Veröffentlichte Versuchstierzahlen zeigen: 4.207.231 Tiere leiden und sterben in deutschen Laboren Pressemeldung

Primat kurz vor der Operation am Kopf in einem deutschen Labor.

Die Zahl der in deutschen Laboren verwendeten Versuchstiere ist weiter erschreckend hoch: Im Jahr 2022 wurden 2.437.794 Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet, weitere 1.769.437 als „Überschusstiere“ getötet, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Die neuesten Versuchstierzahlen hat das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) heute veröffentlicht. Der Deutsche Tierschutzbund richtet sich an die Bundesregierung und mahnt nicht nur die im Koalitionsvertrag versprochene Reduktionsstrategie zu Tierversuchen an, sondern fordert zudem, auch einen vollständigen Umstieg auf tierversuchsfreie Methoden vorzubereiten. 

„Für einen Wandel hin zu tierversuchsfreien und humanrelevanten Methoden fehlt es noch immer an einer politischen Gesamtstrategie und einer Umwidmung von Fördergeldern. Die Bundesregierung plant aber keinen Ausstieg aus Tierversuchen, sondern bloß eine Verringerung der Versuchstierzahlen. Mit dieser Einstellung lässt sie nicht nur Millionen von Versuchstieren im Stich, sie verfehlt die Vorgaben der Europäischen Union und verpasst den Anschluss in Bezug auf tierleidfreien Fortschritt. Denn nur, wenn sich am ganzen System etwas ändert, kann es gelingen, die Versuchstierzahlen massiv und nachhaltig zu reduzieren und Tierleid zu verhindern. Die Bundesregierung muss die verbliebenen zwei Jahre der Legislaturperiode jetzt dafür nutzen“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Zunahme bei „verbrauchten“ Hunden und Primaten 

Im Jahr 2022 wurden im Namen der Wissenschaft insgesamt 4.207.231 Tiere „verbraucht“. 2.437.794 davon wurden zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet, d.h. sie kamen in Versuchen zum Einsatz (1.725.855 Tiere) oder wurden getötet, um Organe zu entnehmen und zu untersuchen (711.939 Tiere). Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der verwendeten Tiere leicht um 2,6 Prozent. Am häufigsten verwendete man Mäuse (1.865.514) sowie Fische (248.480) und Ratten (157.011). Aber auch 67.466 Kaninchen, 2.877 Hunde, 2.267 Primaten und 538 Katzen mussten in Versuchen leiden und sterben. Es wurden 352 Primaten mehr „verbraucht“ als noch im Vorjahr, bei Hunden stieg die Zahl um 219 an. Neben den für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tieren wurden 1.769.437 „Überschusstiere“ zwar für die Wissenschaft gezüchtet, letztlich aber als überschüssig getötet – oftmals aus rein ökonomischen Gründen. 

Mehr als die Hälfte der Tiere leidet für Grundlagenforschung

Über die Hälfte der Tiere (56 Prozent) musste für die reine Grundlagenforschung herhalten, ohne konkreten oder absehbaren Nutzen der Versuchsergebnisse. 16 Prozent der Versuchstiere wurden bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen verwendet, wie sie etwa für Chemikalien oder Schädlingsbekämpfungsmittel vorgeschrieben sind. 14 Prozent kamen für in der angewandten Forschung, etwa bei der Erforschung von Erkrankungen bei Mensch und Tier zum Einsatz. Insgesamt 62.377 Tiere erlitten in den Versuchen den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden oder Schäden. Ein Beispiel dafür ist ein Tod durch Ersticken nach der Injektion von Giftstoffen.

Hinweis an die Redaktionen: Der Deutsche Tierschutzbund informiert im Rahmen seiner aktuellen Kampagne „Jetzt mehr Tierschutz!“ darüber, welche Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag die Ampel-Regierung bereits angegangen hat und wo es bisher nur leere Versprechungen gibt – u.a. beim Thema Tierversuche: www.jetzt-mehr-tierschutz.de/tierversuche

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