Straßenhunde in Rumänien

Straßenhund trägt eine Tüte mit Essensresten aus Müllcontainer
Ein Straßenhund in Bukarest findet Essensreste in einem Müllcontainer © Deutscher Tierschutzbund e.V.

Wie in vielen anderen süd- und osteuropäischen Ländern leben auch in Rumänien Tausende herrenlose Hunde auf der Straße. Viele von ihnen sind krank und unterernährt. Frei laufende Hunde von Privatpersonen, die nicht kastriert sind, pflanzen sich mit den Straßenhunden unkontrolliert fort. Welpen, die keiner haben möchte, werden ausgesetzt oder zurück gelassen. So schließt sich der Kreis und das Leid der Straßenhunde nimmt kein Ende.

Um das menschengemachte Problem der Straßenhunde zu lösen, wurde 2014 in Rumänien ein Gesetz eingeführt, nach dem Straßenhunde eingefangen, in öffentliche Tierheime gebracht und nach einer Frist von zwei Wochen getötet werden dürfen. Seit Einführung des Gesetzes wurden neben den herrenlosen Tieren auch Tausende frei laufende Hunde, die einen Besitzer haben, getötet. Die Tiere werden auf offener Straße teilweise mit grausamen Methoden eingefangen. Viele Kinder sind seitdem Zeugen offensichtlicher Tierquälerei geworden. Die Folgen solcher potenziell traumatisierender Erlebnisse für die Entwicklung der Kinder sind noch nicht abzuschätzen.

Das Einfangen und Töten von Straßenhunden ist nicht nur grausam, sondern auch sinnlos. Ein Gebiet kann immer eine gewisse Menge an Tieren fassen. Werden vermehrt Tiere getötet, werden die ehemals besetzten Ressourcen wie Platz- und Futterangebot für neue Tiere frei. Als Folge erhöht sich die Geburtenrate und es wandern Tieren aus der Umgebung zu. Um die hohe Anzahl an Straßentieren langfristig und tierschutzgerecht zu verringern, sind andere Lösungen nötig – wie das Konzept „Einfangen, Kastrieren, Freilassen“, mit dem wir mit Projekten in der Ukraine und zusammen mit unseren Tierschutzvereinen auch in anderen Ländern schon viel erreicht haben.

Unser Tierschutz vor Ort

In Rumänien setzen wir uns seit vielen Jahren für ein besseres Leben der Straßenhunde ein und sind sowohl mit Politikern als auch mit Tierschutzvereinen vor Ort im Gespräch. Etwa jährlich halten wir eine Konferenz in Pitesti ab, zu der wir Bürgermeister, Amtstierärzte, Tierärzte und die Tierpolizei einladen, um gemeinsam Straßenhunde zu kastrieren und die Bevölkerung aufzuklären.

Um unsere langfristigen Ziele zu erreichen, haben wir für die rumänischen Behörden ein Gesamtkonzept für den Umgang mit Straßenhunden verfasst. Dieses schlägt vor Tötungsstationen in Kastrationszentren umzubauen sowie Straßenhunde zu kastrieren, zu impfen und anschließend wieder in ihrem Herkunftsgebiet freizulassen. Nur durch Umsetzung dieser Maßnahmen lässt sich langfristig, nachhaltig und tierschutzgerecht die Straßentierproblematik lösen.

Kostenlose Kastrationsaktionen

Banner und Flyer mit Infos zur Kastrationsaktion im Landkreis Arges © Tierhilfe Hoffnung e.V.

Das 2014 in Rumänien in Kraft getretene Gesetz sieht neben der Kastrationspflicht auch eine Kennzeichnungs- und Registrierpflicht für Besitzerhunde vor. Leider sind diese an sich sinnvollen Vorschriften Schall und Rauch, wenn sich die Bevölkerung das nicht leisten kann. Seit 2014 wurden daher etliche Tiere ausgesetzt. Im Landkreis Arges nordwestlich von Bukarest machen wir gemeinsam mit unserem Projektpartner, dem Verein Tierhilfe Hoffnung, mit Radiospots, Flyern und Bannern auf das kostenloses Kastrationsangebot des Vereins aufmerksam. Damit wollen wir Hundebesitzer daran erinnern, wie wichtig es ist, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Und wir unterstützen den Verein bei den Kastrationen der Besitzerhunde in Câmpulung finanziell.

Mit Erfolg: Das Angebot wird sehr gut angenommen und die Zahl der kastrierten Besitzertiere hat sich deutlich erhöht.

Neben den kostenlosen Kastrationsaktionen für Besitzerhunde nimmt die Tierhilfe Hoffnung auch Straßenhunde und -katzen auf, die im angeschlossenen Tierheim "Smeura" medizinisch versorgt, kastriert und gekennzeichnet werden. Dort leben etwa 6000 Hunde und Katzen. Da aufgrund der aktuellen rechtlichen Situation kein Freilassen der Tiere nach der Kastration möglich ist, transportiert die Tierhilfe Hoffnung wöchentlich Hunde aus der Smeura in deutsche Tierheime, um sie hier in Familien zu vermitteln. Das ist solange nötig, bis die Lage vor Ort geklärt ist, Tötungen nicht mehr erlaubt sind, das Freilassen ermöglicht wird und die freigelassenen Hunde vor Ort durch Futterstellen betreut werden.