Wolf auf einem Felsen im Wald

Wölfe sind in der Regel nicht gefährlichSo können Wolf und Mensch gut zusammenleben

Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland verängstigt manche Menschen. Doch es ist ein Mythos, dass die Tiere für uns gefährlich sind. Und auch die Schafe und Ziegen auf Weiden können wir schützen, ohne Wölfe gleich erschießen zu müssen.

In Deutschland leben seit über 20 Jahren wieder Wölfe. Mittlerweile gibt es über 180 Rudel1, ihre Zahl variiert jedoch jedes Jahr. Nachdem sie hierzulande 150 Jahre lang als ausgerottet galten, ist das ein großer Erfolg für den Artenschutz. Tier- und Naturschützer*innen freuen sich. Doch einigen Menschen macht dies auch Angst. Tierhalter*innen sorgen sich um ihre Herden. Deshalb möchten Jäger*innen die kleine Population am liebsten schon wieder ins Fadenkreuz nehmen. Dabei sind Wölfe für Menschen in der Regel nicht gefährlich. Und auch dort, wo Tiere für die Landwirtschaft gehalten werden, ist ein friedliches Miteinander von Mensch und Wolf mit einigen Maßnahmen möglich.

Steckbrief Wolf

  • Lebensraum: Wölfe leben in Europa in der Regel in Wäldern und im Grasland. Die Tiere sind in Nordamerika, aber auch in Wüsten oder in der Arktis in der Tundra anzutreffen.
  • Größe und Gewicht: Mitteleuropäische Wölfe wiegen durchschnittlich 40 Kilogramm. In anderen Teilen der Welt können es bis zu 80 Kilogramm sein. Aufgrund ihrer Erscheinung und mit ihrer Schulterhöhe von etwa 80 Zentimetern ähneln sie dem Deutschen Schäferhund. Zu den typischen Merkmalen der ocker-grauen bis rötlich-grauen Wölfe in Europa gehören die gerade Rückenlinie, der Schwanz mit schwarzer Spitze, eine helle Unterseite der Schnauze und der dunkle Rücken.
  • Nahrung: Wölfe fressen hauptsächlich Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Deren Bestände gefährden sie nicht, sondern regulieren sie. Denn Wölfe erlegen auch kranke Tiere. Und sie lassen Teile der Beute für Aasfresser zurück. Erwachsene Wölfe benötigen täglich rund drei Kilogramm Fleisch. Falls nötig, halten sie aber auch über eine Woche ohne Nahrung aus.
  • Lebensweise: Wölfe leben in Rudeln aus fünf bis zehn Tieren. Diese bestehen aus dem Elternpaar und den Jungen der letzten ein bis zwei Jahre. Jungwölfe verlassen ihr Rudel im Alter von circa zwei Jahren, wenn sie geschlechtsreif werden. Durchschnittlich sind Wolfsreviere in Deutschland zwischen 100 und 350 Quadratkilometer groß. Wölfe verteidigen sie gegen fremde Wölfe. Sie lassen nicht zu, dass andere sich in ihrem Territorium ansiedeln, und erwachsen werdende Tiere verlassen das Rudel immer wieder. So steigt die Zahl der Wölfe in einem Revier nicht beliebig an.
  • Geschwindigkeit: Wölfe erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern pro Stunde.
  • Sinne: Mit ihren Spürnasen können Wölfe andere Tiere auf bis zu 270 Meter gegen den Wind wittern. Wölfe hören Artgenossen auf einer Distanz von bis zu neun Kilometern.

In Deutschland jahrzehntelang keine Angriffe auf Menschen

Die Angst vor Wölfen befeuern in erster Linie die Märchen vom „großen bösen Wolf“. Dabei haben sie seit ihrer Rückkehr in Deutschland keinen Menschen angegriffen. Sowohl in Europa als auch Nordamerika sind Vorfälle oder Angriffe von Wölfen extrem selten. Und in den wenigen Fällen waren die Wölfe entweder an Tollwut erkrankt oder hatten sich zu sehr an Menschen gewöhnt, die sie füttern. Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Hierzulande ist es zudem nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten, Wölfe zu füttern.

Wölfe halten Abstand zu Menschen

Wölfe verhalten sich Menschen gegenüber von Natur aus vorsichtig und vermeiden es, ihnen direkt zu begegnen. So treffen Menschen auch in von Wölfen besiedelten Gebieten eher selten auf sie. Wer doch einmal einem Wolf gegenübersteht, sollte sich ruhig verhalten und Abstand halten. Wenn das Tier sich nicht zurückzieht und die Situation nicht geheuer erscheint, sprechen Sie laut oder klatschen Sie in die Hände, um sich bemerkbar zu machen. Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß. Versuchen Sie ihn einzuschüchtern.

Werden Menschen durch Hunde begleitet, kann dies das Verhalten von Wölfen beeinflussen. Hunde sollte man daher zu sich rufen, anleinen und sich mit ihnen ruhig zurückziehen.

Wölfe sind wichtige Waldbewohner

Wölfe erfüllen wichtige Aufgaben in unseren Wäldern. Dort wo sie leben, bleibt die Zahl ihrer Beutetiere wie Rehe oder Rothirsche auf einem angemessenen Niveau. Das schont die Sträucher und Bäume, die diese sonst an den immer wieder gleichen Orten anknabbern. Wölfe jagen und fressen auch die schwachen und kranken Tiere. Damit sorgen sie dafür, dass sich die stärkeren und fitteren fortpflanzen. Die Bestände der Wildtiere können sich entsprechend besser gegen harte und sich ändernde Umweltbedingungen behaupten. Somit sind die Wölfe wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems.

Der Wolf in Zahlen

40
40 kg wiegen mitteleuropäische Wölfe durchschnittlich.
350
Zwischen 100 und 350 qm groß sind Wolfsreviere in Deutschland.
50
Wölfe erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.
9
Wölfe hören Artgenossen auf einer Distanz von bis zu 9 km.

Herden mit Zäunen und Hunden schützen

In den vergangenen Jahren haben Wölfe immer wieder Schafe, Ziegen und seltener auch Rinder, Pferde und Damwild auf Weiden und in Gehegen getötet. Wenn Schafe und Ziegen nicht geschützt sind, sind sie besonders leichte Beute für Wölfe. Denn im Gegensatz zu Rehen, Hirschen und Wildschweinen können sie weder flüchten noch sich verteidigen. Wölfe unterscheiden nicht zwischen frei lebenden Wildtieren und Tieren in der Landwirtschaft. Sie wählen den einfachsten Weg. Darum müssen Halter*innen ihre Tiere insbesondere in Wolfsgebieten schützen. Dazu eignen sich Elektronetz- oder hohe Maschendrahtzäune.2  Zu ihrer Sicherheit können sie die Tiere auch nachts in den Stall bringen oder große Herden mit Herdenschutzhunden bewachen. Damit die Schaf- und Ziegenhalter*innen oder Betreiber*innen von Wildgattern die Kosten für den Schutz nicht allein tragen müssen, stellen die meisten Bundesländer Fördergelder bereit. Die Behörden entschädigen sie auch im unwahrscheinlichen Fall finanziell, wenn ihren Tieren etwas passiert, obwohl sie Schutzmaßnahmen ergriffen haben.

Broschüre

Jagd auf Wölfe löst keine Probleme

Große Teile der traditionellen Jägerschaft und Tierhalter*innenverbände wie auch Politiker*innen machen leider immer wieder öffentlich Stimmung gegen Wölfe. Damit schüren sie Vorurteile und Ängste. Immer wieder werden Wölfe in Deutschland auch illegal abgeschossen. Diese illegalen Abschüsse sind neben dem Straßenverkehr hierzulande die zweitgrößte Bedrohung für die Wolfspopulation. Offiziell betonen Vertreter*innen der Jägerschaft zwar ihre Bereitschaft, Wölfe zu akzeptieren. Sie weisen aber auch darauf hin, dass es nötig sei, den Bestand zu „regulieren“ und „wolfsfreie Gebiete“ auszuweisen. In diesen würden die Tiere gezielt abgeschossen. Das entspricht weder geltendem Recht noch ist es aus Tier- und Artenschutzsicht akzeptabel. Es löst auch keine Probleme. Denn Wölfe, die durch die Gebiete ziehen, könnten ebenso wie andere Wildtiere oder freilaufende Hunde Weidetiere verletzen oder gar töten, wenn sie nicht geschützt sind. Der Abschuss eines Wolfes darf nur das allerletzte Mittel sein. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Sicherheit von Menschen gefährdet ist oder ein Wolf wiederholt Weidetiere reißt, obwohl die Halter*innen sie fachgerecht geschützt haben.

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Quellen und weiterführende Informationen

1  Pressemitteilung der DBBW – Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf vom 10.10.2023

Verbände-Papier: Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland - Empfehlungen für bundeseinheitliche Standards zum Herdenschutz vor Wölfe

Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW): Wölfe in Deutschland – Statusbericht 2021/22.

Bundesamt für Naturschutz, 2019 Empfehlungen zum Schutz von Weidetieren und Gehegewild vor dem Wolf: Konkrete Anforderungen an die empfohlenen Präventionsmaßnahmen, BfN-Skripten 530, Bonn.

Faß, F, 2018 Wildlebende Wölfe: Schutz von Nutztieren – Möglichkeiten und Grenzen, Muller Rüschlikon Verlag, Stuttgart

Linnel, J. D. C. et. al. 2002. The Fear of Wolves: A Review of Wolf Attacks on Humans, Trondheim, Norway: Norsk Institute for Naturforskning.

Linnell, J. D. C., Kovtun, E. & Rouart, I. 2021. Wolf attacks on humans: an update for 2002–2020. NINA Report 1944 Norwegian Institute for Nature Research.

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