Silvester mit Haustieren

Bei Hunden und Katzen löst vor allem der laute Knall Angst aus, denn sie haben ein viel empfindlicheres Gehör als wir Menschen. Ist der Lärm zu stark, kann er sogar zu dauerhaften Gehörschäden und Verhaltensproblemen wie einer Geräuschangst führen. Parallel dazu schrecken die plötzlichen, grellen Lichter in der nächtlichen Dunkelheit sie auf. Auch der ungewohnte Geruch beeinflusst sie. Diese Komponenten können auch bei Kleintieren wie Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch bei Vögeln und Pferden zu Panik und Stress führen. Selbst Fische reagieren negativ auf laute Geräusche.

Neben unseren Haustieren betrifft dieses Problem natürlich auch Wildtiere. Durch das Feuerwerk werden sie aus ihrer Nacht- oder gar Winterruhe gerissen. Durch den erhöhten Stress und die Panik besteht für sie eine besonders hohe Verletzungs- und sogar Lebensgefahr. Außerdem verbrauchen sie wertvolle Energiereserven, die sie zum Überleben in der kalten Jahreszeit dringend brauchen.

Viele Tiere ändern ihr normales Verhalten. Rehe, Hirsche und andere Wildtiere werden aufgeschreckt. Wildvögel steigen zum Teil in großer Zahl auf und können durch Angst und Stress die Orientierung verlieren, gegen Hindernisse fliegen und sich schwer verletzen oder sogar sterben. Dies ist auch bei anderen Tierarten problematisch: Tiere reagieren durch Panik anders als sonst und können Gefahren noch weniger abschätzen. So kann es dazu kommen, dass z.B. Katzen in unauffindbare Verstecke flüchten oder Hunde vor fahrende Autos rennen.

Beim Jahreswechsel 2022/23 meldeten unsere Partnertierheime daher 212 tote und 17 verletzte Tiere, unter ihnen sowohl Wild- als auch zahlreiche Haustiere.

Für ein entspanntes Silvester ist eine entsprechende Vorbereitung wichtig. Beginnen Sie mehrere Wochen vor dem Jahreswechsel damit, für Ihren Hund oder Ihre Katze ruhige Rückzugsorte zu schaffen, die von der Straßenseite abgewandt und besonders geschützt sind – zum Beispiel ein mit Rollos abgedunkelter Raum, eine gemütliche Höhle oder eine offene Transportbox. So können Ihre Vierbeiner sich daran gewöhnen, bevor es ernst wird. Apropos gewöhnen: Sie können auch versuchen, Ihr Haustier zu desensibilisieren. 

Zum Beispiel mithilfe von speziellen Geräusch-CDs oder Apps mit Feuerwerksgeräuschen, die in geringer Lautstärke abgespielt und langsam gesteigert werden. Durch die gleichzeitige Gabe von Futter oder einem gemeinsamen Spiel können die Geräusche zudem mit etwas Positivem verknüpft werden. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass der Hund dabei immer entspannt bleibt. 

Bei Fragen wenden Sie sich an eine Tierärztin oder einen Tierarzt, der sich auf Verhalten spezialisiert hat. Die Expertin oder der Experte wird Ihnen Tipps geben, um das Training langsam aufzubauen. Eine Erfolgsgarantie für die Desensibilisierung gibt es jedoch nicht. Wenn das Tier trotz Training sehr panisch während der Silvestertage ist, sollte mit der Tierärztin oder dem Tierarzt rechtzeitig über die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten gesprochen werden. Medikamente sollten aber nur eingesetzt werden, wenn unbedingt nötig und sind kein Ersatz für ein gezieltes Geräuschtraining.

Medikamente sollten immer der letzte Schritt sein, den Sie ergreifen. Denn sie können dazu führen, dass Ihr Tier die Angst nach wie vor spürt, jedoch kein passendes Verhalten zeigen kann. Dann wirkt Ihr Haustier zwar äußerlich ruhig, empfindet aber dennoch Stress – und das kann die Angst bei Feuerwerk im schlimmsten Fall verstärken. Ob und welches Medikament für Ihr Tier überhaupt in Frage kommt, muss immer individuell mit der Tierärztin oder dem Tierarzt abgesprochen werden. Es lohnt sich, die Problematik dort bereits frühzeitig anzusprechen. Bei besonders verängstigten Tieren kann es außerdem helfen, den Rat einer Verhaltenstrainerin oder eines Verhaltenstrainers einzuholen. Verzichten Sie unbedingt auf die Gabe von Eierlikör oder anderem Alkohol.

Ihre Katze während des Feuerwerks allein zuhause zu lassen, ist nicht empfehlenswert – zumindest, wenn sie dabei Angst hat. Denn die Anwesenheit Ihrer Bezugsperson sorgt bei den meisten Tieren dafür, dass sie sich besser entspannen können. Hat Ihre Katze kein Problem mit dem Feuerwerk und verschläft den Jahreswechsel, können Sie natürlich auswärts Silvester feiern. Vielleicht stellen Sie eine kleine Haustierkamera auf, um zu prüfen, wie es Ihrer Samtpfote geht – so können Sie im Zweifel schneller reagieren.