Angorakaninchen leiden unter Zucht und schmerzvollem RupfWarum Sie keine Angorawolle kaufen sollten
Mützen, Schals, Pullover oder Unterwäsche mit Angorawolle gelten als warm und kuschelig. Doch rund 90 Prozent der weltweit gehandelten Angorawolle stammt von Angorakaninchen aus China.1 Dort werden sie meist allein in kleinen Käfigen gehalten und mehrfach im Jahr geschoren oder unter Schmerzen gerupft.
Angorakaninchen leben allein in engen Käfigen
Angorakaninchen werden so extrem gezüchtet, dass ihnen besonders viel und unnatürlich langes Fell wächst. Darum verfilzt oder verklebt es auch unheimlich schnell. Um das zu verhindern, hält die Industrie, von der sich allein 90 Prozent in China befinden, die sonst so geselligen Tiere oftmals dauerhaft allein. Denn Artgenossen würden womöglich das profitable Fell anknabbern oder beschmutzen. Die von Natur aus sehr bewegungsfreudigen Kaninchen leben in viel zu kleinen Käfigen, ohne weiche Streu auf Draht- oder Plastikrosten. Darauf verletzen die kleinen Tiere ihre empfindlichen Fußsohlen und Hinterläufe. In den winzigen Käfigen können sie zudem nicht hoppeln, sich nicht ausstrecken, graben oder Männchen machen.
Angorawolle wird teilweise schmerzhaft gerupft
Sobald Angorakaninchen sechs bis acht Wochen alt sind, beginnt ihr Leid für die Wolle. Die Tiere werden drei- bis viermal im Jahr geschoren oder gewaltsam gerupft. Das bedeutet für sie massiven Stress – vor allem der Rupf schmerzt sehr. Dabei bindet das Personal die Tiere an Tischen fest oder klemmt sie zwischen die Beine und reißt teilweise bis zu zwei Stunden pro Kaninchen2 die Haare aus. Danach sind sie nackt und ohne die Angorawolle nicht mehr vor Kälte geschützt. Der Temperaturschock und die enorme Belastung können zu Krankheiten oder gar zum Tode führen: Wenn Angorakaninchen in der industriellen Haltung vorzeitig sterben, dann geschieht dies meist in der ersten Woche nach einer Schur.
Angorakaninchen leiden unter Folgen extremer Zucht
Für die Industrie ist das lange Fell der Angorakaninchen wertvoll. Die Tiere selbst leiden unter der Angorawolle und den Auswüchsen der Zucht, die nur darauf ausgerichtet ist. Sie können ihr Fell alleine nicht mehr sauber halten und pflegen. Die Haut darunter kann sich leicht und schmerzhaft entzünden. Dann können auch Fliegenmaden die Tiere befallen. Angorakaninchen halten weniger Wärme aus und haben oft Magendarmstörungen, wenn sie Haare mitfressen und sich in ihrem Bauch Ballen bilden. Wenn das lange Fell verfilzt und verknotet, fällt es ihnen schwerer, sich frei zu bewegen. Teilweise führt das sogar dazu, dass die Tiere nicht richtig fressen können.
So können Sie Angorakaninchen helfen
Kaufen Sie keine Kleidung oder Accessoires aus Angorawolle. Es gibt zwar Siegel für Produkte aus Angorawolle, die im Handel damit werben, europäische Standards zur Tierhaltung einzuhalten. Doch auch dann müssen die Tiere in der Regel einzeln in kleinen Käfigen leben und die tierquälerische Schur ertragen. Aus Tierschutzsicht gibt es keine kommerziell geeignete Methode, die Wolle von Angorakaninchen ohne Tierqual zu gewinnen.
Teilen Sie Handel und Herstellern von Angoraprodukten Ihre Kritik mit. So lenken Sie die Aufmerksamkeit auf das Thema und signalisieren ihnen, dass Sie weiche und warme Mode ohne Tierleid wünschen.
Greifen Sie zu tierfreundlichen Alternativen. Zum Beispiel zu pflanzlichen Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Sisal, Hanf oder Jute. Ebenfalls geeignet, wenn sie im Idealfall umweltfreundlich recycelt sind: Kunstfasern wie Elastan, Polyester, Polyamid oder Polyethylen.
Halten Sie privat keine Angorakaninchen. Auch abseits der industriellen Großbetriebe mit ihren kleinen Einzelkäfigen leiden die Tiere unter den Folgen der extremen Zucht, die allein auf das lange Fell abzielt. Auch Privathalter*innen müssen das Fell der Angorakaninchen darum ständig pflegen und sie regelmäßig scheren. Das kann die Tiere auch hier teilweise stressen und belasten.
Das fordert der Deutsche Tierschutzbund
Wir fordern, dass die Industrie die Wolle der Angorakaninchen nur verwenden darf, wenn sie die Tiere artgemäß und verhaltensgerecht hält. Dies dürfte wirtschaftlich nicht rentabel sein und ist haltungstechnisch so gut wie unmöglich. Daher muss die Modebranche die Haltung von Angorakaninchen eher beenden, als sie weiterhin so zu halten und zu behandeln wie bislang. Denn unter diesen Bedingungen leiden sie massiv. Außerdem sind Verbraucher*innen nicht zwingend auf Produkte mit Angorawolle angewiesen.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert eine rechtlich verbindliche Verordnung, die klar definiert, was als Qualzucht gilt. Nicht nur die Zucht, sondern auch die Haltung und der Verkauf von Qualzuchten sollen verboten werden.
Quellen
¹ Discover Natural Fiber Initiative (2020). Angora. https://dnfi.org/angora-fibres [abgerufen am 05.05.2023]
² Rechercheergebnisse von One Voice in Frankreich aus dem Jahr 2016 (https://www.stopangora.fr/en/home/?lang=en)