Tiere in der MilchindustrieDas Leid der Milchkühe
Kühe leiden enorm für den Milchkonsum von uns Menschen. Die Deutschen verzehren pro Kopf jährlich mehr als 46 Kilogramm davon – andere Milchprodukte wie Butter, Käse und Joghurt nicht eingerechnet. Für die hohe Nachfrage hierzulande, aber auch für den Export in alle Welt, werden Milchkühe auf Höchstleistung gezüchtet.
Etwa vier Millionen Milchkühe leben in Deutschland. Die Bilder auf Milchverpackungen und Werbungen gaukeln uns vor, dass sie ein glückliches Leben auf grünen Wiesen führen. Doch die Realität einer Milchkuh ist meist alles andere als idyllisch.
Kilogramm Milch verzehren die Deutschen durchschnittlich jährlich pro Kopf - Milchprodukte nicht eingerechnet.
Monate ist eine Milchkuh etwa alt, wenn sie zum ersten Mal besamt wird. Die Kuh ist dann neun Monate trächtig.
Jahre wird eine Milchkuh im Durchschnitt nur alt. Dabei können sie eigentlich 20 Jahre alt werden.
Liter Milch pro Tag geben manche hochgezüchteten Rinderrassen wie die Deutsche Holstein heute.
Milchkühe sind fast dauerhaft trächtig
Kühe geben natürlich nicht einfach so Milch, weil sie Kühe sind. Sie müssen dafür ein Kalb zur Welt bringen. In der Landwirtschaft werden sie deshalb nach Eintritt der Geschlechtsreife mit etwa 15 Monaten zum ersten Mal besamt. Die Kuh ist dann neun Monate trächtig und muss fortan etwa jedes Jahr ein Kälbchen bekommen, damit sie ständig Milch liefert. Einige Wochen nach der Geburt erfolgt bereits die nächste künstliche Besamung. Eine Milchkuh wird auch gemolken, während sie trächtig ist. Durch den ständigen Effizienzdruck und die vielen Geburten werden die Kühe schneller krank. Betriebe lassen sie aber meist nicht behandeln, weil sich das wirtschaftlich nicht für sie lohnt. Deshalb werden die Milchkühe im Durchschnitt nur noch etwa fünf Jahre alt.1 Dabei können sie eigentlich 20 Jahre alt werden. Genau wie Fleisch ist Milch somit oftmals mit enormem Tierleid verbunden.
Das Sterben der Kälber
Die Kälbchen werden meistens kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. In manchen Betrieben verbringen sie ihre ersten Lebenswochen völlig alleine – sie haben dann weder Kontakt zu ihrer Mutter noch zu anderen Kälbern. Während einigen Hunderttausend weiblichen Kälbern ebenfalls ein Leben als Milchkuh bevorsteht, werden die männlichen Kälber teilweise regelrecht verramscht, da sie nicht schnell genug Fleisch ansetzen und sich ihre Mast wirtschaftlich betrachtet kaum lohnt. So werden männliche Kälbchen oft ins Ausland verkauft und mit gerade einmal fünf Wochen unter widrigsten Umständen quer durch Europa transportiert. Viele Tiere überleben diese Tortur nicht oder sind krank, wenn der Transport vorbei ist. Auch danach geht der Leidensweg weiter, denn die Kälber erwarten eine Mast in engen Ställen und schließlich die Schlachtung im Alter von circa acht Monaten.
Hochleistungszucht mit grausamen Folgen
Milchkühe wurden so hochgezüchtet, dass sie immer mehr Milch produzieren. Manche Rinderrassen geben heute bis zu 50 Liter pro Tag – körperlich ein unglaublicher Kraftakt. Die Rasse Deutsche Holstein ist hierzulande die weitverbreitetste. Durch die extreme Milchleistung besteht ein hohes Risiko, dass die Kühe an einer äußerst schmerzhaften Euterentzündung erkranken. Oft lassen Landwirtinnen und Landwirte ihre Tiere nicht behandeln, da sie nicht immer erkennen, dass sie medizinische Hilfe benötigen, oder die Kosten einsparen wollen. Im Durchschnittsalter von gerade einmal fünf Jahren sind die meisten Kühe körperlich derart ausgezehrt, dass sie geschlachtet werden.
Tristes Leben im Stall
Nur etwa ein Drittel der Milchkühe kommt hierzulande für einige Wochen im Jahr auf die Weide.2 Meist leben die Tiere in sogenannten Liegeboxenlaufställen. Dort gibt es zwar Futterplätze, Tränken und Liegeplätze, aber die Tiere können deutlich weniger herumlaufen als auf einer Weide. Nicht immer steht jeder Milchkuh eine eingestreute, trockene Liegefläche zur Verfügung. Zudem ist der Stallboden oft nass und voller Kot, was bei den Tieren Klauenerkrankungen und Lahmheiten verursacht. Auf den rutschigen Laufflächen können die Kühe schnell ausrutschen und hinfallen. Aus arbeitswirtschaftlichen und organisatorischen Gründen wird Kühen der Auslauf auf einer Weide verwehrt. Außerdem halten Betriebe immer mehr Tiere, wodurch der Weidegang ebenfalls abnimmt.
Unzumutbare Anbindehaltung
Etwa eine halbe Million Milchkühe3 leben das ganze Jahr über in sogenannter Anbindehaltung. Sie sind also an einem Platz angebunden und können nicht herumlaufen, sich nicht kratzen, säubern oder drehen. Stattdessen stehen oder liegen sie permanent auf einer Stelle. Häufig sind die Kühe sogar so eng nebeneinander angebunden, dass sie nicht gleichzeitig liegen können. Auch wenn es Betriebe gibt, die den Kühen in Anbindehaltung im Sommer Zugang auf eine Weide gewähren, werden die Tiere mindestens für die Hälfte des Jahres extrem in ihren Bedürfnissen eingeschränkt. Knapp 30 Prozent der Milchkühe in Deutschland werden noch unter diesen Bedingungen gehalten, auch in Öko-Betrieben.
Was Sie tun können
Wer die Zustände in der Milchindustrie nicht länger unterstützen möchte, greift am besten zu Pflanzendrinks. Die Auswahl ist heutzutage in jedem Lebensmittelgeschäft groß: Ob aus Hafer, Soja, Mandel, Kokos, Reis, Cashew, oder Haselnuss – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Mit dem Kauf veganer Alternativen zeigen Sie, dass sie die Situation der landwirtschaftlich genutzten Tiere nicht hinnehmen. Wer dennoch nicht auf Kuhmilch verzichten möchte, sollte auf das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes achten.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
An den Lebensbedingungen der Milchkühe muss sich dringend etwas ändern. Daher fordert der Deutsche Tierschutzbund bereits seit Jahren:
- Weidegang für alle Rinder während der Vegetationszeit
- Auslauf in einem Laufhof während der Wintermonate
- helle Ställe mit Außenklima und breiten, trockenen Laufgängen
- trockene, saubere, eingestreute und weiche Liegeflächen im Stall
- Verbot sowohl der ganzjährigen als auch der saisonalen Anbindehaltung
- Wiederkäuergerechtes Futter
- Zucht auf gesunde, robuste Kühe
Quellen
¹ Bundesverband Rind und Schwein: Rinder- und Schweineproduktion in Deutschland 2018, Meckenheim 2019
² BMEL Statistik: https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/rinderhaltung
³ https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/08/PD21_N051_41.html