Taube sitzt zusammengekauert in der Stadt

Warum Tauben in Städten auf Hilfe angewiesen sindAlles rund um Stadttauben

Tauben gelten als Symbol für Frieden und Liebe. Doch dieses positive Bild überträgt sich nicht auf unser alltägliches Verhalten gegenüber Stadttauben. Vielmehr leiden die Vögel unter einem schlechten Ruf. Sie werden verscheucht oder sogar absichtlich getötet. Dabei sind Tauben liebenswerte, intelligente und anpassungsfähige Tiere1.

Aus Städten sind Tauben nicht wegzudenken². Allerdings hält sich zu Unrecht ihr negatives Image hartnäckig: Zahlreiche Menschen befürchten, sie könnten Krankheiten übertragen und fühlen sich von ihnen belästigt. Oft verunglimpfen sie die Tiere als „Ratten der Lüfte“. Dabei geht von Tauben keine größere Gefahr aus als von anderen Wildtieren in der Stadt. In Wahrheit brauchen sie unsere Hilfe und unseren Respekt³.

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Wo kommen Stadttauben her?

Stadttauben, die wir in den Fußgängerzonen und Bahnhöfen sehen, sind domestizierte Vögel. Denn es handelt sich nicht um Wildvögel, sondern um Nachkommen entflogener oder ausgesetzter Haustauben. Ursprünglich stammen sie von der Felsentaube ab, deren natürlicher Lebensraum Höhlen und zerklüftete Felsenküsten sind. Seit Jahrtausenden züchten und halten Menschen in vielen Regionen der Welt Tauben, um sie für ihr Fleisch, ihre Eier, Federn oder zum Übermitteln von Nachrichten zu nutzen. Etwa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Haltung von Haustauben größtenteils aufgegeben und die Tiere sich selbst überlassen. Trotzdem benötigen sie auch heute die Unterstützung und Fürsorge von uns Menschen.

Tauben in Not helfen

  • In städtischen Gebieten leiden Tauben oft unter Verletzungen. Beispielsweise legen sich Haare oder Fäden um ihre Beine, wodurch sie sogar ihre Gliedmaßen verlieren können. Aber nicht jede Taube, die sich auffällig verhält, ist krank oder braucht unsere Hilfe. Generell ist es wichtig, die Situation in Ruhe zu beobachten und erst danach zu handeln. Wenn Sie eine kranke oder verletzte Taube finden, erkundigen Sie sich am besten bei einem Tierschutzverein in Ihrer Nähe, wie und ob Sie dem Tier helfen können.
  • Abhängig von der Situation, beispielsweise bei blutenden Verletzungen, kann es notwendig sein, die Taube sofort einzufangen. Wenn Sie das selbst machen, gehen Sie vorsichtig vor. Verwenden Sie am besten ein Tuch und setzen Sie das Tier für den Transport zu einer tierärztlichen Praxis in einen Pappkarton mit Luftlöchern. Oft haben Tauben auch Nachwuchs, der ohne die Eltern hilflos zurückbleiben würde. Deshalb ist es wichtig, sich den Fundort genau zu merken. So kann die Taube später an gleicher Stelle wieder ausgesetzt werden und ihr Nest sowie ihren festen Partner, mit dem sie in der Regel ihr Leben lang zusammenbleibt, wiederfinden.

Machen Tauben krank?

Viele Menschen befürchten, dass Tauben vermehrt Krankheiten übertragen. Dabei ist die Angst unberechtigt. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Ansteckungsgefahr durch Tauben nicht größer ist als die durch andere Vögel oder Haustiere wie zum Beispiel Hunde oder Katzen. Krankheiten, unter denen sie leiden, können hauptsächlich nur für andere Tauben gefährlich sein. Für gesunde Menschen stellen sie definitiv kein Risiko dar.

Wie Tauben in Städten zurechtkommen müssen

Tauben sind in Städten in der Regel auf sich allein gestellt und müssen mit harten Lebensbedingungen zurechtkommen. Das vorhandene Futter – Abfälle und Essensreste aus nicht abgedeckten Mülleimern, von Imbissbuden und Schulhöfen – ist für die große Zahl der Tiere weder ausreichend noch artgerecht. In einigen Städten streuen Menschen Weizen, Reis, Vogelfutter und Mais aus. Aber auch dieses Futter reicht oft nicht aus, den Nährstoffbedarf der Tauben vollständig zu decken. Zudem kann die Nahrung je nach Wetterlage oder durch Verunreinigungen schnell verderben. Die Folge ist eine Mangelernährung, die sich durch den dünnflüssigen „Hungerkot“ zeigt, über den sich viele Menschen ärgern.

Zusammenstellung des Infopakets zu unserer Kampagne "RespektTaube" aus Infobroschüre, Flyern und weiterem Infomaterial
Infomaterial Taubenschutz

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Taubenabwehr und Tötungen

Viele Städte und Menschen versuchen, Tauben mit tierschutzwidrigen Mitteln wie Netzen oder sogenannten Spikes – Spitzen auf Dächern und Fensterbänken – von Gebäuden zu vertreiben. Solche Abwehrmaßnahmen sind meistens nicht nur ineffektiv, da sie die Brutplätze nur auf Nachbargebäude verlagern. Oft bedeuten sie auch einen qualvollen Tod für die Tiere. Immer wieder sind Tauben auch Opfer von bewusster Gewalt. Bei illegalen Tötungsaktionen werden beispielsweise mit Blausäure vergiftete Körner ausgestreut oder Tauben im Morgengrauen in Netzen gefangen und getötet. Dies ist nicht nur strafbar, sondern ebenfalls völlig ineffizient. Denn die Bestände erholen sich bereits nach wenigen Wochen.

Das fordert der Deutsche Tierschutzbund

Ein Konzept für ein friedliches Miteinander von Tauben und Menschen in den Städten ist die einzige sinnvolle Lösung – nur so ist es möglich, die Bestände zu regulieren und den Tauben zu helfen. Dafür braucht es artgerechte Plätze zum Leben. Deshalb ist es am besten, wenn Städte und Gemeinden Taubenhäuser und -türme errichten, in denen die Tiere auch geeignetes Futter und frisches Wasser bekommen. Tauben sind standorttreu: Normalerweise mögen sie es nicht, ihre bekannten Lebensräume zu verlassen. Sie bleiben dort, wo sie selbst aufgewachsen sind oder sich ihr Partner und ihr Nest befinden. Die Taubenhäuser sollten circa zehn bis 20 Meter hoch sein, nicht in unmittelbarer Nähe von hohen Bäumen oder in Senken stehen. Zudem ist es wichtig, dass Tierschützer*innen sie fachgerecht betreuen und tierärztliche Kontrollen regelmäßig stattfinden.

Sind die Tauben mit ihren Brutmöglichkeiten zufrieden, kann dort ein sogenannter Eiaustausch erfolgen, um den Bestand zu regulieren. Dazu werden frisch gelegte Eier in den Nestern gegen Plastikeier ausgetauscht. Wichtig sind zudem Anlaufstellen für Bürger*innen, an die sie sich bei Fragen und Problemen wenden können.

Das Augsburger-Modell zeigt, wie es geht

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Quellen

¹ Iwasaki, S., Watanabe, S. & Fujita, K. Pigeons (Columba livia) know when they will need hints: prospective metacognition for reference memory?. Anim Cogn 21, 207–217 (2018). 

² PIGEONS' DISCRIMINATION OF PAINTINGS BY MONET AND PICASSO Watanabe et al; Journal of the Experimental Analysis of behaviour / Volume 63  Issue 2

³ Orthographic processing in pigeons (Columba livia) Scarf et al 2016

⁴ Giunchi, D., Mucci, N., Bigi, D., Mengoni, C., & Baldaccini, N. E. (2020). Feral pigeon populations: their gene pool and links with local domestic breeds. Zoology, 142, 125817

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