Über vier Millionen Tiere leiden und sterben jährlich für die WissenschaftDiese Zahlen zu Tierversuchen sollten Sie kennen
Einmal im Jahr veröffentlicht das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) die Zahl der Tiere, die in Deutschland für Tierversuche verwendet werden. Die nackten Zahlen, die nach wie vor Millionen Tiere auflisten, sind genauso erschreckend wie die Statistiken der Europäischen Union.
Wie viele Tiere leiden in Deutschland jährlich in Tierversuchen?
2022 wurden insgesamt 4.207.231 Tiere in deutschen Laboren „verbraucht“, diese wurden größtenteils getötet. Das sind die aktuellsten vorliegenden Zahlen in Deutschland, die das Bf3R veröffentlicht hat. 1.725.855 wurden in Tierversuchen verwendet, weitere 711.939 wurden getötet um ihre Organe oder Gewebe für Forschungszwecke zu benutzen. Aber noch viel mehr, nämlich 1.769.437 Tiere, wurden als sogenannte „Überschusstiere" getötet. So werden diese Tiere bezeichnet, da sie zwar für die Wissenschaft gezüchtet wurden, die Labore dann aber doch keine Verwendung für sie hatten. Dafür kann es schon ausreichen, dass sie nicht das gesuchte Geschlecht oder das passende Alter für das jeweilige Experiment haben. Sie werden dann „entsorgt“, also getötet. Denn für die Labore ist es schlicht zu teuer, die Überschusstiere alle bis an ihr natürliches Lebensende zu versorgen.
In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg war die Gesamtzahl aller Tiere, die im Namen der Wissenschaft verwendet wurden, am größten. Über die Hälfte der Tiere wurden allein in diesen drei Bundesländern „verbraucht“.1
WELCHE TIERE WURDEN 2022 IN TIERVERSUCHEN VERWENDET?2022 starben für Tierversuche in Deutschland (Auswahl):
über 1,8 Millionen
knapp 250.000
über 150.000
über 65.000
2.877
2.267
538
Insgesamt 62.377 Tiere erlitten in den Versuchen den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden oder Schäden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Tiere in Tierversuchen ersticken, nachdem ihnen Chemikalien gespritzt wurden.
Welche Tiere sind „überschüssig“?
Unter den 1.769.437 Überschusstieren befinden sich vor allem Mäuse (84 Prozent), gefolgt von Zebrafischen (knapp 11 Prozent). Aber auch 3.064 Haushühner, 109 Schweine und 41 Kaninchen wurden 2022 geboren, um durch deutsche Labore „entsorgt“ zu werden, weil diese keine Verwendung für die Tiere hatten.
Welchem Zweck dienten die Tierversuche 2022?
2022 litten mehr als die Hälfte der Tiere in Tierversuchen in Deutschland allein für die Grundlagenforschung. Diese Experimente haben also weder einen konkreten noch einen absehbaren Nutzen, sondern dienen dem reinen Erkenntnisgewinn. In der angewandten Forschung werden Tiere künstlich krank gemacht, um an ihnen als Modell diverse Krankheiten des Menschen zu untersuchen. Doch Ergebnisse aus Tierversuchen lassen sich nur schwer auf den Menschen übertragen und bringen nicht den erhofften Durchbruch bei dringend benötigten Therapien für Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson.
Wie steht Deutschland im EU-Vergleich da?
Deutschland liegt beim Tierverbrauch hinter Frankreich auf Platz zwei – das zeigen aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2022 zu Tierversuchen innerhalb der Europäischen Union (EU).2 Demnach wurden 2022 in der gesamten EU (inklusive Norwegen) 8.477.845 Tiere zu Versuchszwecken verwendet. Hinzu kommen 862.884 Tiere, die zur Herstellung oder Erhaltung genetisch veränderter Linien eingesetzt wurden. Die Gesamtzahl beläuft sich somit auf 9.340.729 Tiere – das sind erstmals weniger als im Vorjahr, jedoch mehr als noch 2020. Nicht eingerechnet sind zudem jene Tiere, die Labore als „Überschuss“ entsorgen oder die zur Entnahme von Organen und Geweben zu wissenschaftlichen Zwecken getötet werden.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
Wir fordern die Bundesregierung auf, eine Strategie zu entwerfen, wie man aus Tierversuchen aussteigen und diese langfristig komplett durch tierversuchsfreie Methoden ersetzen kann. Bis diese Tierversuche überflüssig machen und sie komplett abgeschafft werden, muss die Regierung aus Tierschutzsicht mindestens:
- die Förderung von tierversuchsfreien Methoden massiv ausweiten und im Gegenzug die Förderung von Tierversuchsprojekten soweit einschränken, dass diese nur noch mit niedrigster Priorität gefördert werden.
- schwer belastende Tierversuche und Versuche an nichtmenschlichen Primaten sofort verbieten.
- das Genehmigungsverfahren von Tierversuchen anpassen. Denn zu bewerten, ob ein Tierversuch unerlässlich und ethisch vertretbar ist, darf nicht weiterhin den Antragstellenden selbst überlassen werden.
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Quellen und weiterführende Informationen
1 Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 12.12.2023:„Versuchstierstatistiken der Bundesländer"