Der Deutsche Tierschutzbund hat am Wochenende das 20-jährige Jubiläum seines Tierschutzzentrums Weidefeld in Kappeln an der Schlei (Schleswig-Holstein) gefeiert. Die in Deutschland einzigartige Einrichtung ist zugleich Auffang- und Pflegestation für Haus- und Wildtiere in Not als auch Schulungs- und Informationszentrum. Rund 6.800 Tiere haben die Tierschützer dort in den vergangenen zwei Jahrzehnten aufgenommen und versorgt – darunter viele beschlagnahmte Exoten, die aus tierquälerischen Privathaltungen stammen und für die in Tierheimen oft Platz, Geld oder die nötige Sachkunde fehlen. Aktuell leben über 400 Tiere auf dem ehemaligen Militärgelände. Neben Paten und Spendern gratulierten bei der Jubiläumsfeier auch der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Werner Schwarz und Kappelns Bürgermeister Joachim Stoll.
„Wir sind stolz auf die jahrzehntelange erfolgreiche Tierschutzarbeit im Tierschutzzentrum Weidefeld und danken all den engagierten Patinnen und Paten und den vielen tierlieben Spenderinnen und Spendern, die dieses außergewöhnliche Projekt möglich machen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Gleichzeitig stimmt dieses Jubiläum aber auch traurig: Jedes Tier hier ist ein Mahnmal für die Ignoranz der Menschen, die Tiere ungeachtet ihrer arteigenen Bedürfnisse wie lebende Einrichtungsgegenstände halten. Und solange sich die Politik davor drückt, das Problem präventiv anzugehen, wird es eher größer als kleiner - mehr denn je ist Weidefeld ein Zufluchtsort für Tiere, die keinen Platz in normalen Tierheimen finden.“
Spezialisierte Tierschutzlösungen unterstützen Tierheime
Die Tierschutzarbeit in Weidefeld bei Kappeln an der Schlei begann lange vor der offiziellen Eröffnung des Zentrums: Das 1995 vom Deutsche Tierschutzbund erworbene 13 Hektar große Areal bot 1998 die Möglichkeit für eine Seevogelrettungsaktion: Nach einem Ölunfall auf der Nordsee versorgten die Tierschützer 330 verölte Seevögel. 2003 wurde das Tierschutzzentrum dann offiziell eingeweiht. Seitdem wird die Einrichtung ständig erweitert und mit kreativen Tierschutzlösungen an akute Bedarfe angepasst. Die praxisnahen Lösungen zu aktuellen Tierschutzfragen, die hier entwickelt werden, kommen anderen Tierschutzeinrichtungen im ganzen Land zugute. Von Anfang an vorhanden war etwa das Lissi Lüdemann-Haus, in dem besonders schwierige Tierheimhunde mit viel Geduld therapiert und trainiert werden, um sie schließlich an erfahrene Halter vermitteln zu können. Damit greift Weidefeld auch der steigenden Anzahl an Tierheimen unter die Arme, die akut mit schwer vermittelbaren Hunden zu tun haben. 2011 kam ein Affenhaus hinzu, 2016 wurde die Reptilienstation errichtet, in der heute rund 170 Tiere leben. 2019 zogen die Kragenbären-Brüder Serenus und Balou sowie die Braunbärinnen Maya, Ronja und Mascha ins Tierschutzzentrum, nachdem der Pachtvertrag in ihrem ursprünglichen Zuhause, dem Anholter Bärenwald, nicht verlängert werden konnte. Mit Kragenbärin Malvina, die aus einer Auffangstation bei Kiew evakuiert werden musste, gab es im März 2022 einen Neuzugang. Alle Bären stammen ursprünglich aus schlechter Haltung – in Weidefeld haben sie ein sicheres, bärengerechtes Zuhause gefunden. Das Zentrum ist zudem Ausbildungsbetrieb für Tierpfleger und anerkannte Einsatzstelle für das Freiwillige Ökologische Jahr.
Besucher sind willkommen
Das Tierschutzzentrum Weidefeld ist kein Tierpark oder Zoo, aber dennoch sind interessierte Besucher ausdrücklich willkommen: Wer sich vor Ort von der Arbeit des Zentrums überzeugen möchte, kann noch bis Oktober immer montags bis donnerstags um 13.30 Uhr und freitags um 9.30 Uhr kostenfrei an einer Führung teilnehmen. Die Teilnahme sollte vorher per Telefon (04642/987253) oder E-Mail (info(at)tierschutzzentrum-weidefeld.de) angemeldet werden.