Labormaus vor Reagenzgläsern.

Was Sie über Tierversuche wissen solltenWarum gibt es noch Tierversuche?

Tierversuche sind deutschlandweit Alltag in Laboren. Millionen Tiere leiden und sterben dabei, obwohl die Forschung immense Fortschritte macht, tierversuchsfreie Methoden zu entwickeln. Wir erklären, warum es noch Tierversuche gibt, wie sie ablaufen und welches massive Tierleid sie bedeuten.

Was sind Tierversuche?

Im deutschen Tierschutzgesetz sind Tierversuche definiert als „Eingriffe oder Behandlungen an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden und Schäden verbunden sein können.“ Millionen Tiere leiden und sterben jährlich auch in Deutschland in Laboren. Das geschieht oft stellvertretend für den Menschen. Doch auch Tiere verspüren Schmerzen und Angst und leiden erheblich in den Versuchen. Und das oft zum reinen Erkenntnisgewinn, ohne absehbaren Nutzen oder Aussicht auf Erfolg. Es geschieht im Namen der Forschung, um vermeintlich für den Menschen relevante Erkenntnisse über Krankheiten oder mögliche Therapien zu erlangen, aber auch um zu prüfen, ob Stoffe wie Chemikalien oder Arzneimittel für den Menschen oder die Umwelt schädlich sind oder in der Ausbildung und Lehre von Nachwuchswissenschaftler*innen. Aus Tierschutzsicht ist es ethisch nicht zu rechtfertigen, einem Lebewesen, das wie wir Schmerzen empfindet, so etwas anzutun. Doch auch wissenschaftliche Gründe sprechen gegen Tierversuche. Denn:

Tierversuche sind veraltet, aufwendig, teuer und die Ergebnisse oft nicht auf den Menschen übertragbar.

 

Warum macht man Tierversuche?

Obwohl immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft sie ablehnen, werden Tierversuche leider von vielen Politiker*innen, Behördenvertreter*innen, aber auch manchen Forscher*innen als notwendiges Übel akzeptiert. Sie begründen dies damit, dass sie angeblich für die Gesundheit und die Sicherheit des Menschen oder für den wissenschaftlichen Fortschritt notwendig sind. Für Nachwuchswissenschaftler*innen kann es schwierig sein, aus den gegebenen Strukturen, in denen sich Tierversuche verfestigt haben, auszubrechen.

Zudem sind viele Tierversuche in Deutschland und in anderen Ländern nach wie vor gesetzlich vorgeschrieben, beispielsweise, wenn Unternehmen Medikamente, Chemikalien, Schädlingsbekämpfungsmittel oder gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Markt bringen möchten. Mit Tierversuchen soll dann ermittelt werden, ob diese ein Risiko für Menschen oder die Umwelt darstellen könnten. Dabei stammen gerade diese Tierversuche teilweise noch aus den 1940er Jahren. Sie wurden niemals nach heutigem Stand darauf geprüft, wie aussagekräftig sie für Mensch, Tier und Umwelt sind.

Tatsächlich werden 92 Prozent der Arzneimittel trotz umfangreicher Tierversuche nicht zugelassen. Zum Beispiel zeigen Tierversuche manche für den Menschen schädliche Wirkungen von Arzneimitteln nicht an. Manche Arzneimittelkandidaten werden aber auch aufgrund von Schäden für das Tier abgelehnt, obwohl sie für den Menschen wirksam und sicher gewesen wären.

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Sind Tierversuche wirklich nötig?

  • Tierversuche werden nicht gemacht, weil sie besser sind als andere Methoden, sondern weil sie eine lange Tradition haben und weil viele Forscher*innen nach wie vor glauben, dass man bestimmte biologische Abläufe und Wirkungen von Stoffen nur in einem ganzen Organismus sehen und untersuchen kann.
  • Tatsächlich lassen sich die Ergebnisse aus Tierversuchen nur schwer auf den Menschen übertragen. Denn Tiere leben anders als wir Menschen. Ihr Erbgut und die Funktion ihres Stoffwechsels unterscheiden sich von unserem. Auch einige menschliche Erkrankungen bekommen Tiere natürlicherweise nicht, weshalb sie künstlich nachgeahmt werden.
  • Mäuse, Ratten, Kaninchen, Affen, Hunde oder Fische werden in der Regel auch weder so alt wie wir noch haben sie einen identischen Körperbau. Auch darum bringen Tierversuche nicht den erhofften Durchbruch, um dringend benötigte Therapien für Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Parkinson zu entwickeln.
  • Trotzdem wird in Deutschland nur circa ein Prozent aller Tierversuchsanträge von Behörden abgelehnt. Sie müssen die Anträge für gewöhnlich genehmigen, wenn die Antragsteller*innen sie formell richtig gestellt, den wissenschaftlichen Nutzen begründet und erklärt haben, dass der Tierversuch aus ihrer Sicht ethisch vertretbar ist.
  • Denn die Behörden können laut den gesetzlichen Regelungen in Deutschland gar nicht unabhängig prüfen, ob die Aussagen der Antragsteller*innen stimmen. Darum werden immer wieder Versuche genehmigt, die fragwürdig sind, wie Versuche zu Drogen- oder Alkoholsucht oder Tierversuche, deren Versuchsreihen schon sehr lange dauern und auch in nächster Zeit keinen „Erfolg“ versprechen. Dabei gibt es bereits zahlreiche moderne, tierversuchsfreie Methoden.

Tierleid in Tierversuchen

Elektroden in aufgebohrten Affenschädeln sollen Erkenntnisse über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns liefern. Um zu testen, ob ihre Augen verätzen, bekommen Kaninchen Substanzen hinein geträufelt. Ratten sind gezwungen, 90 Tage lang neuartige Lebensmittel zu fressen, um nach ihrem Tod ihre Organe zu untersuchen. Auch extra gezüchtete Mäuse, die Krebsgeschwüre entwickeln, leiden in Experimenten. All diese Tiere haben Schmerzen und Angst – und das alles für Versuche von sehr zweifelhaftem wissenschaftlichem Wert.

Zudem sind für die Tiere nicht nur die Tierversuche selbst schmerzhaft. Ihr Leidensweg beginnt häufig schon beim Transport zu den Versuchslaboren, beim täglichen Umgang und bei der Vorbereitung der Tiere für die Versuche. Häufig werden Versuchstiere zudem ihr Leben lang in viel zu kleinen Käfigen untergebracht, oft ohne ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten und ohne ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben zu können. Teilweise werden sozial lebende Tiere wie Affen einzeln gehalten. Viele Tiere entwickeln Verhaltensstörungen oder verletzen sich selbst. Vor allem gentechnisch veränderte Tiere leiden bereits lange, bevor die eigentlichen Versuche beginnen, weil die vorgenommenen Veränderungen an ihrem Erbgut sie krankmachen. Am Ende der Versuche steht für die meisten Versuchstiere der Tod.

So können Sie helfen

Informieren Sie sich sowohl über Tierversuche und die damit verbundenen Probleme als auch über tierversuchsfreie Methoden.

Klären Sie Ihr unmittelbares Umfeld über Tierversuche und moderne, tierleidfreie Methoden auf.

Versuchen Sie möglichst gesund zu leben. Mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Schlaf und körperlicher Bewegung, wenig Stress und ohne oder wenig Genussmittel wie Tabak oder Alkohol lassen sich viele Krankheiten vermeiden. So kann jede*r selbst dazu beitragen, weniger Arzneimittel verwenden zu müssen.

Vermeiden Sie möglichst Reinigungs-, Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel. Stattdessen können Sie auf Hausmittel oder natürliche Methoden zurückgreifen.

Studierende können ihre Bedenken gegenüber ihren Dozent*innen ansprechen und gemeinsam versuchen, etwa das Sezieren von Tieren zu umgehen. Manche Hochschulen ermöglichen es auch bereits, komplett ohne Tierverbrauch zu studieren.

Jemand hält eine weiße Ratte auf dem Arm und richtet eine Spritze auf sie.
Gegen Tierversuche


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Das fordert der Deutsche Tierschutzbund

Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich dafür ein, aus Tierversuchen auszusteigen und diese langfristig durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen. Wir fordern die Bundesregierung auf, eine Strategie zu entwerfen, wie dies erfolgen kann. Bis diese tierversuchsfreien Methoden Tierversuche überflüssig machen und sie komplett abgeschafft werden, muss die Regierung aus Tierschutzsicht mindestens:

  • Die Förderung von tierversuchsfreien Methoden massiv ausweiten.
  • Schwer belastende Tierversuche und Versuche an nichtmenschlichen Primaten sofort verbieten.
  • Das Genehmigungsverfahren von Tierversuchen anpassen. Bislang ist nicht gewährleistet, dass jeder genehmigte Tierversuch umfassend auf Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit geprüft wurde.

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Sie haben wissenschaftliche Fragen zum Thema oder benötigen weiteres Info-Material für Ihre Pressearbeit oder das Studium? Schreiben Sie uns gerne direkt an tierversuchsfreie-wissenschaft(at)tierschutzbund.de und wir senden Ihnen die gewünschten Informationen zu.

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