InformationDie ganzjährige Außenhaltung von Kaninchen
Kaninchen können bei artgerechter Unterbringung und guter Pflege ganzjährig im Freien gehalten werden. Die ganzjährige Außenhaltung ist tiergerecht, sie ist allerdings anspruchsvoll und aufwendig. Unter bestimmten Voraussetzungen sind Kaninchen den hiesigen klimatischen Verhältnissen gewachsen. Allerdings dürfen sie auf keinen Fall in Einzelhaltung und nicht in einem konventionellen Käfig auf dem Balkon gehalten werden.
Umgewöhnung
Das Frühjahr ist die richtige Zeit, um Kaninchen an die Außenhaltung zu gewöhnen. Es empfiehlt sich, sie schrittweise umzugewöhnen. Damit es durch einen abrupten Futterwechsel nicht zu Verdauungsproblemen kommt, sollten die Tiere im Haus zunächst an Frischfutter (Wiesengras) gewöhnt werden - falls dieses nicht sowieso zum täglichen Fütterungsrepertoire gehört. Im nächsten Schritt können die Kaninchen stundenweise rausgesetzt werden, zunächst jedoch nur auf die trockene Wiese – nicht direkt nach dem Regen ins nasse Gras. Über Nacht draußen bleiben dürfen die Tiere erst, wenn es keinen Bodenfrost mehr gibt (i.d.R. ab Mitte Mai).
Wenn die Kaninchen im Frühjahr an die Außenhaltung gewöhnt werden, können sie von da an ganzjährig draußen bleiben. Spätere Umgewöhnungen (beispielsweise im Sommer) sind nicht ideal, ab September ist es zu spät für die Umgewöhnung. In diesem Fall sollten die Tiere noch ein halbes Jahr länger in der Innenhaltung verbleiben. Jungtiere, Mütter sowie kranke Tiere pflegt man in der Regel das ganze Jahr über besser drinnen.
Gruppenzusammensetzung
Mindestens zwei besser drei bis fünf Kaninchen sollten draußen gemeinsam in der Gruppe gehalten werden. Am Besten verstehen sich kastrierte Böckchen mit einer Überzahl Weibchen.
Standort
Kaninchen sind hitzeempfindlich, deswegen sollte das Gehege halb sonnig, halb schattig stehen (Baum-Nähe). Im Sommer muss je nach Sonneneinstrahlung ein Sonnenschirm zusätzlich Schatten spenden. Der Auslauf muss ungedüngt und frei von Pflanzenschutzmitteln sein. Giftpflanzen dürfen nicht erreichbar sein.
Gehegegröße
Je mehr Tiere es sind, desto mehr Platz brauchen sie. Am empfehlenswertesten ist die Haltung einer Gruppe von drei bis fünf Tieren in einem großen Gehege im Garten. Dieses sollte mindestens sechs Quadratmeter groß sein. Das Gehege muss eine fest verankerte, raubtiersichere Umzäunung besitzen. Es muss sowohl ausbruchssicher als auch einbruchsicher sein. Die Kaninchen oder Eindringlinge (Marder, Füchse, Hunde, Katzen) dürfen keine Möglichkeit haben, sich unter der Umzäunung durchzugraben. Auch gilt es sicherzustellen, dass Beutegreifer nicht von oben hineinfliegen können. Dazu muss der Boden 50-60 cm tief durch Drahtgeflecht gesichert sein, das am Rand mit dem Gehegegitter verbunden wird.
StrukturierungDer Lebensraum muss sicher und abwechslungsreich strukturiert sein:
Eine Futterstelle im Freigehege sollte überdacht und mit einem leicht erhöhten Holzboden versehen sein (schmutz- und nässesicher). Hier wird täglich frisches Heu und Grünfutter angeboten. Wasser muss frostsicher angeboten werden.
Die Schutzhütte muss wetterfest und geräumig sein. Sie muss eine erhöhte Ebene und darunter eine bzw. mehrere Schlafkammern besitzen. Der Eingang sollte leicht versetzt und geschützt sein, so dass keine Zugluft in die Hütte dringen kann. Für jedes Tier muss genug Platz sein, damit es sich zurückziehen kann. Zu groß sollte die Hütte aber auch nicht sein, damit im Winter nicht zu viel Wärme verloren geht. Ein Hohldach über dem Flachdach verhindert im Sommer einen Hitzestau. Die Unterkunft muss trocken, zugluftsicher, gut isoliert und raubtiersicher sein. Dafür sollte die Hütte aus mindestens 15 mm dickem Holz bestehen oder aber mit Styropor oder einem anderen Dämmmaterial ausgekleidet werden.
Die Kaninchen müssen jederzeit Zugang zur Schutzhütte haben. Der Betreuer muss Zugriff haben, ohne die Tiere in Panik zu versetzen (z. B. über ein aufklappbares Dach). An kälteren Tagen sollte das Hüttchen dick eingestreut und zusätzlich noch Stroh und Heu vorhanden sein - als Wärmeschutz. Damit die Tiere bei kalten Temperaturen zum Fressen nicht nach draußen müssen, sollte in der Hütte eine Futterstelle angelegt sein.
Zusätzlich zur Schutzhütte sollte man den Tieren zahlreicher Unterschlüpfe und Hindernisse anbieten. Das Gehege sollte abwechslungsreich gestaltet sein und viele Beschäftigungsmöglichkeiten enthalten. In einem stets trockenen Teil des Geheges können beispielsweise feiner Sand zum Buddeln und einige große Tonröhren eingebracht werden. Steine, Baumstämme, erhöhte Ebenen und Holzstücke dienen den Tieren als Ausguck; Wurzeln und überhängende Zweige als Verstecke. Verschiedene Holzelemente werden benagt, mit Laub gefüllte Kisten durchwühlt. Kleine Bäume oder Sträucher bieten Schattenschutz und Nagematerial.
Der Boden des Geheges soll so trocken wie möglich sein- die Bodeneinstreu kann vielgestaltig sein (Kies, Buchenspäne, Stroh, Spielkastensand, Weichholzgranulat, Moos, Steinplatten etc.), denn unterschiedliche Bodenstrukturen wirken anregend und begünstigen das Abwetzen der Krallen.
Zusatzmaßnahmen im Winter
Kaninchen vertragen Kälte und Schnee besser als pralle Sonne und hohe Temperaturen. Im Winter müssen dennoch zusätzliche Maßnahmen getroffen werden: Die Schlafstellen sollte man mit Zeitungspapier und viel Heu isolieren und immer trocken halten. Vereistes Wasser in den Futterstellen muss regelmäßig ersetzt werden. Ab dem Herbst erhalten die Tiere reichlich energiereiches Futter zum Aufbau von Fettreserven und viel Vitamin-C-reiches Grünzeug. Auch bei sehr kalten Temperaturen sollte man die Kaninchen nicht kurzfristig ins Haus holen. Die plötzliche Temperaturumstellung bedeutet mehr Stress für die Tiere als die Kälte draußen. Besser ist es, dafür zu sorgen, dass die Tiere in ihrem Schlafhaus eine isolierte, geschützte Umgebung vorfinden. Im Zweifel kann hier mit einem Thermometer die Temperatur kontrolliert werden. Die Temperatur in der Schutzhütte sollte nicht unter 0°C fallen, in sehr kalten Nächten kann ein untergelegtes Wärmekissen helfen.
Außenhaltung auf dem Balkon
Gerade in Großstädten stehen oft keine Gärten für eine Außenhaltung zur Verfügung. Stattdessen möchten Halter ihre Tiere dann zumindest auf dem Balkon unterbringen. Das ist möglich, es müssen dabei aber alle oben genannten Punkte beachtet werden (Schutzhütte, Strukturierung, Platzangebot). Ein im Handel erhältlicher Kaninchenkäfig reicht keinesfalls für eine tiergerechte Außenhaltung auf dem Balkon aus! Zudem muss der Balkon ausreichend gesichert werden. Die Tiere dürfen nicht nach unten fallen können und für andere Tiere darf es keine Möglichkeit geben, auf den Balkon zu gelangen. Achtung: Ein Zwergkaninchen kann mühelos aus dem Stand 70 cm hoch springen.
Kombinierte Innen- und Außenhaltung
Auch eine Kombination von Innen- und Außenhaltung ist möglich: Die Tiere leben nur während der warmen Jahreszeit draußen und übrige Zeit des Jahres im Haus. In diesem Fall darf der Lebensraum jedoch weder draußen noch drinnen nur provisorisch gestaltet sein.
Weiterführende Literatur
„Die Haltung von Zwergkaninchen“, Broschüre des Deutschen Tierschutzbundes
Morgenegg, Ruth: Artgerechte Haltung, ein Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen, Verlag: tb-Verlag, 3.Aufl. 2003., ISBN: 3952266116
Wegler, Monika: Kaninchen im Außengehege, Verlag: GU, 3. Auflage 2008, ISBN: 978-3833808661