Hühnermast

Masthühner. © A. Farkas/afi
© A. Farkas/afi

Mehr als 67 Millionen Hühner werden derzeit in deutschen Ställen gemästet. Da man die Tiere nur wenige Wochen lang mästet, sind in einem Jahr mehrere Mastdurchgänge möglich. An die 625 Millionen Hühner werden hierzulande in einem Jahr geschlachtet.

In Form von gebratenen Hähnchen, Hähnchenbrust, -keule oder Chicken Wings gelangt das Fleisch der Tiere auf die Teller der Verbraucher. Die steigende Nachfrage nach Geflügelfleisch - und die spezielle Nachfrage nach Teilstücken wie Brust oder Keule - hat zu einer gezielten Zuchtauslese geführt. Mit sehr negativen Folgen für die Tiere.

Die Hochleistungszucht hat dazu geführt, dass Masthühner bei möglichst geringem Futterbedarf möglichst schnell viel Fleisch ansetzen - insbesondere im Brustbereich. Im Alter von 37 Tagen wiegt ein Masthuhn bereits mehr als viermal so viel wie ein männliches Tier einer Legehennenrasse.

Da die männlichen Tiere der Legehennenrassen weniger schnell Fleisch ansetzen als ihre Altersgenossen der speziell für die Mast gezüchteten Hühnerrassen, werden sie heute nicht mehr gemästet. Mehr als 40 Millionen männliche Küken der Legehennenrassen werden allein in Deutschland an ihrem ersten Lebenstag getötet.

Krank gezüchtet

Durch den unnatürlich groß gezüchteten Brustmuskel hat sich der Körperschwerpunkt der Tiere verlagert. Beine und Hüften können diesem Druck und der starken Spannung nicht mehr standhalten. Das kann zu Verdrehungen der Beine und schmerzhafte Beindeformationen führen. Die Tiere humpeln, lahmen oder können sich aufgrund der Schmerzen gar nicht mehr fortbewegen. Infolge der raschen Gewichtszunahme leiden die Vögel häufig unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele sterben am plötzlichen Herztod (SDS). Die Todesrate der Hochleistungshühner ist im Vergleich zu langsam wachsenden Masthühnern um das Vierfache höher.

Haltung: Dicht an dicht

Masthühner werden in Bodenhaltung und überwiegend in agrarindustriellen Großbetrieben gehalten. Die Ställe bieten den Masthühnern kaum  oder gar keine Abwechslung und haben in der Regel kein Tageslicht. Mehr als 76 Prozent der Masthühner werden in Beständen von mehr als 50.000 Tieren gehalten. Im Gedränge können sich die Tiere mit fortschreitendem Alter immer weniger bewegen, verschlimmert durch die zuchtbedingten Beindeformationen. Arttypische Verhaltensweisen wie Scharren, Picken, Sandbaden, Laufen und Erkunden sind ihnen  kaum möglich. Gegen Ende der Mast können viele Vögel nur noch liegen.

In einer solchen Haltung sind die Tiere kaum aktiv und ängstlich, was wiederum die bestehenden Beinprobleme verstärkt. Hinzu kommt stechend riechendes Ammoniakgas, das durch den Kot entsteht. Es reizt die Augen und schädigt die Atemwegsorgane der Tiere. Das lange Liegen auf der verschmutzten und feuchten Einstreu führt zu schmerzhaften Hautentzündungen an den Fußballen und an der Brust, die als Brustblasen bezeichnet werden.

Abgetrennte Beine und Füße von Masthühnern mit hochgradigen Fußballenentzündungen.
Dem Verbraucher werden die schmerzhaften Entzündungen und Geschwüre der Masthühner verheimlicht - die Beine werden abgetrennt, bevor sie in den Verkauf gelangen.

Tiergerechte Haltung von Masthühnern

Für eine tiergerechte Haltung von Masthühnern müssten folgende Punkte umgesetzt werden:

  • Zucht gesetzlich regeln: Solche Rassen, die unter den zuchtbedingten Problemen wie Beindeformationen und Herz-Kreislauferkranknungen leiden, dürfen weder gezüchtet noch landwirtschaftlich gehalten werden. Stattdessen sind langsam wachsende Zuchtlinien einzusetzen.
  • Besatzdichte reduzieren: Damit die Tiere ausreichend Platz haben dürfen Masthühner bis maximal 25 kg/m² gehalten werden.
  • Haltung: Masthühner müssen unter ausreichend hellem Tageslicht gehalten werden. Zum Ruhen sind Sitzstangen anzubieten, die bereits die Küken nutzen können. Strukturelemente wie Strohballen sollen gleichzeitig der Beschäftigung und als Rückzugsmöglichkeit dienen. Zusätzlich sollte ein Außenklimabereich an den Stall angegliedert werden.
Masthühner in artgerechter Haltung.
Masthühner in artgerechter Haltung.

Macht der Verbraucher

Als Verbraucher können Sie Einfluss darauf nehmen, wie Masthühner gehalten werden. Konsequent im Sinne des Tierschutzes ist der Verzicht auf Geflügelfleisch. Doch auch wenn Sie weiterhin Hühnerfleisch essen möchten, können Sie mit Ihrem Einkauf dazu beitragen, die Tierschutzsituation der Masthühner zu verbessern: Kaufen Sie kein Hühnerfleisch aus konventioneller Landwirtschaft. Kaufen Sie Fleisch von Hühnern, die tiergerecht gehalten wurden, zum Beispiel vom NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung oder aus ökologischer Erzeugung. Dies ist zwar etwas teurer. Dafür werden die Tiere in kleineren Gruppen im Stall gehalten und haben Auslauf ins Freie. Immer häufiger werden dort auch langsam wachsende Zuchtlinien ohne zuchtbedingte Probleme eingesetzt.