Puten

Dicht drängen sich die Puten in der industrialisierten Haltung. © A. Farkas/afi
Dicht drängen sich die Puten in der industrialisierten Haltung. © A. Farkas/afi

In Deutschland werden jährlich etwa 29 Millionen Puten gehalten, zu mehreren Zehntausenden auf engstem Raum zusammengepfercht - Tendenz steigend. Erlaubt sind bis zu 52 bzw. 58 Kilogramm pro Quadratmeter Bodenfläche - das sind etwa fünf Hennen bzw drei Hähne pro Quadratmeter, die sich nicht bewegen können, ohne sich gegenseitig zu berühren.

Diese hohe Besatzdichte erhöht das Krankheitsrisiko. Kommt es zum Ausbruch einer ansteckenden Krankheit, ist schnell eine große Anzahl von Tieren betroffen, die möglicherweise getötet werden müssen. Außerdem erhöht eine solch hohe Besatzdichte den Stress für die Tiere - ein weiteres Kriterium, das Krankheitsausbrüche begünstigt. Da die Tiere meist nicht einzeln behandelt werden können,  wird allen Tieren über das Trinkwasser Antibiotika verabreicht, auch wenn einige der Tiere gar nicht erkrankt sind. Solche Antibiotikagaben können in der 22-wöchigen Mastperiode bei Hähnen bis zu 21 mal vorkommen.

Aufgrund der Zucht auf hohe Mastgewichte und einen übersteigert hohen Anteil an Brustmuskelfleisch (Putenbrust) kommt es vor, dass trotz Nachbesserung in der Züchtung die Tiere unter Gleichgewichtsstörungen und schmerzhaften Fehlstellungen der Beine leiden. Die Beine können das vergrößerte Gewicht kaum oder gar nicht mehr tragen. Heutige Zuchtputen sind fast dreimal schwerer als ihre wildlebenden Verwandten. Gegen Ende der Mast liegen die Puten deshalb vorwiegend auf der verschmutzten Einstreu, die Hautentzündungen hervorruft. Die so entstehenden Brustblasen sind schmerzhaft für das Tier und Eintrittspforten für Keime jeglicher Art. Zudem weist regelmäßig ein Großteil aller Puten schmerzhafte Fußballenentzündungen auf, die durch die nasse schmutzige Einstreu bedingt werden.

Massive Verhaltensstörungen

Platzmangel, die häufig vorkommenden Probleme des Bewegungsapparates und die strukturlose und enge Umgebung verhindern, dass Puten ihr arteigenes Verhalten ausleben können. Die Folgen sind massive Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus, die durch Verletzungen bis zum Tod der Puten führen können.

Bekämpft werden die Auswirkungen und nicht die Ursachen der Verhaltensstörungen, indem den Tieren noch als Küken prophylaktisch die Schnäbel kupiert werden. Mittels Infrarot-Methode werden den Tieren Teile des hochempfindlichen Oberschnabels amputiert. Da hier nervenführendes Gewebe verletzt wird, leiden die Tiere nach der Behandlung unter starken akuten und später auch unter chronischen Schmerzen. Häufig können sie sich nicht mehr putzen und haben Schwierigkeiten, Nahrung aufzunehmen.

Wir klagen an

  • In der industriellen Putenhaltung werden wirtschaftliche Interessen höher gestellt als der Schutz der Tiere.
  • Statt Haltungssysteme den Bedürfnissen der Puten anzupassen, werden Puten für eine artwidrige Haltung zurechtgestutzt.
  • Es fehlen gesetzliche Regelungen, die die tierschutzwidrige Zucht und Haltung endlich beenden.

Tiergerechte Putenhaltung ist möglich

Bronzeputen im Offenstall. © Deutscher Tierschutzbund e.V. / NEULAND e.V.
Bronzeputen im Offenstall. © Deutscher Tierschutzbund e.V. / NEULAND e.V.

Langsam wachsende, robuste Putenrassen (z. B. Bronzeputen) haben kaum zuchtbedingte Probleme des Bewegungsapparates. Sie sind vital und widerstandsfähig und bestens für die Freilandhaltung geeignet. Doch solange es weiterhin erlaubt ist, schwere Mastputen zu halten, muss auch die Haltung für diese Tiere so tiergerecht wie möglich gestaltet werden:

  • Besatzdichten von max. 1-2 Puten/qm und flächengebundene Tierzahlen, die das Wohlbefinden der Puten gewährleisten und die Umwelt schonen.
  • Freier Zugang zum Auslauf im Freiland mit Möglichkeiten zur Beschäftigung, zum Picken, Sandbaden, Aufbaumen etc.
  • Kein prophylaktisches Schnabelkürzen, weil die Puten in tiergerechter Haltung wesentlich seltener Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus entwickeln.