Der Deutsche Tierschutzbund als größter Tierschutzdachverband und sein Landestierschutzverband Hessen (LTVH) zeigen sich entsetzt über die gestrige tierschutzwidrige Entscheidung in Limburg: Die Stadtverordnetenversammlung stimmte für die Tötung von Stadttauben durch einen Jäger und Falkner. Weil es mildere, tierleidfreie Alternativen gibt, um die Zahl der Stadttauben zu reduzieren, werten die Tierschützer die Entscheidung als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Der Deutsche Tierschutzbund prüft rechtliche Schritte, um gegen die geplante Tötungsaktion vorzugehen.
„Anstatt Taubenschläge einzurichten und so tierfreundlich die Zahl der Stadttauben zu verringern, hat sich Limburg für die Tötung der Tiere entschieden. Das ist nicht nur ethisch verwerflich, sondern stellt auch einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar“, erklärt Katrin Pichl, Fachreferentin für Stadttauben beim Deutschen Tierschutzbund. Ute Heberer, 1. Vorsitzende des LTVH ergänzt: „Wir sind entsetzt, dass sich die Stadtverordnetenversammlung trotz des immensen Protests und mit dem Wissen, dass es mildere, tierschutzkonformere und nachhaltigere Möglichkeiten des Stadttaubenmanagements gibt, die Tötung beschlossen hat. Wir werden das so nicht hinnehmen!“
Taubenschläge wären tierschutzkonforme Alternativen
Mit Bezug auf das Tierschutzgesetz hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart in einem Urteil 2021 (Aktenzeichen 15K 4096/19) festgehalten, dass Behörden keine Erlaubnis zur Tötung von Tauben erteilen dürfen, wenn mildere Alternativen zur Verfügung stehen. Das Fazit des damaligen Rechtsstreits gilt für alle Wirbeltiere: Die Tötung darf nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden und auch nur in begründeten Ausnahmefällen, wenn konkrete Gesundheitsgefahren festgestellt und Alternativen umfassend abgeklärt wurden. Für Stadttauben wurde mittlerweile ausreichend belegt, dass kein erhöhtes Gesundheitsrisiko von den Tieren ausgeht – etwa in Stellungnahmen des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin von 1998 und 2001. Auch verschiedene Fachtierärzte für Vogelmedizin sprechen sich seit Jahren dafür aus, das Stigmata der Tauben als vermeintliche Schädlinge ad acta zu legen. Zudem hat sich als tierfreundliche und nachhaltige Alternative für die Populationskontrollen bei Stadttauben die Errichtung von Taubenschlägen bei regelmäßigem Austausch von Eiern gegen Attrappen etabliert. Für eine etwaige Pflege eines Schlags hatten sich bereits Tierschutzvereine und ehrenamtliche Helfer bei der Stadt Limburg gemeldet.
Tötung verursacht Tierleid und ist nicht nachhaltig
Die Stadt Limburg plant, die Tauben von einem Jäger und Falkner einfangen und per Genickbruch töten zu lassen. Tötungsaktionen führen jedoch höchstens temporär zu einem reduzierten Bestand, dies belegen Studien und Beispiele aus anderen Städten. Im Landkreis Limburg-Weilburg wurde vor über zehn Jahren bereits einmal angeordnet, dass Tauben - durch denselben Falkner – getötet werden, ohne dass das „Taubenproblem“ letztlich gelöst werden konnte. Entstandene „Lücken“ werden aufgrund des angezüchteten „Brutzwangs“ der Tauben schnell wieder von Jungvögeln oder auch zufliegenden Tauben gefüllt. „Es ist inakzeptabel, dass Limburg mit Steuergeldern die Tötung von Tieren finanziert, ohne dass der gewünschte Effekt nachhaltig überhaupt erzielt werden kann“, kritisieren die Tierschutzverbände.
Hinweis an die Redaktionen: Der Deutsche Tierschutzbund räumt mit seiner Kampagne #RespektTaube seit Jahren mit Vorurteilen auf und macht sich für einen tierfreundlichen Umgang mit Stadttauben stark. Mehr Infos unter: www.tierschutzbund.de/taubenschutz