Enten und Gänse

Eine Herde Enten und Gänse läuft über die Wiese.

Enten sind Wasservögel. Sie leben in der Regel an offenen Gewässern, wie Seen oder Teichen, denn Wasser ist für sie lebenswichtig. Sie nutzen es für die Gefiederpflege, um zu baden und für die Nahrungssuche und -aufnahme. Enten fressen neben Pflanzen auch kleine Fische, Insekten und Würmer. Hierfür gründeln sie am Boden und seihen mit ihrem Schnabel feste Bestandteile aus dem Wasser.

Auch Gänse sind Wasservögel. Obwohl sie die meiste Zeit des Tages an Land verbringen, ist die Nähe zu einem Gewässer für Gänse ebenfalls elementar. Gänse sind Pflanzenfresser, weiden auf Wiesen und fressen dort Kräuter und Gräser, aber auch Obst, Gemüse und Getreidekörner. Doch auch im Wasser wird gegründelt und der Boden nach Pflanzen abgesucht. Für die Gefiederpflege ist Wasser unbedingt nötig.

Gänse und Enten leben meist in lockeren Gruppen, manche Enten auch zeitweise einzeln. Gänse leben in engen Partnerschaften, Enten suchen sich nur zur Paarungszeit einen festen Partner. Enten und Gänse verteidigen ihre Territorien und Nester oft vehement gegen Konkurrenten oder Eindringlinge. 

Enten- und Gänsehaltung in der deutschen Landwirtschaft

In Deutschland werden Enten vor allem als Masttiere gehalten, jährlich ca. 16 Millionen Tiere. Moschusente (Warzenente, Flugente, Barbarieente), Mulardenente (Kreuzung aus Moschus- und Pekingente) und Pekingente sind die drei Entenrassen, die in der Landwirtschaft am häufigsten vorkommen. 

Die Bedingungen in der Mast sind für Wasservögel katastrophal, das Leid der Tiere in der intensiven Stallhaltung ist enorm. Ohne Zugang zu Wasser, der ihnen meist verwehrt wird, können die Tiere ihren arteigenen Verhaltensweisen in keiner Weise nachgehen. 

Bei der Entenmast geht es darum, in kürzester Zeit möglichst viel Fleisch zu produzieren. So werden die Tiere in sechs bis zehn Wochen turbogemästet bis sie ein Gewicht von bis zu 4,6 kg erreicht haben. Die schnelle Mast führt nicht selten dazu, dass die Tiere nicht mehr laufen können, da Muskeln und Knochen das Gewicht nicht halten können. Pekingenten werden im Allgemeinen im Alter von sechs bis sieben Wochen geschlachtet. Die weiblichen Moschusenten schlachtet man mit zehn Wochen, die Erpel mit 12 Wochen.

In der intensiven Stallhaltung haben die Enten weder Auslauf ins Freie, noch Zugang zu einer Wasserstelle. Oft steht nur eine Nippeltränke zum Stillen des Durstes zur Verfügung. Baden, Gründeln oder die wichtige Gefiederpflege ist nicht möglich. Stattdessen sitzen die Tiere dicht gedrängt auf Gitter- oder Spaltenböden, an denen sie ihre Paddel verletzen. 

Enten dicht gedrängt in der konventionellen Haltung. © A. Farkas/afi
Enten dicht gedrängt in der konventionellen Haltung. © A. Farkas/afi

Das viel zu geringe Platzangebot, die schlechten Luft- und Lichtverhältnisse und der Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten führen vor allem bei Moschusenten zu Verhaltensstörungen wie Federrupfen und Kannibalismus. Moschusenten sind sehr territoriale Tiere und leiden besonders unter der hohen Besatzdichte in den Ställen. Anstatt die Haltungsbedingungen zu verbessern, werden sie oft in stark abgedunkelten Ställen gehalten. Vorbeugend werden den Enten Schnäbel und Krallen gekürzt, damit sich die Tiere keine schweren Verletzungen zufügen können. Der Schnabel ist jedoch bis in die Spitze mit vielen Nerven durchzogen und für Enten und Gänse ein empfindliches Tastorgan. Das Kürzen bedeutet erhebliche akute und oft auch dauerhafte Schmerzen für die Tiere.

Auch Gänse werden in Deutschland hauptsächlich zur Fleischgewinnung gehalten. Die Tiere leben meist in Freilandhaltung oder kombinierter Stall-/Auslaufhaltung. Zugang zu Wasser, damit die Tiere baden, gründeln und ihr Gefieder pflegen können, fehlt aber auch hier häufig.

Federn und Daunen

Gans

Als Nebenprodukt der Fleischgewinnung werden Federn und Daunen von Enten und Gänsen als Füllmaterial für Kissen, Bettdecken, Schlafsäcke, Jacken und Mäntel verwendet. Entenfedern und -daunen werden erst nach der Schlachtung gewonnen. Gänse allerdings werden auch lebend gerupft. Das schmerzhafte Ausreißen der Federn ist in Deutschland nicht erlaubt, wird aber in vielen anderen Ländern wie China noch praktiziert. China ist das Land, aus dem der größte Teil der in Deutschland verkauften Federn und Daunen stammen.  Das Raufen, ein Auskämmen von losen Federn während der natürlichen Mauser, ist in Deutschland nicht verboten. Aber auch das Raufen ist nicht grundsätzlich schmerz- und stressfrei für die Gänse. Wir lehnen die Entfernung der Federn am lebenden Tier deshalb grundsätzlich ab.

Immer wieder werden auch Federn und Daunen verarbeitet, die aus Betrieben im Ausland stammen, in denen Enten oder Gänse für die Stopfleberproduktion gehalten werden. 

Für den Verbraucher ist meist nicht festzustellen, ob Federn und Daunen von Tieren stammen, die tiergerecht gehalten wurden. Sollten Sie Produkte kaufen, die Federn und Daunen enthalten, achten Sie unbedingt auf Siegel zur Herkunft und Gewinnung der Federn und Daunen. Kaufen Sie keine Bettwaren oder Kleidungsstücke, bei denen nicht klar und glaubwürdig erkennbar ist, dass diese tiergerecht erzeugt wurden. Greifen Sie im Zweifelsfall besser zu einer Daunenalternative. 

Unzureichende gesetzliche Regelungen

Bisher gibt es keine bundesweite gesetzliche Regelung zur Haltung von Enten und Gänsen. Im Rahmen des Niedersächsischen Tierschutzplans gibt es immerhin inzwischen die per Erlass gültigen „Mindestanforderungen an die Haltung von Pekingenten“ und die „Mindestanforderungen an die Haltung von Moschusenten“. Allerdings sind diese bisher nur in Niedersachsen bindend, nicht für Betriebe in den anderen Bundesländern.

Die niedersächsischen Vorgaben für die Pekingenten sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber es bleiben lediglich Mindestanforderungen, die in vielen Aspekten verbesserungswürdig sind. Z. B. ist das Platzangebot immer noch sehr gering, die Enten können nicht nach draußen an die frische Luft und es fehlt eine echte Bademöglichkeit. Zumindest müssen die Enten auf Einstreu gehalten werden und sie erhalten eine Möglichkeit um sich den Kopf mit Wasser zu benetzen.

Völlig unzureichend sind die Bestimmungen zur Haltung von Moschusenten. Hier dürfen die Enten weiterhin mit noch höheren Besatzdichten gehalten werden, der Boden darf zu 80 Prozent perforiert sein und das Wasser-Angebot ist noch stärker eingeschränkt. Moschusenten leiden auch unter verbesserten Haltungsbedingungen immer noch derart unter Stress, dass Kannibalismus weiter bestehen bleibt. Daher halten wir die Intensivhaltung von Moschusenten auch unter verbesserten, tiergerechten Bedingungen nicht für durchführbar.

Was können Sie tun?

Der beste Tierschutz ist immer der Verzicht auf Fleisch und eine vegane oder zumindest vegetarische Lebensweise. Auf Enten- und Gänsefleisch sollte generell verzichtet werden.