Vergiftungen bei Heimtieren

Katze neben einem Weihnachtsstern
Weihnachtssterne sind für Tiere höchst giftig.

Tierbesitzer führen unspezifische Erkrankungen Ihres Tieres oft auf Vergiftungen zurück. Häufig kann diese Vermutung allerdings durch den Tierarzt nicht bestätigt werden. Aber die wenigstens Tierpatienten einer Tierarztpraxis erkranken bzw. versterben in Folge von Vergiftungen. Dennoch sollten Tierhalter wachsam sein und mögliche Gefahrenquellen meiden.

Das ist giftig für Ihr Tier

Die Menge macht das Gift! Abhängig von der aufgenommenen Menge und der Größe/Körpergewicht bzw. dem Gesundheitszustand des Tieres können Giftstoffe je nach Substanz teilweise nur leichte Symptome auslösen, aber auch lebensbedrohlich werden. Es wird daher geraten, bei beobachteter Aufnahme der folgenden Substanzen unbedingt einen Tierarzt zu kontaktieren (die Liste ist nur eine Auswahl und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit).

Chemische Gifte

Alpha-Chloralose (Giftköder für Nagetiere)

Symptome: Ataxie/Schwanken, Krämpfe, zum Teil starkes Speicheln, Untertemperatur

Ethylenglykol (Frostschutzmittel)

Symptome: Erbrechen, vermehrte Wasseraufnahme, vermehrter Urinabsatz, Benommenheit, Taumeln, Schwanken bis hin zum Koma

Hinweis: Schon geringe Mengen können lebensgefährlich sein.

Humane Arzneimittel (z.B. Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen)

Symptome: blutiger Durchfall, Erbrechen.

Hinweis: Medikamentenschachtel und Beipackzettel sollten dem Tierarzt vorgelegt werden!

Rattengift

Symptome: Blutungen (z. B. Nasenbluten), Blutergüsse, Schleimhautblutungen, Verletzungen hören nicht auf zu bluten, Tiere taumeln, blutiger Kot- oder Urinabsatz möglich, zunehmende Schwäche, blasse Schleimhäute, Krämpfe, bis hin zu plötzlichem Versterben

Hinweis:

  • Je nach Präparat treten Symptome auch erst Tage nach der Aufnahme auf.
  • Bei den Giftstoffen handelt es sich meistens um Blutgerinnungshemmer.

Reiningungsmittel

Symptome: vermehrtes Speicheln, Erbrechen, tiefgehenden Schleimhautablösungen (Ulzera) in der Maulhöhle, Fieber, starke Hautirritationen

Hinweis:

  • Nahezu alle Haushaltsreiniger und Desinfektionsmittel können bei Aufnahme Reaktionen (Hautirritationen, ggf. Allergien) bei Mensch und Tier hervorrufen.
  • Wir empfehlen grundsätzlich jedem Tierhalter mit Haushaltsdesinfektions- und Reinigungsmitteln sehr sparsam umzugehen.
  • Nach dem Einsatz von Haushaltsreinigern sollte man den Boden und alle Gegenstände, mit denen das Haustier in Berührung kommen kann, immer mit klarem Wasser nachspülen.
  • Für Katzen ist vor allem der Wirkstoff Benzalkoniumchlorid giftig, der in vielen Haushaltsreinigern enthalten ist. Wenn Katzen diese Reinigungsmittel ablecken oder mit der Haut in Kontakt kommen, können oben genannte Symptome auftreten.

Theobromin und Coffein

Symptome: Hecheln, Unruhe, Durchfall, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen

Hinweis: Vergiftungen werden hier ausgelöst durch die Aufnahme von größeren Mengen von Kaffee, (dunkler) Schokolade oder Tee (herzwirksame Inhaltsstoffe).

Xylitol (Zuckeraustauschstoff z.B. in zuckerfreien Kaugummis)

Symptome: Schwäche, Zittern, Erbrechen, Seitenlage, Koma, Krampfanfälle 

Hinweis:

  • Schon die Aufnahme geringer Mengen kann zu einer Unterzuckerung des Körpers führen.
  • Mengen ab 0,5g/kg können ein akutes Leberversagen und Störungen der Blutgerinnung verursachen.

Pflanzliche Gifte

Pflanzen

Welche Garten- und Zimmerpflanzen für Ihr Tier gefährlich sind, erfahren Sie hier:

Was tun bei Verdacht auf Vergiftungen beim Haustier?

Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung oder wurde eine Giftaufnahme tatsächlich beobachtet, muss SOFORT der Tierarzt aufgesucht werden. Ist das Tier ohne Bewusstsein, schwebt es in Lebensgefahr und muss unverzüglich zum nächst gelegenen Kleintierarzt oder in eine nahe gelegene Tierklinik gebracht werden.

Damit der Tierarzt die richtige Behandlung einleiten kann, ist er auf folgende Hinweise angewiesen:

  • verdächtige Giftquelle (wenn möglich auch die Verpackung, ev. Beipackzettel) in die Praxis mitbringen
  • Produktbeschreibung des Giftes
  • Zeitpunkt der Giftaufnahme
  • Menge der Giftaufnahme
  • Weg der Giftaufnahme (oral, über die Haut, eingeatmet)
  • angefressenes oder erbrochenes Material (in einem Plastiksack verpackt)

Außerdem hilfreich:

  • Was wurde gefüttert / gefressen?
  • Hatte das erkrankte Tier Zugang zu giftigen Pflanzen?
  • Hatte das Tier Zugang zu Insektiziden, Rodentiziden, Herbiziden oder wurde in seinem Aufenthaltsbereich oder der näheren Umgebung eine Schädlings- oder Unkrautbekämpfung durchgeführt?
  • Wurde es in letzter Zeit einer Ekto- oder Endoparasitenbehandlung unterzogen?
  • Wurden Medikamente verabreicht?
  • Wurde in der Umgebung des Tieres etwas verändert (Bauarbeiten im Haus oder Garten, neue Einrichtungen, neues Zubehör, z.B. Hundedecke)?

Vergiftungen: Erste lebenserhaltende Maßnahmen

  • Atemwege freihalten: Maulhöhle von Schleim und Erbochenen befreien, Zunge herauslagern
  • Bei Krämpfen: Tier beruhigen und Gegenstände entfernen, an denen es sich verletzten kann (Selbstschutz beachten!).
  • Bei Atemstillstand: Herzdruckmassage (Tier seitlich lagern und linke Brustwand rhythmisch komprimieren)

Der Tierbesitzer sollte kein Erbrechen auslösen, da das Tier ersticken könnte. Er sollte auch nicht versuchen, dem Tier Milch, Eiweiß oder pflanzliche Öle zu verabreichen.

Er kann versuchen, das Fell, die Haut, die Schleimhäute und Augen des Tieres mit lauwarmem Leitungswasser zu waschen (Handschuhe benutzen!). Trockene Pulver können mit dem Staubsauger entfernt werden.

Zusätzliche Maßnahmen durch den Halter sind nur dann sinnvoll, wenn er genau weiß, welche Giftstoffe sein Tier aufgenommen hat. Es ist zunächst immer der Rat eines Tierarztes einzuholen!

Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland

In Deutschland gibt es acht Giftinformationszentren (GIZ), die eine medizinische Notfallberatung zu Vergiftungen durchführen. Rein tiermedizinische Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren gibt es leider nicht. Die MitarbeiterInnen in den genannten humanmedizinischen Zentren können aber in einigen Fällen auch die Gefahr der Vergiftung bei Tieren einschätzen und Tierbesitzer entsprechend beraten. Für Tierärzte bietet die Schweizer Webseite von CliniPharm/CliniTox zusätzlich viele hilfreiche Informationen.

Berlin: Giftnotruf Berlin

Berliner Betrieb für Zentrale gesundheitliche AufgabenInstitut für Toxikologie-Klinische Toxikologie und Giftnotruf Berlin
Telefon: 030/19240
Oranienburger Straße 285
13437 Berlin

Bonn: Informationszentrale gegen Vergiftungen

Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/19240 und 0228/28733211
Adenauerallee 119 
53113 Bonn

Erfurt: Giftinformationszentrum

Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, c/o HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 0361/730730
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt

Freiburg: Vergiftungs-Informations-Zentrale

Telefon: 0761/19240
Hugstetter Strasse 49
79106 Freiburg

Göttingen: Giftinformationszentrum-Nord

Georg-August-Universität - Bereich Humanmedizin, Beratung durch ein Ärzteteam aus den Bereichen Innere Medizin, Arbeitsmedizin, Psychiatrie/Suchtforschung, Pharmakologie/Toxikologie, public health, unterstützt durch zwei Chemiker
Telefon: 0551/19240
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen

Homburg/Saar: Informations- und Beratungszentrum

Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Gebäude 9
Telefon: 06841/19240
Kirrberger Straße 
66421 Homburg/Saar

Mainz: Giftinformationszentrum Rheinland-Pfalz/Hessen

Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Telefon: 06131/19240 und 06131/232466
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz

München: Giftnotruf und Abteilung für Klinische Toxikologie

Medizinische Klinik rechts der Isar der Technischen Universität München
Telefon: 089/19240
Ismaninger Straße 22
81675 München