Ein Fuchs steht auf einer Straße und blickt hoch in die Kamera

Wildtiere erobern die StadtWaschbär, Fuchs und Co. als Nachbar: Das sollten Sie wissen

Immer mehr Wildtiere leben in der Stadt. Neben den offensichtlichen Stadtbewohnern wie Wildkaninchen oder Eichhörnchen, begegnenwir hier auch Waschbären, Wildschweinen, Fledermäuse, Steinmarder oder Füchse. Sie finden in der Stadt Nahrung und Unterschlupf. Damit sie sich im urbanen Umfeld zurechtfinden und es nicht zu Konflikten mit Menschen kommt, müssen wir auf sie Rücksicht nehmen.

Wildtiere leben schon seit Jahrzehnten in großer Zahl in unseren Städten. Immer öfter fallen sie uns auf - auch weil wir sie durch unseren Städtebau einkesseln. Mittlerweile ist es nicht ungewöhnlich, dass Waschbären auf Mauern klettern, Wildschweine durch Gärten spazieren oder ein Fuchs in der Nachbarschaft Mäuse jagt. Diese ungewohnte Nähe haben wir Menschen selbst verursacht. Zum einen, weil unsere Städte ständig wachsen. So zerstören sie die natürlichen Lebensräume der Wildtiere. Verbliebene Rückzugsgebiete werden meist von Menschen bewirtschaftet und sind darum keine echten Naturlandschaften mehr. Zum anderen bieten viele Städte für viele Wildtiere ein reichhaltiges Nahrungsmittelangebot.

Städte bieten Wildtieren Sicherheit und WärmeDarum leben immer mehr Wildtiere in der Stadt

  • Wildtiere finden in der Stadt jede Menge Nahrung in Form von Lebensmitteln, Essensresten oder Kompost und Nutzpflanzen. Sie profitieren hier nicht nur von einem „reicheren Buffet“, sondern oft auch von fruchtbareren Böden, die nicht so überdüngt sind wie in einigen ländlichen Regionen, einer erhöhten Biodiversität und der Vielfalt an nutzbaren Pflanzen.
  • Städte bieten Wildtieren jede Menge Unterschlupfmöglichkeiten und neu erschaffene Lebensräume. Viele Tierarten können sich gut an die Bedingungen des städtischen Lebens anpassen. Zudem werden viele von ihnen zwischen Wohnhäusern und Gewerbegebieten weniger bejagt und können oft leichter Partner zur Paarung finden.
  • In vielen Städten herrschen wärmere Temperaturen als in ländlichen Gebieten. Das ist für einige Wildtiere, die insbesondere mildere Winter präferieren, von Vorteil.

Es verwundert also nicht, dass sich Wildtiere selbst in Metropolen wie Berlin heimisch fühlen. Über 40 Prozent der Stadt bestehen aus Grün- und Wasserflächen. In der Hauptstadt leben beispielsweise neunmal mehr Igel als im Umland. Auch fast alle hiesigen Fledermausarten sind dort zu finden, während die Zahl und Vielfalt der Vögel auf Friedhöfen besonders groß ist.

Diesen Wildtiere könnten Sie in der Stadt begegnen

Wildschweine fühlen sich in Gärten pudelwohl

Wildschweine passen sich an das städtische Leben an, besonders gern in gartenreichen Randbezirken. Bei der Suche nach Futter durchwühlen Wildschweine, die meist in Gruppen, sogenannten Rotten, auftreten, den Boden und lassen dabei oft nicht viel Rasen übrig. So gelangen sie am besten an Wurzeln, Würmer, Engerlinge, Schnecken und Blumenzwiebeln, hinterlassen die Wiesen manchmal jedoch wie umgepflügt.

Angst vor Füchsen ist unbegründet

Auch Füchse zieht es in die Städte. Alleine in Köln etwa leben geschätzt mehr als 1.000 von ihnen. Diese Artenvielfalt in der Stadt ist vielen Menschen nicht geheuer. Besonders bei den Füchsen sind manche skeptisch, weil sie etwa befürchten, dass die Tiere Tollwut haben könnten, wenn sie sich in unserer Nähe aufhalten und nicht vertreiben lassen. Tatsächlich ist aber Deutschland schon seit vielen Jahren tollwutfrei. Das gilt also auch für Waschbären, Eichhörnchen und Co.!

So klappt das Zusammenleben

Vorsicht und ein respektvolles Verhalten sind ratsam, Angst nicht nötig. Wichtiger ist, dass wir lernen, harmonisch mit Wildtieren in Städten zusammenzuleben. Denn sie gehören mittlerweile ins Stadtbild, haben sich gut an diesen Lebensraum angepasst, das Recht dort zu leben und die meisten Bestände bleiben in der Regel stabil. Es liegt an uns, diese Nachbarschaft möglichst konfliktarm zu zu pflegen.

Das können Sie tunCheckliste: Wildtiere in der Stadt

  • Nicht füttern
    In Großstädten können Wildschweine, Waschbären oder Füchse durchaus die Scheu vor Menschen weitestgehend ablegen, insbesondere, wenn sie gefüttert werden. Das sollten Sie daher strengstens unterlassen. Wenn Sie Vögel privat im Garten oder auf dem Balkon füttern, achten Sie darauf, heruntergefallene Futterreste zu entfernen, und das Vogelfutter so anzubieten, dass andere Tierarten es nicht erreichen können.
  • Abfälle sicher verstauen
    Damit sich die Wildtiere wie Waschbären, aber auch Wildschweine, Steinmarder oder auch Rabenvögel, Ratten und andere tierische Gäste gar nicht erst in Versuchung kommen, sollten Abfälle für sie unzugänglich sein. Kompostieren Sie daher auch keine Essensreste, stellen Sie beispielsweise Müllsäcke erst kurz vor der Abholung an die Straße und verschließen Sie Mülltonnen, falls möglich.
  • Ruhe bewahren
    Größere Tierarten wie Füchse oder vor allem Wildschweine machen Menschen Angst. Sie sind aber nicht grundsätzlich aggressiv, sondern eher scheu. Wenn sie sich jedoch durch Fütterungen an den Menschen gewöhnen oder sich gestört fühlen und etwa ihre Jungtiere beschützen wollen, können die Tiere für Mensch oder Hund ungemütlich werden. Bei Begegnungen sollten Sie daher keine hektischen Bewegungen machen, die Tiere je nach Art bestmöglich ignorieren und sich dann langsam entfernen. Hunde sollten Sie in Gebieten, in denen es bei Spaziergängen zu Begegnungen mit Wildtieren kommen kann, an die Leine nehmen.
  • Langsam fahren
    Auch im Straßenverkehr kann es leider zu Zusammenstößen mit Wildtieren kommen. Gerade in der Dämmerung und auf Strecken durch Wälder und Felder beziehungsweise städtische Gegenden, in denen Wildtiere leben, sollten Sie besonders achtsam fahren und die Geschwindigkeit anpassen. Das Fernlicht aufzublenden kann eher gefährlich enden. Das grelle Licht kann die Tiere verwirren und ihnen jede Orientierungsmöglichkeit nehmen.
  • Häuser absichern
    Waschbären und Steinmarder können auch mal Häuser als Unterschlupf nutzen. Sie können hervorragend klettern und finden schnell Schwachstellen bei Dachziegeln und losem Mauerwerk. Darum hilft es, den Aufstieg aufs Dach zu verhindern. Schneiden Sie etwa alle Bäume zurück, die nah ans Haus heranragen und somit den Zutritt zum Dach erleichtern. Sperren Sie Zugänge durch Metallgitter ab oder versperren Sie Katzenklappen nachts.
  • Expert*innen fragen
    In größeren Städten gibt es in der Regel Wildtiertelefone und Anlaufstellen von Wildtierbiolog*innen, NABU und anderen Institutionen, die Sie um Hilfe bitten können und bei denen Sie sich Rat einholen sollten, bevor sie Maßnahmen in Haus und Garten ergreifen.

Unsere Forderungen

Dazu braucht es zum Beispiel mehr Grünflächen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Nistmöglichkeiten, wildtierfreundliche Gärten, Wasserstellen oder Blühstreifen. Gleichzeitig müssen wir ihre natürlichen Lebensräume schützen und verhindern, dass diese immer kleiner werden.

  • Große Glasflächen werden vor allem für Vögel zur Gefahr. Dies gilt es technisch ebenso zu verhindern wie etwa Fallen für Amphibien und Kleinsäuger, unnötige und ausladende Beleuchtung, die nachts den Rhythmus und die Orientierung der Wildtiere stört, sowie Schottergärten, in denen sie weder Unterschlupf noch Nahrung finden.

Dazu gehören verschiedene Maßnahmen wie ein verbessertes Abfallmanagement im privaten Bereich und an öffentlichen Plätzen. Auch die Begrenzung von Nahrungsquellen, die Aufklärung der Bevölkerung, strikte Fütterungsverbote, bessere Barrieren wie etwa der professionellere Schutz von Dachrinnen und Dächern gegen Marder, Drahtgitter zum Schutz von Pflanzen vor Wildkaninchen sowie Tempolimits in Grünbereichen mit hohem Wildtierwechsel können dazu beitragen, das Zusammenleben von Menschen und Wildtieren in Städten zu erleichtern.

Tierpflegerin sitzt im Tierschutzzentrum Weidefeld mit Igel im Handtuch
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