Wenn Billigpreise vor Tierschutz gehenWorauf Sie beim Kauf von Milch achten sollten
Die Verpackungen von Milch werben im Supermarkt mit Bildern von Kühen auf saftig grünen Wiesen. Flaschen und Kartons wecken so den Eindruck von Tierschutz und Idylle. Doch viele führen Verbraucher*innen, die ihre Milch mit möglichst gutem Gewissen und ohne Tierquälerei kaufen möchten, in die Irre.
Kühe sollen Milch geben und sich kaum bewegen
Die meisten Milchkühe sehen und berühren ihr ganzes Leben lang keine einzige Weide. Nur etwa ein Drittel der Rinder, die unsere Milch liefern, dürfen zumindest teilweise draußen grasen. Die anderen leben das ganze Jahr über im Stall. Immer noch werden circa 500.000 Kühe sogar in Anbindehaltung gehalten. So angekettet können sie weder umherlaufen noch sich umdrehen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als tagein, tagaus zu stehen und zu liegen. Das ist gesetzlich erlaubt, sogar das ganze Jahr über. Hauptsächlich sind es kleinere Betriebe, die ihre Rinder auf diese Weise fixieren. Aber auch kleine Bio-Höfe dürfen Kühe in Anbindehaltung halten, ohne ihr Siegel zu verlieren.
So erkennen Sie, dass Tierschutz in der Milch steckt
Wenn Sie nicht auf Milch verzichten möchten und dabei sichergehen wollen, dass die Kühe dafür nicht angekettet im Stall stehen müssen, achten Sie auf das Label „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes. Teilnehmende Betriebe, die ihre Tiere nach den Kriterien der Einstiegs- und der Premiumstufe halten, dürfen sie nicht anbinden. In der Premiumstufe, die Sie an den zwei Sternen erkennen, dürfen die Kühe das ganze Jahr über an die frische Luft und von Frühjahr bis Herbst auf die Weide. So unterstützen Sie Landwirtinnen und Landwirte, die ihre Tiere besser halten, und zeigen, dass Ihnen Tierschutz einen höheren Preis wert ist. Denn die Billigpreise für Milch in den Geschäften sind nur möglich, wenn die Betriebe möglichst viele Tiere auf engem Raum mit wenig Bewegung halten. Molkereien und Einzelhandel zahlen ihnen zu wenig, sodass sie kaum ihre Kosten decken können. Auch Produkte mit den Siegeln EU-Bio oder der Bio-Verbände Bioland, Demeter oder Naturland sind vergleichsweise kostspieliger. Doch auch sie stehen dafür, dass es die Tiere deutlich besser haben.
Das bedeuten Aufschriften wie „Weidemilch“ oder „Heumilch“
Der Begriff „Weidemilch“ ist nicht gesetzlich geschützt. Meist benutzen ihn Hersteller, wenn die Kühe raus auf die Weide durften, in der Regel mindestens 120 Tage. Doch, wie lang dies tatsächlich der Fall war, ist nicht festgelegt. Ebenso sagt diese werbewirksame Bezeichnung nichts darüber aus, wie die Betriebe sie im Stall halten oder womit sie die Tiere füttern. Der Begriff „Heumilch“ hingegen ist geschützt. Er bezieht sich aber nur auf die Fütterung der Kühe, nicht auf Haltung und Tierschutz. Es gibt viele weitere Begriffe, die schön klingen, aber keinerlei Garantie bieten, dass es den Tieren wirklich besser geht. Dazu gehören: artgerechte Tierhaltung, tiergerechte Haltung, aus der Region, aus heimischer Produktion, traditionelle Produktion, bäuerlich oder natürlich. Lassen Sie sich daher nicht täuschen.
Das können Sie tun
Wenn es um den Tierschutz und die Haltung von Milchkühen geht, gibt es aktuell keine strengeren Vorschriften.
Biobetriebe halten ihre Milchkühe tiergerechter, geben ihnen Biofutter und bieten ihnen frische Luft oder lassen sie auf die Weide. Allerdings gibt es leider auch viele Biobetriebe, die ihre Tiere im Winter anbinden.
Es ist der konsequenteste Beitrag zum Tierschutz, statt Kuhmilch Pflanzendrinks aus Hafer, Soja, Mandel, Erbsen, Lupinen, Cashew oder Reis zu verwenden. Ob pur, zum Backen oder für den Kaffee – die Auswahl an veganen Milch-Alternativen ist mittlerweile riesengroß und bietet etwas für jeden Geschmack.