Die vom Deutschen Tierschutzbund und seinem Landesverband Schleswig-Holstein finanziell unterstützte Katzenkastrationsaktion in Schleswig-Holstein ist nach nur zwei Tagen frühzeitig beendet worden. Die Landestierärztekammer, die die Aktion organisiert, befürchtet, ins finanzielle Minus zu rutschen. Ursprünglich war für die Aktion eine Laufzeit bis zum 20. Oktober angedacht. Aus Kostengründen war die Aktionsdauer im Vergleich zu den vorherigen Aktionen bereits im Vorfeld um zwei Wochen verkürzt worden. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband fordern zukünftig mehr Unterstützung vom Land Schleswig-Holstein und der Landestierärztekammer, damit die bisher erfolgreichen Kastrationsaktionen eine Zukunft haben.
„Nachdem der schleswig-holsteinische Landtag mit der Regierungsmehrheit eine landesweite Katzenschutzverordnung abgelehnt hat, ist nun auch die aktuelle Katzenkastrationsaktion gescheitert. Die Tierschützer im Land, die trotz der ohnehin dramatischen Lage der Tierheime an ihre finanziellen und personellen Grenzen gehen, um Straßenkatzen zu helfen, werden im Stich gelassen. Das Land muss seinen Beitrag für die geplanten Aktionen in 2024 wesentlich erhöhen - auf mindestens 200.000 Euro. Auch die Landestierärztekammer muss stärker unterstützen.“ Das kommentiert Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein des Deutschen Tierschutzbundes. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ergänzt: „Das Leid der Straßenkatzen ist menschengemacht. Das Grundgesetz, die deutsche Verfassung, die höchste deutsche Rechtsgrundlage postuliert ganz klar, dass der Staat die Tiere schützen muss. Dennoch mangelt es bisher an einer bundesweiten Regelung für Katzenschutz und auch auf Länderebene geschieht zu wenig. Mit den groß angelegten Kastrationsaktionen ist Schleswig-Holstein mit gutem Beispiel vorangegangen. Was aber in jüngster Zeit passiert, ist nicht mehr hinnehmbar. Erst wird die landesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen als „bürokratischer Irrsinn“ abgetan und jetzt wird die Kastrationsaktion gestoppt, bevor sie richtig angefangen hat.“
Örtliche Tierschutzvereine wollen Kastrationsaktion selbstständig weiterführen
Tierschutzvereine und Tierheime in Schleswig-Holstein müssen nun entscheiden, ob sie bei den noch nicht kastrierten Straßenkatzen die Kosten selbst tragen oder die Katzen unkastriert wieder laufen lassen – mit der Folge, dass sich diese weiter unkontrolliert vermehren. Vereine wie der Tierschutz Mölln haben bereits entschieden, die Kastrationsaktion in ihrem Einzugsgebiet auf eigene Kosten fortzuführen, um das Leid der Katzen zu bekämpfen und um im nächsten Frühjahr nicht wieder vor einer „Katzenschwemme“ zu stehen. Für ihren Einsatz und für die Kastration der Straßenkatzen sind die Tierschutzvereine und Tierheime vor Ort jedoch auf Spenden tierlieber Menschen angewiesen.
Zum Hintergrund: In Schleswig-Holstein leben mindestens 50.000, eher 75.000 Straßenkatzen. Durch Kastrationsaktionen, die von der Landestierärztekammer organisiert und vom Land Schleswig-Holstein sowie vom Deutschen Tierschutzbund und seinem Landesverband finanziell unterstützt werden, soll die Populationsgröße und damit das Leid der Tiere verringert werden. Seit dem Projektstart in 2014 konnten in 15 Aktionen circa 26.400 Straßenkatzen kastriert werden. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Schleswig-Holstein hatten ihren Zuschuss aufgrund der gestiegenen Tierarztkosten in 2023 erhöht: Die Verbände beteiligten sich mit insgesamt 20.000 Euro.
Hinweis an die Redaktionen: Der Deutsche Tierschutzbund informiert im Rahmen seiner Kampagne „Jedes Katzenleben zählt“ über das Leid der Straßenkatzen und die Wichtigkeit der Kastration: www.jetzt-katzen-helfen.de. Der kürzlich veröffentlichte „Große Katzenschutzreport“ des Deutschen Tierschutzbundes belegt, dass sich das Katzenelend in den letzten Jahren zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme Deutschlands entwickelt hat: www.jetzt-katzen-helfen.de/report