Drei Merinoschafe nebeneinander auf einer Wiese

Merinoschafe leiden unter der Zucht und schmerzvollem MulesingWarum Sie keine Merinowolle kaufen sollten

Merinowolle ist ein Verkaufsschlager. Doch für die meisten der kuscheligen Pullover, Mäntel, Funktionsjacken, Mützen, Decken oder Schals aus der Naturfaser leiden in Australien unzählige Merinoschafe unter schmerzvollen Verstümmelungen.

Halter*innen schneiden Merinoschafen Hautfalten ab

Die Industrie in Australien unterzieht die Merinoschafe dem sogenannten Mulesing. Bei dieser grausamen Prozedur entfernen die Halter*innen mit einer speziellen Schere die Falten um den After- und Vulvabereich der Tiere. Das geschieht meist ohne oder mit nicht ausreichender Betäubung oder Schmerzmittelgabe und soll verhindern, dass sich dort Fliegenmaden einnisten. Alternativ schneiden sie die Blutzufuhr der Hautfalten mit Kunststoffklammern ab oder entfernen die Hautstellen mit flüssigem Stickstoff, dem Freeze Mulesing. Dabei sterben beziehungsweise frieren die Körperpartien langsam ab, was ebenso schmerzhaft ist wie das Abschneiden selbst¹. Das Mulesing ist in Australien an der Tagesordnung. 80 Prozent der Merinowolle stammen von dort².

In Zahlen

70 - 80%
der australischen Merinowolle stammen von gemulesten Schafen³, nur ca. 20 % sind mulesingfrei.
2 - 10
Wochen alt sind die Lämmer bei den schmerzvollen Schnitten oder Clippings.
2004
hatten australische Farmer*innen bereits erklärt, das Mulesing bis 2010 zu beenden. Ein leeres Versprechen.
500.000
Merinoschafe leben ungefähr in Deutschland⁴. Sie haben keine unnatürlichen Falten. Ihre gröbere Wolle dient unter anderem als Dämmmaterial beim Hausbau.

Fliegenmaden nisten sich in der Merinowolle der Schafe ein

Merinoschafe sind anfällig für Fliegenmaden, weil sie unnatürlich viele Hautfalten haben. Die extra so hochgezüchteten Tiere sollen möglichst viel und möglichst feine Merinowolle liefern. Mehr Haut, mehr Wolle, mehr Profit. Doch unter den Hautfalten sammelt sich Feuchtigkeit und besonders die Hautfalten der After- und Genitalregion verschmutzen schnell. Der angesammelte Kot und Urin locken Fliegen an, die ihre Eier ablegen. Wenn die Fliegenmaden schlüpfen, fressen sie sich in das Gewebe der Merinoschafe. Die betroffenen Partien entzünden sich und die Tiere können im schlimmsten Fall an den Folgen versterben.

Fliegenmaden bedeuten eine große Gefahr für die Merinoschafe. Das rechtfertigt aber noch lange nicht die höchst schmerzhaften Eingriffe.

Broschüre zu tierfreundlicher Mode

Merinoschafe leiden unter offenen Wunden

Die Schäfer*innen beugen dem Befall durch Fliegenmaden vor, wenn sie die Hautfalten entfernen. Auf den glatten Narben wächst keine Wolle mehr und Fliegen legen ihre Eier hier nicht mehr ab. Doch das Mulesing ist die zeitsparendste und denkbar schmerzvollste Methode. Danach behandeln die Verantwortlichen die Wunden oft nicht einmal. Die offenen Stellen sind so groß wie eine Handinnenfläche und müssen von allein heilen beziehungsweise vernarben. Dafür, dass die Industrie satte Gewinne einfahren kann, zahlen die Merinoschafe einen sehr hohen Preis. Das sollten uns weder modische Schnäppchen noch der Kuschelfaktor der Merinowolle wert sein.

So können Sie den Merinoschafen helfen

  1. Kaufen Sie keine Wolle, die in Australien unter Mulesing produziert wurde oder deren Herkunft unbekannt ist. Fragen Sie beim Kauf von Wolle und Wollprodukten nach der Herkunft. In Neuseeland und Südafrika, wo ebenfalls Merinowolle produziert wird, ist das Mulesing beispielsweise verboten und in Argentinien ist es nicht üblich. Wenn Sie keine Auskunft über die Herkunft erhalten, kaufen Sie keine Merinowolle. Durch bewusste Entscheidungen und gezielte Einkäufe kann jede*r Einzelne ein Zeichen setzen und dazu beitragen, diese Tierquälerei zu beenden.

  2. Kaufen Sie lieber Produkte aus pflanzlicher Naturfaser. Baumwolle, Leinen, Sisal, Hanf oder Jute sind echte Alternativen ohne Tierleid. Auch für andere tierische Produkte wie Leder gibt es mit Kork, Pilzen und Ananas oder synthetischen Fasern aus nachhaltigem Recycling mittlerweile spannende Varianten. Mehr zu tierfreundlicher Mode erfahren Sie in unserem Faltblatt "Vegane Kleidung"

Das fordert der Deutsche Tierschutzbund

Wir lehnen es ab, die Tiere aus wirtschaftlichen Gründen grausam und schmerzhaft zu verstümmeln. Politik, Handel und Landwirtschaft sind gefordert, dieser Tierqual ein Ende zu setzen.

Wir plädieren dafür, Tiere zu züchten, die weniger ausgeprägte Hautfalten und somit auch weniger Wolle im Afterbereich haben. Die Halter*innen der heutigen überzüchteten Tiere sollten sie am Hinterteil mehrmals im Jahr stutzen, statt die Hautpartien qualvoll zu entfernen. Ebenso könnten sie diese Schafe vorbeugend mit Insektiziden behandeln, wenn die Mittel keinerlei Nebenwirkungen für die Tiere bedeuten und nicht in der Wolle zurückbleiben.

Wir appellieren an die Modeindustrie und den Handel, auf pflanzliche Alternativen oder zumindest auf Merinowolle zu setzen, die ohne Mulesing produziert wurde. Verbraucher*innen empfehlen wir, keine Merinowolle aus Australien zu kaufen, wo Mulesing an der Tagesordnung ist. Greifen Sie lieber zu Produkten aus pflanzlichen Naturfasern.

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Quellen

¹ Government of Western Australia Department of Primary Industries and Regional Development's Agriculture and Food (2022, 7. Dezember). Managing non-mulesed sheep. https://www.agric.wa.gov.au/livestock-parasites/managing-non-mulesed-sheep [abgerufen am 24.03.2023]

² Cappelli, R. (2022) Slay. Singapore, USA:Let Us Be Heroes  (00:56:06 – 00:56:36)

³ Government of Western Australia Department of Primary Industries and Regional Development's Agriculture and Food (2022, 7. Dezember). Managing non-mulesed sheep. https://www.agric.wa.gov.au/livestock-parasites/managing-non-mulesed-sheep [abgerufen am 24.03.2023]

⁴ Man geht in Deutschland von 1,5 Mio. Schafen aus (Statistisches Bundesamt (2023). Schafbestände leicht gestiegen. https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/schafe.html  [abgerufen am 24.03.2023]) und der Merino(land)schafanteil liegt bei ca. 30% (plus Merinolangwollschaf 0,8% und Merinofleischschaf 1,4%): Mendel , C. (2022). Praktische Schafhaltung. Stuttgart (Hohenheim): Eugen Ulmer KG. 

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