie aus dem „Säugetiergutachten“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums einzuhalten. Das Ministerium sollte sein Gutachten zudem dringend anpassen und insbesondere für Zoos verbindliche und strengere Anforderungen erlassen.
Die Haltung gefährdeter Arten sollte grundsätzlich immer zum Ziel haben, diese auch wieder in freier Wildbahn anzusiedeln – verknüpft mit dem Schutz der Lebensräume vor Ort.
Insgesamt weniger Tierarten halten und damit Platz und Raum für Verbesserungen bei den verbleibenden Tieren schaffen.
Aspekte wie Zucht und Tötung überzähliger Tiere sowie die tierschutzwidrige Anpassung von Tieren an Haltungssysteme, wie beim Kupieren von Zoovögeln, müssen der Vergangenheit angehören.
Kranke oder alte Tiere sowie Tiere, die nicht ausgewildert werden können, müssen bis an ihr natürliches Lebensende artgerecht versorgt werden.
Neue Anlagen nur in Verbindung mit konkreten Naturschutzprojekten errichten.
Quellen und weiterführende Informationen
1 https://www.duunddastier.de/ausgabe/wenn-zoos-ueber-leben-und-tod-entscheiden/?issue=12400&y=2022
2 Barnes, H. (2014, February 27). How many healthy animals do zoos put down? BBC News. Retrieved from http://www.bbc.com/news/magazine-26356099