Milchkühe

In Deutschland werden in ca. 71 000 Betrieben etwa 4,3 Millionen Milchkühe gehalten. Der größte Teil der Kühe lebt in Niedersachsen, während sich 50 Prozent der Betriebe mit Milchkühen in Bayern befinden. Die Haltung in der konventionellen Landwirtschaft ist nur in ungenauen, allgemeinen Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und der Nutztierhaltungsverordnung geregelt.
Auch wenn in Deutschland durchschnittlich 62 Kühe pro Milchviehbetrieb gehalten werden, leben 25 Prozent aller Kühe in Herden mit mehr als 200 Tieren. Mit der Entwicklung hin zu größeren Betrieben geht der Anteil an Betrieben mit Weidegang zurück. Noch werden ca. 42 Prozent der Milchkühe auf die Weide gelassen.
Auf Hochleistung gezüchtet
Gegen Weidegang sprechen oft arbeitswirtschaftliche und organisatorische Gründe wie ein Melkroboter, der sich im Stall befindet. Außerdem werden mehrheitlich Hochleistungstiere der Rasse Deutsche Holstein gehalten. Die Zusammensetzung des Futters auf der Weide reicht nicht aus, um den hohen Energiebedarf dieser Kühe mit einer Milchleistung von bis zu 50 Kilogramm Milch täglich zu decken. Im Stall hingegen kann man ihnen größere Mengen an Silage und Kraftfutter anbieten.
Die hohe Milchleistung macht die Kühe anfällig für Erkrankungen wie Lahmheiten, Euter-Entzündungen und Fruchtbarkeits-Störungen. Da sich eine tierärztliche Behandlung der Tiere angesichts der niedrigen Milchpreise oft nicht lohnt, werden viele Kühe stattdessen zum Schlachten aussortiert, so dass die durchschnittliche Lebenserwartung nur noch bei vier bis fünf Jahren liegt. Etwa 35 Prozent des Rindfleisches in Deutschland stammt von solchen Kühen.
Recherchen haben gezeigt wie groß das Leiden der Tiere sein kann. Ausgemergelte Milchkühe werden nicht auf dem Milchviehbetrieb eingeschläfert, sondern zum Schlachthof gekarrt. So spart sich der landwirtschaftliche Betrieb die Kosten für den Tierarzt, für die Entsorgung des Kadavers und schönt die Statistik der verstorbenen Tiere. Zwei Schlachtbetriebe, die im Herbst 2018 identifiziert wurden, haben regelmäßig solche „verschlissenen“ Kühe angenommen, eigentlich ein Verstoß gegen geltendes Recht. Die Kühe waren in vielen Fällen so schwach, dass sie nicht mehr selbständig vom Hänger laufen konnten. Anstatt sie auf dem LKW zu betäuben, wurde ihr Leiden unnötig verlängert: Sie wurden mit Elektroschockgeräten misshandelt und wenn sie dennoch nicht weiter liefen, mit einer Seilwinde vom Hänger hinunter gezogen.
Es waren bisher nur zwei Schlachthöfe, denen man diese Praxis nachweisen konnte und die daraufhin geschlossen wurden. Wie viele noch unentdeckt so verfahren ist unbekannt. Besonders verwerflich ist auch, dass die diensthabenden Tierärzte diese Tierquälereien deckten.
Anbindehaltung nimmt ab

Erfreulicherweise nimmt die Anzahl der Betriebe mit Anbindehaltung ab. Auch wenn es Anbindebetriebe gibt, die den Kühen im Sommer Zugang auf die Weide gewähren, werden die Tiere mindestens für die Hälfte des Jahres extrem in ihren Bedürfnissen eingeschränkt. Sie sind an einem Platz angebunden, können nicht herumlaufen, sich nicht drehen und nicht einmal juckende Hautpartien lecken. Häufig sind die Kühe so eng nebeneinander angebunden, dass sie nicht gleichzeitig liegen können. Knapp 30 Prozent der Milchkühe in Deutschland werden noch unter diesen Bedingungen gehalten, auch auf Öko-Betrieben.
Tierfreundlicher sind Laufställe, in denen den Kühen ausreichend Platz angeboten wird, eingestreute Liegeboxen zur Verfügung stehen und Scheuerbürsten zur Fellpflege vorhanden sind. Günstig ist, wenn es neben der Sommerweide für die Wintermonate zusätzlich einen Außenauslauf gibt.
Wer als Verbraucher einen Beitrag zu einer tierfreundlicheren Haltung der Kühe leisten möchte, kann Milch und Milchprodukte wählen, die mit dem Label „Für Mehr Tierschutz“ gekennzeichnet sind. Die Kühe auf diesen Betrieben haben ein ausreichendes Platzangebot und eingestreute Liegeflächen. Sie werden nicht in der Anbindung gehalten, haben einen ganzjährigen Außenauslauf oder Zugang zur Weide. Diese verbesserten Lebensbedingungen sind für den Landwirt mit höheren Kosten verbunden, für die er einen entsprechenden Milchpreis erhält. Dumpingpreise sind kein Beitrag zu tierfreundlichen Haltungsmethoden, sondern führen dazu, dass noch mehr an den Tieren gespart wird und weitere landwirtschaftliche Betriebe schließen müssen.