Millionen Katzen leben hierzulande auf der StraßeSo leiden Straßenkatzen in Deutschland
Straßenkatzen kennen viele nur aus dem Ausland. Doch auch hierzulande leben Millionen frei lebende Katzen, die kein Zuhause haben. Das Leid der Straßenkatzen ist über die Jahre zu einem der größten Tierschutzprobleme in Deutschland geworden.
Straßenkatzen in Deutschland leiden im Verborgenen. Sie sind meist scheu, leben auf verwilderten Grundstücken, verlassenen Fabrikgeländen oder Friedhöfen und meiden Menschen. Dadurch bleibt das Leid dieser Tiere für viele unsichtbar, nicht aber für unsere Mitgliedsvereine. 92 Prozent von ihnen haben direkten Kontakt zu den frei lebenden Tieren.1 Das zeigt: Das Leid der Straßenkatzen ist ein bundesweites Problem.
Prozent der Straßenkatzen sind krank, wenn Tierschutzvereine sie das erste Mal untersuchen lassen.
Jahre alt kann eine Katze werden. Auf der Straße liegt ihre Lebenserwartung oftmals bei wenigen Monaten.
von 3 Tierheimen sind (fast) permanent voll belegt.
Millionen Nachkommen können aus einer Katze in zehn Jahren entstehen.
Straßenkatzen leiden unter Krankheiten
99 Prozent der Straßenkatzen sind krank. Das berichten unsere Mitgliedsvereinen, die größtenteils täglich mit den Tieren zu tun haben. Jede 20. ist sogar todkrank.1 Am häufigsten leiden die verwilderten Katzen unter Parasiten, Unterernährung und Infektionskrankheiten wie beispielsweise Katzenschnupfen. Meist sind die Katzen zwar ernsthaft krank, könnten von Tierärztinnen und Tierärzten jedoch wieder gut geheilt werden. Doch dazu müssen hilfsbereite Tierschützer*innen die Tiere überhaupt finden und sie rechtzeitig einfangen. Je weniger Zeit eine Katze allein auf der Straße verbringen muss, desto größer ist die Chance, dass die Behandlung erfolgreich ist.
Straßenkatzen sind auf Menschen angewiesen
Straßenkatzen sind die Nachkommen von nicht kastrierten Hauskatzen, die Freigang hatten, oder auch von ausgesetzten oder zurückgelassenen Tieren. Darum sind sie auf die Hilfe von Menschen angewiesen: Als domestizierte Tierart jagen sie nicht so geschickt wie ihre wilden Vorfahren. Ohnehin finden sie meist nur wenig Beute und können sich selbst und ihren Nachwuchs nicht dauerhaft ausreichend versorgen. Ein regelrechter Teufelskreis beginnt: Mangelhaft ernährte Straßenkatzen erkranken schneller. So geschwächt haben die Tiere wiederum noch weniger Erfolg bei der Jagd. Zwangsläufig sind viele Straßenkatzen unterernährt und können Krankheiten kaum noch etwas entgegensetzen.
Tierschutzvereine füttern und versorgen Straßenkatzen
Viele unserer Mitgliedsvereine betreuen oder unterstützen Futterstellen. An diesen füttern Tierschützer*innen die Straßenkatzen und überprüfen, wie viele der Tiere in ihrem Umfeld leben und wie es ihnen gesundheitlich geht. Dort können sie, wenn es notwendig ist, auch wild lebende Katzen einfangen, sie medizinisch versorgen, kastrieren und kennzeichnen lassen. Dann registrieren sie die Katzen bei unserem Haustierregister FINDEFIX und lassen sie in ihrem angestammten Revier wieder frei. Auf diese Weise vermehren sich die frei lebenden Katzen nicht immer weiter, stecken sich seltener mit bestimmten Krankheiten an und konkurrieren weniger um Futter und Unterschlupfe.
Darum ist die Kastration so wichtig
Der wichtigste Effekt von Kastrationen ist, dass sich Katzen nicht unkontrolliert vermehren können. Wenn möglichst alle Straßen- und Freigängerkatzen aus Privathaushalten kastriert werden, reduziert dies die Straßenkatzenpopulation nachhaltig. Damit sinkt die Zahl jener Katzen, die um ihr Überleben kämpfen müssen.
Denn obwohl Straßenkatzen meist krank sind und in der Regel nicht so lange leben wie von uns gehaltene Tiere, bekommen sie ständig Nachwuchs, wenn sie nicht kastriert sind. Bereits mit etwa einem halben Jahr sind sie geschlechtsreif. Weibliche Katzen werden mehrfach im Jahr rollig, also bereit zur Paarung. Wenn die Tiere sich in dieser Phase paaren, bringt die Katze nach 63 bis 66 Tagen durchschnittlich vier bis sechs Jungtiere zur Welt. Die Überlebenschancen der Kleinen sind zwar gering, wenn sie auf der Straße geboren werden. Doch trotzdem wachsen die Katzenpopulationen stetig an, sofern der Mensch nicht eingreift. Angenommen, dass eine Katze zwei Würfe pro Jahr hat und je Wurf drei Kitten überleben, können nach zehn Jahren aus einer Katze rund 200 Millionen Nachkommen entstehen.
Hilfe für Straßenkatzen reicht nicht aus
Städte und Kommunen reagieren sehr unterschiedlich auf die Problematik frei lebender Katzen. Einige lehnen jegliche Hilfe für die notleidenden Tieren ab. Sie verbieten es sogar, die Straßenkatzen zu füttern. Andere sind aufgeschlossener und erlassen z.B. eine Katzenkastrationspflicht. Sie verpflichten Katzenhalter*innen, ihre Freigänger kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen, geben Tierschutzvereinen, die Kastrationsaktionen durchführen, Zuschüsse und arbeiten mit ihnen zusammen, um die Probleme zu lösen. Auch einige Bundesländer fördern Kastrationen frei lebender Katzen finanziell.
Insgesamt reicht die Unterstützung von Kommunen und Ländern bisher jedoch bei Weitem nicht aus, um die Kosten für Kastration, Kennzeichnung und Betreuung der Katzen zu decken. Die Tierschutzvereine, die die Straßenkatzen, auch mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes oder dessen Landesverbänden, kastrieren und kennzeichnen lassen, bleiben darum auf einem Teil der Kosten sitzen. Die zusätzliche Arbeit neben dem Tagesgeschäft in den Tierheimen bringt sie weiter ans Limit. Nur mithilfe von Spenden und der Unterstützung ehrenamtlicher Tierfreund*innen ist dieser Einsatz überhaupt möglich.
Das können Sie für Straßenkatzen tun
Tragen Sie dazu bei, das Leid der Straßenkatzen zu verringern:
- Lassen Sie Ihre Freigängerkatze kastrieren, wenn Sie das noch nicht getan haben. So verhindern Sie, dass das Leid auf den Straßen durch weiteren Nachwuchs größer wird. Die Kastration von weiblichen und männlichen Katzen ist inzwischen ein Routineeingriff und hat viele Vorteile.
- Lassen Sie Ihre Katze kennzeichnen und registrieren Sie sie bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes – auch wenn sie ausschließlich in der Wohnung lebt.
- Ihr örtlicher Tierschutzverein kann jede Hilfe gebrauchen und freut sich, wenn Sie seine Arbeit unterstützen.
- Insbesondere im Winter sind Straßenkatzen auf Schutzorte angewiesen, an die sie sich zurückziehen können. Auf unserer Kampagnenseite erfahren Sie, wie Sie eine Schutzhütte für Straßenkatzen selber bauen können.
- Spenden Sie vor Ort für die Kastration von Straßenkatzen oder unter jetzt-katzen-helfen.de/spenden für unser Spendenprojekt zum Katzenschutz.
- Sie können auf Ihren Social-Media-Kanälen einen Beitrag über Straßenkatzen posten. Auf unserer Kampagnenseite haben wir dafür Material zusammengestellt. Oder Sie machen bei unserer Aufkleber-Aktion #KatzenHelfen mit. So helfen Sie, möglichst viele Menschen aufzuklären.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
Es gibt noch immer keine bundesweite Regelung für mehr Katzenschutz. Bislang wälzt der Bund das Thema auf die Länder und Kommunen ab. Darum fordert der Deutsche Tierschutzbund schon lange eine bundesweite Regelung für mehr Katzenschutz. Diese könnte Teil einer umfassenden Verordnung zum Schutz von Haustieren sein. Eine solche Heimtierschutzverordnung sollte unter anderem die bundesweite Kastration für alle Katzen mit Freigang vorschreiben und sicherstellen, dass Halter*innen Tiere nur aufnehmen dürfen, wenn sie einen Sachkundenachweis vorweisen können.
Der Staat muss die wichtige Arbeit der Tierschützer*innen in den Tierschutzvereinen und Tierheimen endlich anerkennen und sie dabei finanziell unterstützen. Er darf sie dabei nicht allein lassen, das Staatsziel Tierschutz zu erfüllen, und sie etwa auf den Kosten für die Versorgung und Kastration von Straßenkatzen sitzenlassen.
Quellen und weitere Informationen
1 Die Zahlen stammen aus einer Befragung der dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierschutzvereine aus dem Jahr 2022. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Katzenschutzreport.