Sterbende Ferkel in der Tonne – Skandalbetrieb in Thüringen offenbart das kranke System der Schweinezucht Pressemeldung

Mehrere Schweine in einem dunkeln Raum stecken ihre Schnauzen durch die Gitterstäbe

Anlässlich eines neuen Skandals in der Schweinezucht-Industrie bei der Gut Thiemendorf GmbH & Co.KG in Thüringen (vgl.: "Immenses Tierleid": Aktivisten decken Missstände in Zuchtanlagen auf | MDR.DE) zeigen sich der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband Thüringen entsetzt und fordern die Politik zum Systemwechsel auf.

„Die aktuellen Bilder aus der Anlage in Thüringen sind extrem verstörend. Angesichts solcher Missstände ist es geboten, jetzt eine ehrliche Debatte über den Schutz von Tieren in der Landwirtschaft und über die Folgen des auf Effizienz und Niedrigpreisen aufbauenden Systems der Tierhaltung zu führen”, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Solange Tiere für den menschlichen Konsum gezüchtet, gehalten und getötet werden, muss zumindest die Einhaltung von Tierschutzstandards garantiert werden. Dafür braucht es schärfere Kontrollen und härtere Strafen. Und eine Anhebung der gesetzlichen Vorgaben für Zucht und Haltung von landwirtschaftlich genutzten Tieren. Der neue Bundeslandwirtschaftsminister ist jetzt in der Pflicht, umgehend für bessere Standards zu sorgen.”

Die versteckt aufgenommenen Bilder aus dem Schweinezuchtbetrieb in Thüringen zeigen hunderte Ferkel, die nicht sachgerecht betäubt und entblutet wurden. In einigen Szenen robben sterbende Ferkel blutüberströmt über den Boden, teilweise endet ihr Todeskampf erst nach 20 Minuten. In der Kadavertonne sind etliche Ferkel zu sehen, die nicht tot sind, sondern noch strampeln. Ein Skandal, vor allem weil gegen den Betrieb in den letzten Jahren etliche Strafanzeigen gestellt wurden – wegen zu enger Kastenstände, aber auch wegen des tierschutzwidrigen Tötens von Ferkeln. Diese blieben jedoch erfolglos.

„Geändert hat sich nichts; die Justiz hat in diesem Fall versagt. Der Betrieb machte weiter, wechselte lediglich den Geschäftsführer, aktuell ein Niederländer”, sagt Kevin Schmidt, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Thüringen und kritisiert: „In solchen riesigen Tierzuchtanlagen – wie hier mit 9.000 Sauen – zählen Tiere nicht als Lebewesen, sondern sind lediglich Produktionsgüter. Das kaputte System ist ausschließlich auf wirtschaftliche Effizienz ausgerichtet: Ferkel werden überproduziert und sterben wortwörtlich für die Tonne, wenn sie zu klein, zu schwach oder einfach zu viele sind.” Jedes Jahr sterben nach Schätzungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge allein in Deutschland 6,7 Millionen Ferkel – weil es zu teuer ist, sie durchzubringen oder tiermedizinisch zu behandeln.

Kontakt für Journalist*innen Pressestelle: +49-(0)228-60496-24 / presse@tierschutzbund.de

Lea Schmitz Leitung Pressestelle / Pressesprecherin
Hester Pommerening vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Hester Pommerening Referentin für Presse und Veranstaltungsmanagement
Mitarbeiterin Deutscher Tierschutzbund
Nadia Wattad Pressereferentin
Portrait von Kerstin van Kan vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Kerstin van Kan Pressereferentin
Jetzt spenden