Tiertransporte

Leiden ohne Grenzen

Rindertransport © Jo-Anne McArthur
© Jo-Anne McArthur

Nach wie vor leiden Tiere tagtäglich auf Transporten. LKWs sind überladen, Transporte finden bei extremen Temperaturen statt, Tiere werden nicht angemessen versorgt und grob misshandelt. 

  • In Deutschland werden jährlich ca. 59 Millionen Schweine und 3,6 Millionen Rinder geschlachtet. Zusätzlich zu den Transporten zum Schlachthof werden zur Mast bestimmte Tiere vom Betrieb der Geburt zum Mastbetrieb gefahren.
  • Innerhalb der EU und in Drittländer werden jährlich ca. 350 Millionen lebende Säugetiere und 1 Milliarde Geflügel gehandelt.
  • Aus der EU werden ca. 800.000 Rinder und 2,6 Millionen Schafe und Ziegen in Drittstaaten außerhalb Europas transportiert.
  • Aus Deutschland werden ca. 81.000 als Zuchtrinder deklarierte Rinder in Drittstaaten außerhalb Europas transportiert.

Hinzu kommt der Handel innerhalb der EU. Je größer die EU wird, desto weiter werden die Distanzen, über die mit Tieren gehandelt wird. Beispielsweise werden Kälber ab einem Alter von 14 Tagen nach Spanien verkauft. Eine Fahrt, die von Deutschland aus zwei bis drei Tagen dauert. Stammen die Kälber aus osteuropäischen Ländern, ist die Fahrtzeit entsprechend länger.

Und es gibt noch weitere Transportstrecken. Besonders quälend sind Langstreckentransporte in Länder außerhalb Europas. Auch wenn die Anzahl der Tiere, die diese Transporte erleiden müssen, vergleichsweise gering ist, ist ihr Leiden unfassbar groß. Seit Jahren wird dokumentiert, wie die Tiere auf den Transporten misshandelt werden und wie grausam auch die Methoden sind, mit denen sie schließlich geschlachtet werden. Dennoch unternehmen weder die deutsche Bundesregierung noch die Europäische Kommission Maßnahmen um diese unnötigen Tierquälereien zu unterbinden.

Dass sogar ganze Schiffsladungen mit Tausenden von lebenden Tieren aus Südamerika und Australien in den Nahen Osten bzw. nach Südostasien verkauft werden und diese Tiere noch wesentlich größeren Qualen ausgesetzt sind, kann keine Rechtfertigung für den tagelangen Transport von Tieren aus der EU in Drittländer sein.

Wir machen uns stark gegen Tiertransporte

Seit mehr als 25 Jahren kämpft der Deutsche Tierschutzbund für ein Ende der Tiertransporte. Auch gemeinsam mit unserer europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals haben wir uns immer wieder dafür eingesetzt, Langzeittransporte zu minimieren und die gesetzlichen Vorgaben zu verschärfen. Einige Meilensteine unseres Kampfes finden Sie hier in Bildern:

Anlässlich der Agrarministerkonferenz (AMK) forderten der Deutsche Tierschutzbund und seine 16 Landesverbände im April 2019 die Agrarminister des Bundes und der Länder auf, Lebendtiertransporte in Drittstaaten der EU zu stoppen. Ihre Forderungen übergaben die Tierschützer in Landau in Form einer Resolution an Herrn Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und an die Agrarminister der Bundesländer.

Im Rahmen der Kampagne #StopTheTrucks haben wir mehr als 69.000 Stimmen erhalten. Gemeinsam mit unserer Dachorganisation Eurogroup for Animals konnten wir dann insgesamt 1 Million Unterschriften am 21. September 2017 an den EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übergeben. © François de Ribaucourt

2014 haben wir LKW mit unserem Kampagnen-Motiv „Mein Weg in den Tod ist die Hölle" bekleben lassen, die damit quer durch Deutschland fahren, um auf das millionenfache Leid aufmerksam zu machen.

2012 haben wir die Initiative "8hours" unterstützt, mit der eine Begrenzung der Tiertransportdauer innerhalb der EU auf acht Stunden gefordert wurde. 1,1 Millionen Stimmen kamen bei der Petition "8hours" zusammen und konnten an den EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik übergeben werden.

2005 hat der damalige Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, mit Filmemacher Manfred Karremann und einem ZDF-Team die unzumutbaren Zustände bei Rinder-Transporten in den Libanon dokumentiert. Drei Monate nach der Ausstrahlung des Beitrages wurden die EU-Subventionszahlungen für Schlachtrinder endlich eingestellt.

Unter dem Motto „Zeichen setzen“ fordert der Deutsche Tierschutzbund am 1. Juli 2000 zusammen mit anderen europäischen Tierschutzorganisationen auf einer Kundgebung entlang der Autobahn A 8 das Ende der Langstrecken-Tiertransporte. Der 1. Juli wird fortan zum europaweiten Aktionstag gegen Tiertransporte erklärt. © Jens Wolters

Im April 1995 finden sich Tierschützer aus ganz Europa gemeinsam mit demDeutschen Tierschutzbund zu einer zentralen Kundgebung in Brüssel zusammen und fordern den Stopp qualvoller Langstrecken-Tiertransporte. Hier schleppt Wolfgang Apel, damaliger Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, einen Karton mit Protest-Unterschriften - insgesamt 4 Millionen Unterschriften von EU-Bürgern konnten an die Vertretung der BRD in Europa übergeben werden.

Wir fordern

  • Überarbeitung der Transport VO 1/2005, insbesondere zu Transportzeiten, Platzangebot, Temperaturen
  • Begrenzung der Transportzeit international auf 8 Stunden
  • Schlachtung der Tiere am nächstgelegenen Schlachthof
  • Transport von Fleisch und Sperma anstelle lebender Tiere
  • stärkere Kontrollen der Tiertransporte
  • Keine Abfertigung von Tiertransporten durch Veterinärbehörden, bei denen Anhand der Transportplanung schon ersichtlich ist, dass Tierschutzbestimmungen nicht eingehalten werden können
  • Export-Verbot für lebende Tiere in Drittländer außerhalb der EU
  • Transportverbot in Länder, die nicht einmal die OIE-Standards einhalten
  • eigene Viehzucht in Drittländern anstatt Zuchttiere aus der EU zu importieren

Gesetze greifen nicht

Rind in einem Transporter © Jo-Anne McArthur
© Jo-Anne McArthur

Die EU-Transport-Verordnung und ihre Durchführungsverordnung in Deutschland sollen den Schutz der Tiere sicherstellen. Leider ist das nicht das Fall. Die Bestimmungen der Verordnung reichen nicht aus, um Tierleid zu verhindern. Die Ladedichten sind zu hoch, die Transportdauer zu lang, die Temperaturgrenzen zu weit gefasst.

Laut Transport-Verordnung ist es beispielsweise zulässig, Rinder bei Temperaturen bis 35 Grad über eine Dauer von 29 Stunden zu transportieren, bis sie zum ersten Mal den LKW verlassen müssen. Hier steht ihnen jeweils nur eine Fläche von 1,6 Quadratmetern zur Verfügung.

Die Situation für die Tiere verschlimmert sich, wenn die unzureichenden Bestimmungen auch noch missachtet werden. Das geschieht leider täglich. Es werden mehr Tiere auf die Lastwagen geladen, als erlaubt ist. Die Pausen-Zeiten zur Versorgung der Tiere werden nicht eingehalten, Tiere mit Verletzungen werden verladen, Fahrzeuge haben technische Mängel usw.

Wir fordern seit langem, dass die Verordnung endlich überarbeitet wird. Solange das nicht geschieht, muss sie zumindest strenger kontrolliert und es müssen schärfere Sanktionen verhangen werden, die abschrecken.

Aktuelle politische Situation

Zu dem gleichen Ergebnis ist der EU-Agrar-Ausschuss gekommen. Er hat einen Bericht zur Umsetzung der Verordnung angefertigt. Dieser besagt, dass die Verordnung verbessert und strenger überwacht werden muss. Transporte sollen so kurz wie möglich sein und anstelle lebender Tiere soll Fleisch, anstelle von Zuchttieren Sperma transportiert werden. Darüber hinaus fordert er, dass keine Transporte aus der EU in Drittländer stattfinden dürfen, solange nicht gewährleistet ist, dass die Bestimmungen der EU-Transport-Verordnung bis zum Zielort eingehalten werden.

Im Februar 2019 haben die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes dem Umsetzungsbericht zugestimmt. Gestrichen wurden allerdings leider die entscheidenden Passagen, anstelle von lebenden Tieren Fleisch zu exportieren und generell Transporte in Drittländer zu unterbinden, weil nicht sichergestellt ist, dass die Regelungen der Verordnung dort beachtet werden.

Trotzdem geben die Parlamentarier den Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission einen klaren Auftrag zu handeln. 

Dass sie nicht länger bereit sind, Transporte in Drittländer abzufertigen, wenn abzusehen ist, dass die Tiere während des Transportes und bei der Schlachtung am Zielort leiden, zeigen aktuell verschiedene bayerische Veterinärämter. Dieses Handeln ist vorbildlich, mutig und konsequent.