Stadttauben

Stadttauben sind Nachkommen entflogener Haustauben, für deren Wohlbefinden der Mensch die Verantwortung trägt. Leider sind viele Menschen diesen anpassungsfähigen und intelligenten Vögeln gegenüber eher negativ eingestellt. Durch große Stadttaubenschwärme in den Innenstädten fühlen sich viele Menschen belästigt.
Machen Tauben krank?
Viele Menschen befürchten auch die Übertragung von Krankheiten. Dabei ist schon lange wissenschaftlich belegt, dass die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben nicht größer ist als die durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere (mehr dazu auch in unserem Positionspapier).
Dieser kurze Film des Landestierschutzverbandes Niedersachen e.V. erklärt, warum das schlechte Taubenimage völlig unbegründet ist:
Darf man Tauben töten?
Leider versuchen viele, Tauben mit Netzen, Spikes – Spitzen auf Simsen und Dächern – oder das Aufstellen von Attrappen von Gebäuden zu vertreiben. So werden die Vögel gezwungen, sich neue Nistplätze zu suchen.
Auch vereinzelte Tötungsaktionen werden immer wieder bekannt: Es werden mit Blausäure vergiftete Körner ausgestreut oder Tauben im Morgengrauen in Netzen gefangen und das Genick gebrochen. Weil aber jede Stadt den Tauben reichlich – allerdings inadequates – Futter bietet, regenerieren sich die Bestände innerhalb weniger Wochen.
Auch gibt es immer wieder Meldungen von eingesperrten Stadttauben und Bürgerinnen und Bürger sehen sich mit Schädlingsbekämpfern konfrontiert, die behaupten, sie hätten eine Genehmigung zur Tötung von Stadttauben. Dieser Film unseres Landestierschutzverbandes Niedersachen e.V. zeigt, dass das sachlich falsch und eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz ist. Ebenso wie das Einsperren der Tiere an ihren Brutplätzen.
Tiergerechte Bestandsregulierung
Die einzige tiergerechte Lösung ist ein integriertes Konzept zum Zusammenleben von Tauben und Menschen in den Städten. Zu der wichtigsten Maßnahme bei einer tiergerechten Bestandesregulierung gehört unter anderem die Einrichtung von geeigneten Nistmöglichkeiten, die für die Tauben attraktiv sind und in denen durch ein Austausch der Gelege der Bestand der Tauben reguliert werden kann. Deshalb sollten für die Tiere Taubenhäuser/-türme errichtet werden, wie beispielsweise beim Augsburger Modell, wie dieses Video des Tierschutzvereins Augsburg und der Stadt Ingolstadt zeigt:
Die Standortwahl ist dabei entscheidend: Die Häuser werden nur von den Tauben akzeptiert, wenn sie dort aufgestellt werden, wo sich bereits seit längerer Zeit Tauben in größerer Zahl aufhalten. Sie sollten ca. 10-20 m hoch sein, nicht in unmittelbarer Nähe von hohen Bäumen errichtet und nicht in Senken aufgestellt werden. Ein festes Taubenhaus anzufliegen, entspricht den Bedürfnissen der Tauben und entlastet zudem die Hausbesitzer, da der Taubenkot in den Taubenhäusern gesammelt werden kann.
Werden die Brutmöglichkeiten von den Tauben akzeptiert, kann dort ein Eiaustausch erfolgen. Dazu werden frisch gelegte Eier in den Nestern gegen Plastikeier ausgetauscht.
Zur langfristigen und tierschutzgerechten Regulierung von Stadttaubenschwärmen ist eine mehrgleisige Strategie nötig - sowohl zur beschriebenen Einrichtung von Taubenhäusern als auch der Versorgung der Tauben mit artgerechtem Futter in den Einrichtungen. Weiterhin muss die Bevölkerung Anlaufstellen haben, an die sie sich bei Fragen und Problemen wenden kann.
Tauben richtig füttern
Einzelne, in das Projekt eingebundene Personen sollten die Tauben in den Taubenhäusern mit artgerechtem Futter und – wenn nötig – an anderen festgelegten Stellen der Stadt füttern. Tauben sollten nicht unkontrolliert gefüttert werden!
Im Stadtzentrum ernähren sich die Tauben aus der Not heraus hauptsächlich von Abfällen und Essensresten sowie von vom Menschen ausgestreutem Weizen, Reis, Vogelfutter und Mais. Dieses ausgebrachte Futter reicht aber oft nicht aus, den Nährstoffbedarf der Tauben vollständig zu decken. Zudem kann das Futter durch Witterungsumstände oder sonstige Verunreinigungen schnell verderben. Das alles führt dazu, dass Stadttauben ihre Jungen oft weniger erfolgreich aufziehen als Tauben in den städtischen Randgebieten.
Auch die Fütterung zu unregelmäßigen Zeiten ist problematisch: Häufig halten sich dann beide Taubeneltern gleichzeitig am Futterplatz auf und warten unter Umständen recht lange auf Futter. Die Jungen im Nest werden dann vernachlässigt. Gibt es Nahrung konzentriert an einer Stelle, verdrängen aggressive und große Tiere (meist Männchen), die weniger kräftigen Weibchen und Jungtiere. Diese können so oft nicht genug Futter aufnehmen. Tauben im Stadtzentrum wiegen durchschnittlich weniger und sind schlechter ernährt als die weniger vom Menschen abhängigen Tiere in der Stadtperipherie.
Tauben in Not helfen
Wenn Sie eine kranke oder verletzte Taube sehen, fragen Sie am besten bei einem Stadttauben- oder Tierschutzverein nach, wie und ob man dem Tier helfen kann. Je nach Situation kann es notwendig sein, die Taube sofort einzufangen (z. B. bei blutenden Verletzungen) oder aber der Tierschutzverein schaut sich die Situation in Ruhe vor Ort an (z. B. bei abgeschnürten Füßen).
Tauben- oder Tierschutzvereine kennen auch die Kontaktdaten der Tierärzte in Ihrer Stadt, die Tauben behandeln können und wollen. Sie können die verletzte Taube vorsichtig selbst einfangen (am besten mit einem Tuch und einem Pappkarton mit Luftlöchern) und direkt zum Tierarzt bringen. Falls Sie sich nicht trauen, die Taube einzufangen oder anzufassen, kann der Tauben-/Tierschutzverein oder manchmal auch die Feuerwehr helfen.
Generell gilt jedoch, die Situation in Ruhe zu beobachten und erst danach zu handeln. Nicht jede Taube, die sich auffällig verhält, ist krank oder braucht unsere Hilfe. Oft haben Tauben auch Nachwuchs, der ohne die Eltern hilflos zurückbleiben würde. Deshalb ist es sehr wichtig, sich den Fundort genau einzuprägen, damit die Taube später hier wieder ausgesetzt werden kann und ihren Partner und ihr Nest wiederfindet.