Merinowolle
Tierschutzproblem "Mulesing"

Merinowolle gilt als funktional, atmungsaktiv und wetterfest und kommt daher oft bei Funktions- und Outdoor-Bekleidung zum Einsatz. Aber auch Pullover, Mäntel, Mützen, Decken oder Schals aus der Kuschelwolle sind sehr beliebt. Mit wie viel Tierleid die Herstellung verbunden ist, ist aber leider kaum bekannt. Knapp 90 Prozent der beliebten Merinowolle kommt aus Australien, wo es bei den sehr stark bewollten Merinoschafen üblich ist, das so genannte „Mulesing“ durchzuführen. Ein großes Tierschutzproblem.
Schafe leiden für Kuschelwolle
Um möglichst viel Wolle zu liefern, wurden Merinoschafe auf viele Hautfalten gezüchtet – und sind daher besonders anfällig für den Befall von Fliegenmaden. Die Fliegen legen ihre Eier in die warmen, feuchten, von Kot und Urin verschmutzten, schlecht belüfteten Hautfalten der After- und Genitalregion ab. Dort herrscht das optimale Klima, damit die Eier sich zu Maden weiter entwickeln. Die geschlüpften Fliegenmaden fressen sich in das lebende Gewebe der Tiere. Es kommt zu schweren Entzündungen und oft auch zum Tod des Schafes. Besonders bei hohen Außentemperaturen entwickeln sich die Maden schnell.
Zur Vorbeugung werden den Lämmern daher - ohne Betäubung und in der Regel ohne Schmerzmittelgabe - mit einer speziellen Schere Hautfalten um After, Vulva und Schwanz herausgeschnitten. Diese Wunden werden nicht weiter behandelt, sondern müssen von alleine heilen und vernarben. Auf dem Narbengewebe wächst keine Wolle mehr, es bleibt glatt und faltenfrei, so dass hier Fliegen nicht mehr angelockt werden. Das „Mulesing“ ist eine grausame und schmerzhafte Verstümmelung der Tiere und aus Tierschutzgründen entschieden abzulehnen. Nur zehn Prozent der australischen Merinowolle ist Mulesing-frei.
Neben Australien wird Merinowolle auch in Neuseeland, Südafrika und Argentinien produziert. In Neuseeland und Südafrika ist das „Mulesing“ verboten und in Argentinien ist diese Methode nicht üblich.
Auch in Deutschland ist diese grausame Prozedur verboten. Das Merinolandschaf ist mit etwa 30 Prozent des deutschen Schafbestandes die hierzulande am häufigsten vorkommende Schafrasse. Diese Schafe haben keine Hautfalten und ihre Wolle ist viel gröber, weshalb sie nicht in Kleidung sondern zum Beispiel als Dämmmaterial verarbeitet wird.
Ein Lösungsansatz ist die Zucht auf weniger ausgeprägte Hautfalten und Bewollung in der After- und Genitalregion. Eine weitere Möglichkeit ist das Stutzen der Wolle an den gefährdeten Stellen mehrmals jährlich, auch in Verbindung mit einer Behandlung mit Insektiziden.
Proteste gegen Mulesing
Zahlreiche Proteste internationaler Tierschutzorganisationen gegen das „Mulesing“ und Boykottaufrufe gegen australische Wolle haben dazu geführt, dass mehrere Handelsketten die Verarbeitung australischer Wolle, die unter „Mulesing“ der Schafe gewonnen wurde, eingestellt haben.
Auf den Druck von Tierschutzorganisationen hin erklärten sich die australischen Farmer 2004 bereit, das „Mulesing“ bis 2010 einzustellen. Einige Jahre später hat die Branche die Pläne zum Ausstieg aus dem „Mulesing“ allerdings aufgegeben und das Tierleid geht bis heute unverändert weiter.
Das können Sie tun
Fragen Sie beim Kauf von Wolle und Wollprodukten, ob die Wolle in Australien produziert wurde und von gemulesten Schafen stammt!
- Wenn Sie keine Auskunft über die Herkunft erhalten, kaufen Sie keine Merinowolle!
- Schreiben Sie Protestbriefe an den Einzelhandel, die australische Regierung und das deutsche Außenministerium!
Nur durch gezielten Einkauf und Protest kann der Verbraucher diese Tierquälerei beenden.