Polarfuchs liegt in einem Gitterkäfig

Grausame Bedingungen in PelzfarmenMillionen Tiere leiden und sterben für Pelz

Jährlich sterben weltweit etwa 100 Millionen Tiere wie Nerze, Füchse, Marderhunde, Chinchillas und Kaninchen für die Pelzindustrie. Doch Pelzfarmer*innen halten die nach wie vor erschütternde Anzahl an Tieren in engen Drahtkäfigen aus Gitterrosten und töten sie auf brutale Weise. Jegliche Kleidungsstücke aus oder mit Pelz bedeuten unfassbares Tierleid.

Pelzmäntel sind inzwischen gesellschaftlich eher verpönt. Aber umso mehr Menschen tragen den unnötigen Echtpelz als Kapuzenkragen, Mützenbommel oder als Besatz an Handschuhen und Taschen. So ist Pelz vor allem im Winter überall zu sehen. Die Modeindustrie hat schon vor Jahren auf Accessoires und optische Verzierungen aus Pelz umgeschwenkt, daher ist der Handel mit Pelz nach wie vor ein lukratives Geschäft. Nicht alle Käufer*innen sind sich bewusst, dass auch für Pelz, der an Jacken und Co. hängt – selbst bei preiswerten Kleidungsstücken – Tiere leiden und sterben. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit vielen Jahren gegen diese Missstände ein.

Käfighaltung ist unzumutbar

Millionen Nerze, Marderhunde, Chinchillas, Nutrias, Zobel, Iltisse sowie Silber- und Blaufüchse vegetieren jährlich in Pelzfarmen vor sich hin. In winzigen Drahtkäfigen werden die Tiere auf engstem Raum nebeneinander eingepfercht. Ihr Kot fällt durch den Gitterboden hindurch und sammelt sich unter den Käfigen. Die Tiere sitzen somit direkt über ihren Fäkalien. Diese unzumutbaren Zustände entsprechen nicht einmal ansatzweise den Minimalansprüchen der Tiere. Nerze können beispielsweise nicht baden, Füchse nicht graben und Chinchillas nicht ihr komplexes Sozialverhalten ausleben. Massive Verhaltensstörungen sind die Folge: Die Tiere laufen zum Beispiel ständig hin und her, ältere Zuchtnerze hingegen bewegen sich kaum. Gitter-, Fell- und Schwanzbeißen oder Schwanzsaugen kommen häufig vor, bis infizierte Wunden entstehen und die Tiere Gliedmaßen verlieren. Einige Muttertiere fressen ihre eigenen Jungen auf. Am Ende eines kurzen traurigen Lebens kommt die Tötung: Nerze werden vergast, Füchse oder Marderhunde meist durch anale Elektroschocks getötet.

So viele Tiere sterben für Pelz(Stand 2022)

8
Mio. Marderhunde
10
Mio. Füchse
17
Mio. Nerze
60
Mio. Kaninchen (die meisten aus China)

Pelzfarmen sind weltweit verbreitet

95 Prozent der Pelzprodukte kommen aus Pelzfarmen. China ist derzeit der größte Produzent von Nerz-, Fuchs- und Marderhundfellen. In Europa gab es 2020 über 750 Pelzfarmen, heute sind es voraussichtlich noch weniger, Grund sind viele Schließungen während der Coronapandemie. Nachdem Dänemark wegen der Pandemie mehr als 15 Millionen Nerze keulen ließ, ist Polen nun der größte Nerzproduzent Europas. Finnland hat die Farmen mit den meisten Fuchsbeständen und ist zusammen mit Polen auch bei Marderhunden führend in Europa. Chinchillas sind besonders in Pelzfarmen in Dänemark, Polen sowie auf dem Balkan zu finden. Doch es gibt erfreulicherweise viele europäische Länder, in denen Pelzfarmen inzwischen verboten sind. Dazu zählen Belgien, Bosnien, Estland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Malta, Mazedonien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Serbien, Slowakei, Slowenien und Tschechien. In Deutschland gibt es aktuell keine Pelzfarm mehr. Es besteht zwar kein Verbot, doch die Farmen haben aufgrund strengerer Vorgaben die Produktion eingestellt. Die letzte Nerzfarm hat hierzulande Anfang 2019 geschlossen.

Qualvolle Fallenjagd

In freier Wildbahn werden Tiere wie Rotfüchse, Kojoten, Wildkaninchen, Marder oder Waschbären wegen ihres Fells auch heute noch mit verschiedenen Fallen für die Pelzproduktion gefangen. Fangeisen bestehen beispielsweise aus Fangbügeln, welche die Tiere einklemmen und schwer verletzen, sobald sie damit in Berührung kommen. Die Tiere kämpfen dabei oft Stunden oder gar Tage unter Schmerzen um ihr Überleben. Bei vergeblichen Befreiungsversuchen reißen sie sich tiefe Wunden, verrenken oder brechen sich die Gliedmaßen. Manche Tiere beißen sich sogar vor lauter Verzweiflung ihre eingeklemmten Pfoten ab.

Nerz schaut zwischen Gitterstäben hindurch hoch in die Kamera
Gegen das Tierleid in der Pelzindustrie

Jegliche Kleidungsstücke aus oder mit Pelz bedeuten unfassbares Tierleid. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit vielen Jahren gegen die Missstände in der Pelzindustrie ein. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende. 

Jetzt spenden

Fur Free Alliance

Seit 2014 ist der Deutsche Tierschutzbund Mitglied der Fur Free Alliance – ein Zusammenschluss aus internationalen Organisationen, die sich gegen das Tierleid in der Pelzproduktion einsetzen. Diese Allianz hat unter anderem die Europäische Bürgerinitiative #FurFreeEurope vorangetrieben, die ein EU-weites Pelzfarm-Verbot sowie ein Handelsverbot von Produkten aus Pelztierzucht fordert. Innerhalb kürzester Zeit sind über 1,5 Millionen gültige Unterschriften zusammengekommen.1 Die EU-Kommission war somit dazu verpflichtet, darauf zu reagieren. Im Dezember 2023 hat die EU-Kommission entschieden, zunächst weitere Untersuchungen über Pelzfarmen durchführen zu lassen, anstatt ein Verbot der Pelztierzucht und der Vermarktung von Pelz in der EU zeitnah anzugehen.2

Wie erkenne ich Pelz?

Die Bezeichnungen von Pelzprodukten ist völlig unzureichend und oftmals falsch. Verbraucher*innen haben kaum eine Chance, Echt- und Kunstfellprodukte anhand einer Kennzeichnung voneinander zu unterscheiden. Zudem verwendet die Pelzbranche unverständliche Begriffe, um zu verschleiern, welches Tier tatsächlich für das Kleidungsstück gestorben ist. Eine Übersicht über die Tarnnamen finden Sie hier.

Unabhängig von der Kennzeichnung ist es nicht leicht, zwischen Echt- und Kunstpelz zu unterscheiden. Einige Hinweise können jedoch dabei helfen. Echtes Fell glänzt stärker als Kunstfell – eine optische Beurteilung ist allerdings sehr vage. Wird in das Fell gepustet, so bewegen sich echte Haare leichter im Wind als etwas starrere Kunsthaare. Anzeichen kann auch eine Feuerprobe liefern. Dafür zupfen Sie ein paar Haare ab und zünden diese an. Wenn es nach verbranntem Horn riecht und das Haar zu Asche zerfällt, dann ist es echt. Kunsthaar riecht chemisch nach verbranntem Plastik und es bleibt ein kleiner Klumpen zurück. Sie können auch den Untergrund prüfen. Ist beim Auseinanderklappen der Haare Leder zu sehen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um echten Pelz. Finale Sicherheit können nur Institute mittels genetischer Untersuchungen auf Tierhaare geben.

Mehr Informationen

Pelzfreie Marken

Welche Marken weltweit auf Pelz verzichten, erfahren Sie auf der Website von Fur Free Retailer. Dieses Programm informiert Verbraucher*innen über die Pelzpolitik der Modeunternehmen und versucht immer mehr Händler*innen davon zu überzeugen, ihr Sortiment pelzfrei zu gestalten. Fur Free Retailer ist eine Initiative der Fur Free Alliance.

Was Sie tun können

  1. Kaufen Sie keinerlei Pelzprodukte.
  2. Verzichten Sie generell auf alle Produkte, die Fell enthalten – egal ob Kunst- oder Echtfell. Denn echter Pelz lässt sich nicht immer direkt erkennen und auch die Kennzeichnung ist sehr undurchsichtig. So kann auch vermeintlich unechtes Fell von Tieren stammen, da die Herstellung von Kunstfell vielen Unternehmen zu teuer ist.
  3. Machen Sie Ihre Familie, Bekannte sowie Freundinnen und Freunde auf das Tierschutzproblem aufmerksam. Wenn sich immer mehr Menschen aktiv gegen Pelz starkmachen, ist das ein wichtiger Beitrag, um gegen die Pelzindustrie vorzugehen.
  4. Fragen Sie in Geschäften, aber auch bei Online-Händlern nach, ob sie Echtpelze vertreiben, und protestieren Sie gegebenenfalls dagegen.
  5. Appellieren Sie an die politisch Verantwortlichen in Deutschland und der EU, die grausame Fallenjagd zu verbieten und ein europaweites Verbot der Pelztierhaltung und des Handels mit Pelzen zu erwirken.

Das fordert der Deutsche Tierschutzbund

  • Ein europaweites Verbot der Haltung und Zucht von Pelztieren.
  • Ein Verbot des Fallenfangs von Tieren.
  • Ein Handels- und Importverbot für Felle und Pelzprodukte.

Das könnte Sie auch interessieren

Quellen und weiterführende Informationen

1 Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 02.03.2023 „Fur Free Europe: Mehr als 1,7 Mio. Stimmen für ein pelzfreies Europa"

2 Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 08.02.2023 „Kein Verbot für Pelzfarmen in Europa absehbar"

Jetzt spenden