Haltung von Elefanten im Zoo
(Kaum) vertretbar?

Eine Haltung von Elefanten in Menschenhand ist nicht nur sehr schwierig und extrem aufwändig, sondern auch mit einer Vielzahl von Problemen verbunden. Dies fängt schon bei der Gehegefläche und -ausstattung an, die den Tieren zur Verfügung gestellt wird. Immer noch halten einige deutsche Zoos ihre Elefanten auf gerade einmal 1.000 bis 2.000 Quadratmeter, teilweise sogar weniger, was absolut unzureichend ist. Außenanlagen von über einem Hektar (> 10.000qm), die zumindest Raum für die wichtigsten Geländestrukturen und die Ausübung von Grundbedürfnissen der grauen Riesen bieten, finden sich in Deutschland - von einer Ausnahme abgesehen - bisher nicht (Stand: Dezember 2013).
Auch das Sozialverhalten von Zooelefanten wird massiv negativ beeinflusst. Elefanten dürfen als sozial lebende Tiere nicht allein gehalten werden, die Mindestgruppengröße von vier Tieren wird aber nicht von allen Zoos erreicht. Durch überholte Formen des Zuchtmanagements bedingt werden zudem immer wieder Mütter und Töchter getrennt – ein Umstand, der in freier Wildbahn grundsätzlich nie vorkommen würde und ein gravierendes Tierschutzproblem darstellt. In jüngerer Vergangenheit wurden sogar knapp dreijährige Saugkälber aus ihrer Familie gerissen und in andere Zoos transportiert, auch dies alles andere als tierschutzgerecht.
Grundsätzlich sind bei gehaltenen Elefanten selbstbestimmte Bewegung sowie das Sozial- und Komfortverhalten mehr oder weniger stark eingeschränkt. Nicht selten kommt es auch zu Auseinandersetzungen zwischen unverwandten Weibchen. Tätigkeiten wie Nahrungssuche, Feindvermeidung und teilweise auch die Nachwuchspflege entfallen. Jedoch haben gerade hoch entwickelte Tiere wie Elefanten ein großes Bedürfnis, die von der Natur gegebenen Lebensäußerungen und Sinnesleistungen sowie ihre Fähigkeiten sozialer und mentaler Art zu nutzen. Bewegungsarmut und mangelhafte Beschäftigung können entsprechend zu Verhaltensstörungen (Stereotypien) führen.
Direkter Kontakt
Traditionell wurden Elefanten im Zoo im sogenannten „direkten Kontakt“ (free contact) gehalten. Auch heute ist diese Methode in deutschen Zoos noch zu finden. Die Tiere werden dabei durch den Pfleger als „Ersatz“-Leittier dominiert, was keine artgerechte Haltung im eigentlichen Sinne darstellt. Die Elefanten werden für etwaige Pflegemaßnahmen in den Innengehegen meist angekettet, was in manchen Einrichtungen bis vor wenigen Jahren auch nachts erfolgte. In einigen Zoos müssen die Tiere sogar zirkusähnliche Kunststücke zeigen.
Geschützter Kontakt
Um die Unfallgefahr zu minimieren, wurde in einigen Zoos die Elefantenhaltung mittlerweile geändert und der so genannte „geschützte Kontakt“ (protected contact) eingeführt. Dabei arbeiten die Elefantenpfleger durch eine sichere Abschrankung mit den Elefanten. Zur Fußpflege und der Behandlung von Verletzungen muss der Elefant den Fuß oder den verletzen Körperteil durch bzw. an die Gitteröffnung halten. Dies hat auch für die Tiere grundsätzlich Vorteile, da sie nicht dominiert werden, ihr Rangordnungsverhalten nicht unterdrückt wird und auch das Anketten entfällt.
Ohne Kontakt
Darüber hinaus gibt es – wenn auch nicht in Deutschland – noch Haltungen „ohne Kontakt“ (no contact). Bei dieser Haltungsart werden die Elefanten nicht beeinflusst oder trainiert. Körperpflege und Beschäftigung durch den Pfleger entfällt. Diese Haltungsmethode könnte grundsätzlich für die beste (da "natürlichste") Methode gehalten werden. Sie ist aber nur auf großen Anlagen und auch dann nur bei intakten Sozialstrukturen innerhalb der Elefantengruppe möglich. Tierärztliche Untersuchungen können im Bedarfsfall zudem nur unter Betäubung gemacht werden.
Der Deutsche Tierschutzbund sieht die Haltung von Elefanten im Zoo daher sehr kritisch, da eine umfassende artgerechte Haltung kaum zu gewährleisten ist.