Deutschland ist EU-weit das Land, in dem zuletzt die meisten Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wurden. Das geht aus einem jetzt von der EU-Kommission veröffentlichten Bericht1 für das Jahr 2019 hervor. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert, dass Deutschland zu wenig unternimmt, um die Zahl der Versuchstiere zu reduzieren und um Tierversuche durch leidfreie Methoden zu ersetzen.
„Die Statistik belegt die erschreckende Wahrheit schwarz auf weiß: Obwohl die Verantwortlichen in Deutschland immer wieder betonen, dass man bereits genug unternehme, um Tierversuche zu reduzieren, hat es unser Land geschafft, sich beim grausamen Tierverbrauch an die Spitze zu katapultieren“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Bundesregierung muss das EU-Ziel zur Reduktion von Tierversuchen endlich ernsthaft angehen. Wir fordern seit Jahren eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg, hierzu müssen konkrete Schritte formuliert werden.“ Bis zu einem solchen Komplettausstieg fordert der Tierschutzbund, die Förderung von tierleidfreien Ersatzmethoden massiv auszuweiten und zumindest schwerbelastende Tierversuche und Versuche an nichtmenschlichen Primaten sofort zu verbieten.
Die in der Statistik aufgeführten Gesamtzahlen für die EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen verharren auf hohem Niveau: 10.608.764 Tiere wurden zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet, davon 1.855.795 allein in Deutschland. Damit liegt Deutschland beim Tierverbrauch das erste Mal auf Platz 1 - vor Frankreich mit 1.776.567 Tieren und dem Vereinigten Königreich, 2019 noch EU-Mitglied, mit 1.752.132 Tieren. Am häufigsten kamen Mäuse (5.515.089) und Fische (2.574.857) zum Einsatz. Aber auch Primaten (10.203), Hunde (20.641) und Katzen (3.708) mussten in der EU bzw. Norwegen in Versuchen leiden und sterben. Fast eine Millionen Tiere erlitten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden, Ängsten und Schäden.
Europäische Bürgerinitiative gegen Tierleid in Laboren
Um das Leid der Tiere in den Laboren europaweit zu beenden, unterstützt der Deutsche Tierschutzbund die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save Cruelty Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“. Gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen fordert der Verband die Einhaltung und Stärkung des Kosmetik-Tierversuchsverbots, welches derzeit von der EU selbst untergraben wird, eine Umgestaltung des EU-Chemikalienrechts ohne Tierversuche und die Erarbeitung eines konkreten Plans zum Ausstieg aus Tierversuchen. EU-Bürger, die diese Gesetzesänderungen einfordern möchten, können die EBI online noch bis zum 31. August unterschreiben: www.europa-ohne-tierversuche.de
Quelle:
1 „Summary Report on the statistics on the use of animals for scientific purposes in the Member States of the European Union and Norway in 2019“, PDF hier