Interview Weidefeld: Mehr als 7.200 Tiere gerettet von Nadine Carstens geführt

Im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes finden besonders hilfsbedürftige Tiere Schutz.

Wildschwein Simbo steht grinsend auf der Koppel.

Auf einem 13 Hektar großen Gelände in Kappeln an der Ostsee haben wir mit dem Tierschutzzentrum Weidefeld einen einzigartigen Ort für vernachlässigte Haustiere und Tiere in der Landwirtschaft sowie für verletzte oder verwaiste Wildtiere geschaffen. Zudem ist die Vorzeigeeinrichtung bundesweit als Ausbildungs- und Seminarstätte bekannt. Wir haben mit Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums, und ihrem Stellvertreter Patrick Boncourt über ihre Arbeit gesprochen.

Das Tierschutzzentrum Weidefeld ist die größte Tierschutzeinrichtung im Norden Deutschlands und zugleich Auffangstation für beschlagnahmte und in Not geratene Tiere. Wie viele Tiere betreuen Sie derzeit auf dem insgesamt 13 Hektar großen Gelände und was haben sie erlebt?

Dr. Katrin Umlauf: Wir beherbergen im Durchschnitt 300 bis 400 Tiere zeitgleich. Die Tiere stammen entweder aus schlechter Tierhaltung und wurden von den Behörden beschlagnahmt oder kommen über Tierschutzvereine aus ganz Deutschland zu uns. Bei den Wildtieren handelt es sich um heimische verletzte oder verwaiste Tiere, die entweder von aufmerksamen Bürger*innen oder über tierärztliche Praxen zu uns gelangen. Hin und wieder werden wir auch zu Einsätzen gerufen, bei denen wir selbst aktiv Tiere aus Notlagen befreien. Gerade haben wir beispielsweise sechs kleine Schweinchen aufgenommen, die über einen Tierschutzverein zu uns kamen. Sie stammen ursprünglich aus einer schlechten Haltung und waren völlig vernachlässigt.

Wie lief die Versorgung der Schweinchen ab und wie geht es ihnen heute? Werden sie vermittelt oder bleiben sie im Tierschutzzentrum Weidefeld?

Dr. Katrin Umlauf: Die Schweinchen mussten zunächst tierärztlich behandelt werden und vor allem waren sie in einem sehr schlechten Ernährungszustand. Inzwischen haben sie sich gut erholt. Wir hoffen, dass auch diese Tiere Interessent*innen finden, die ihnen einen schweinegerechten Platz bieten können.

Wie kam es 2003 zur Eröffnung des Tierschutzzentrums?

Dr. Katrin Umlauf: Der Deutsche Tierschutzbund hat das Gelände, das früher der Bundeswehr gehörte, 1995 übernehmen können. Die ersten Tiere kamen 1998 in Folge der Pallas-Katastrophe in die Einrichtung. Der Holzfrachter Pallas war damals vor Amrum havariert, und das auslaufende Öl hatte eine Vielzahl an Wasservögeln verunreinigt. Die Seevogelrettungsstation war somit die erste Station, die bei uns in Weidefeld zum Einsatz kam. Nach und nach haben wir wegen des gestiegenen Bedarfs auch andere Stationen wie den Hühnerhof und die Großtierstation errichtet. 1999 fand die erste Großtierunterbringung statt: Es handelte sich um Großkamele, Kleinkamele und Ponys aus einer Beschlagnahmung aus einem Zirkus. 2003 wurde unser Tierschutzzentrum schließlich im Beisein des damaligen Umweltministers des Landes, Klaus Müller, und dem damaligen Bürgermeister von Kappeln, Roman Feodoria, offiziell eröffnet.

Die Entstehungsgeschichte des Tierschutzzentrums

1995

hat der Deutsche Tierschutzbund das ehemalige Bundeswehr-Gelände übernommen, auf dem sich heute das Tierschutzzentrum befindet.

1998

kamen die ersten Tiere nach Weidefeld.

1999

 fand die erste Großtierunterbringung statt: Mehrere, aus einem Zirkus beschlagnahmte Kamele und Ponys wurden in Weidefeld aufgenommen.

2003

wurde das Tierschutzzentrum Weidefeld offiziell eröffnet.

Inwiefern ist diese Einrichtung des Deutschen Tierschutzbundes seither eine wichtige Stütze für andere Tierheime? Welche Möglichkeiten hat das Weidefeld-Team, die viele Tierschutzvereine nicht haben?

Patrick Boncourt: Unser Tierschutzzentrum bietet mit seinen Stationen hauptsächlich Tieren in Not eine vorübergehende oder auch dauerhafte Bleibe, die üblicherweise in Tierheimen nur kurzfristig oder gar nicht gehalten werden können. Dazu gehören zum Beispiel unsere Affen und Bären, aber auch Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine finden selten in einem Tierheim einen Platz. Darüber hinaus haben die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierschutzvereine die Möglichkeit, Tiere, die bei ihnen nicht artgerecht gehalten werden können beziehungsweise für die ihnen die Sachkunde fehlt, an uns weiterzugeben. In erster Linie sind dies Tiere mit besonderen Anforderungen an die Haltung und die Unterbringung, wie Reptilien, Großpapageien oder Waschbären.

Maus auf dem Rücken bekommt eine Spritze bei einem Tierversuch

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Das Reptilienhaus des Tierschutzzentrums steht beispielhaft für die Herausforderungen der Tierheime, die immer mehr Reptilien aufnehmen müssen. Warum stellt die Unterbringung von Bartagamen, Schildkröten, Schlangen und Co. ein Problem für die Tierheime dar und wie kann Weidefeld hier unterstützen?

Patrick Boncourt: Reptilien sind besonders sensibel, was die Ansprüche an ihre Umwelt angeht. Je nach Ursprungsland benötigen sie spezifische Temperatur-, Luftfeuchtigkeits- und Lichtverhältnisse. Die tiergerechte Einrichtung der Terrarien und Teiche sowie die Versorgung ist nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sondern bedarf auch einer gewissen Sachkunde, die für die Haltung gegenüber der jeweilig zuständigen Behörde nachzuweisen ist. Insgesamt ist die Betreuung also sehr aufwendig. Deshalb sind die meisten Tierheime froh, wenn sie die Tiere an eine Einrichtung abgeben können, die über diese Voraussetzungen verfügt.

Im Lissi Lüdemann-Haus betreuen Sie zudem Hunde, die zu einem problematischen Verhalten neigen und in Tierheimen kaum Vermittlungschancen haben. Welche Möglichkeiten haben Sie hier, um den Hunden und Tierheimen zu helfen?

Dr. Katrin Umlauf: Tierheime sind über die letzten Jahre immer mehr mit der Problematik konfrontiert, dass Hunde mit dem Hinweis bei ihnen abgegeben oder von der zuständigen Behörde eingewiesen werden, dass es sich um ein gefährliches Tier handelt. Manche haben bereits Menschen oder Artgenossen angegriffen und verletzt. Mit dem durch den Nachlass von Lissi Lüdemann ermöglichten Projekt „Resozialisierung problematischer Hunde“, das wir seit 2003 in unserem Tierschutzzentrum Weidefeld durchführen, ermöglichen wir zum einen Hilfestellung für Tierheime, indem wir den betreffenden Hund übernehmen. Zum anderen bieten wir den Tierheimen an, einen problematischen Hund zusammen mit einer*einem betreuenden Tierpfleger*in für eine begrenzte Zeit bei uns in Weidefeld unterzubringen. So können wir hier gemeinsam unter fachlicher Anweisung die spezielle Problematik des Hundes zunächst definieren und dann ein geeignetes Resozialisierungsprogramm erarbeiten.

Die geringe Rückläufer-Quote bei den vermittelten Hunden zeigt, dass eine Rehabilitation und Vermittlung der als besonders problematisch geltenden Tierheimhunde möglich ist.
Portrait von Dr. Katrin Umlauf
Dr. Katrin Umlauf Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld

Wie ist es möglich, diese Hunde trotz ihrer negativen Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit geprägt haben, zu resozialisieren?

Dr. Katrin Umlauf: In den 20 Jahren, in denen es dieses Hundeprojekt bereits gibt, hat sich in der Arbeit mit rund 150 Hunden gezeigt, dass sich für ein erfolgreiches Training sowohl grundlegende ritualisierte Abläufe als auch individuell ausgerichtete Trainingsmaßnahmen als geeignet erweisen. Sowohl Vertrauensaufbau als auch die Bindung zu den Betreuungspersonen sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Verhaltensentwicklung.

Seit 2012 beherbergt das Tierschutzzentrum auch Affen. Welche Schicksale stecken dahinter und was macht ihre Unterbringung und Versorgung so anspruchsvoll?

Dr. Katrin Umlauf: Unsere ersten Affen kamen aus anderen Tierschutzeinrichtungen zu uns. Die Tiere waren Träger von Krankheitserregern, die sie selbst nicht beeinträchtigen, aber für andere Tiere ansteckend sein können. Auch Betreuungspersonen sollten nicht direkt mit den Tieren in Kontakt treten. Da für die Tiere deshalb eine Einschläferung im Raum stand, haben wir uns entschlossen, ihnen eine Bleibe in unserem Tierschutzzentrum zu ermöglichen. Gemeinsam mit dem Tierschutzverein für Berlin (Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes, Anm. d. Red.) haben wir dies realisiert. Die meisten Tiere, darunter Grüne Meerkatzen, Schopfmangaben, Rhesusaffen sowie ein Hutaffe und ein Schweinsaffe wurden ursprünglich unter tierschutzwidrigen Bedingungen in Privathaushalten gehalten und von den Behörden konfisziert. Unsere Meerkatze Lee stammt aus einer Kneipe. Sie wurde dort mit Erdnüssen und Cola ernährt. Uns ist es natürlich wichtig, dass diese intelligenten Tiere eine artgerechte Umgebung mit mindestens einem Artgenossen und viel Abwechslung in ihrem Gehege haben. Auch eine individuell angepasste Ernährung, die wir zum Teil zur Beschäftigung der Tiere verstecken, trägt sehr zu ihrem Wohlbefinden bei.

Wie unterscheidet sich Weidefeld generell von Tierparks? Und in wie fern bietet das ehemalige Bundeswehrgelände besondere Möglichkeiten, um die Tiere entsprechend ihrer Bedürfnisse unterzubringen?

Dr. Katrin Umlauf: Unsere Tierstationen sind weitestgehend auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet. So kommt es häufig vor, dass unsere Besucher*innen sie gar nicht zu Gesicht bekommen, da sie sich an einem ihrer Rückzugsorte befinden. Unsere Tiere werden nicht zur Schau gestellt, wir hätten sie nicht, wenn sie nicht aus einer Notlage gerettet werden müssten. Im Gegensatz zum Tierpark, der ja Tiere halten möchte, wären wir froh, wenn eine Einrichtung wie unsere nicht gebraucht werden würde.

Seit der Eröffnung des Tierschutzzentrums vor mehr als 20 Jahren ist die Einrichtung stetig gewachsen. Zuletzt wurde 2019 nach umfangreichen Umbauarbeiten das Bärenrefugium eingeweiht, wo nun die Kragenbären Malvina, Balou und Serenus sowie die Braunbären Mascha und Maya leben. Was brauchen Bären, um sich wohlzufühlen?

Patrick Boncourt: Zunächst einmal benötigen Großbären sehr viel Platz, denn sie sind äußerst bewegungsfreudige Tiere, die in der Natur ihre großräumigen Reviere auf der Suche nach Nahrung durchstreifen. Um diesen Erkundungsdrang gerecht zu werden, verstecken wir täglich große Mengen an frischem Futter überall in der Anlage. Dichte Vegetation bietet Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten, denn einige unserer Bären sind eher menschenscheu und bevorzugen die Zurückgezogenheit. Unsere Kragenbären klettern für ihr Leben gerne auf Bäume und unsere Braunbären baden gerade in den wärmeren Monaten immer sehr ausgiebig in den einladenden Naturteichen. Im Winter müssen sich die Tiere für die ungestörte Winterruhe in Höhlen zurückziehen können. Ein Bärenrefugium muss all diese Bedürfnisse erfüllen, weshalb wir in Weidefeld dank der Unterstützung zahlreicher Bärenfreundinnen und -freunde eine gut strukturierte, zwei Hektar große Anlage realisieren konnten, in der sich die Tiere sichtlich wohlfühlen.

In Weidefeld leben auch zahlreiche verletzte, verwaiste oder kranke Wildtiere, die von den Tierpfleger*innen aufgepäppelt und dann wieder ausgewildert werden. In der Igel-Auffangstation zum Beispiel versorgt Ihr Team jedes Jahr zahlreiche Igel, die in Not geraten sind. Warum sind hierbei ebenfalls viel Expertise und Behutsamkeit gefragt?

Patrick Boncourt: Für jede Tierart, die jede für sich ganz individuelle Ansprüche hat, brauchen die betreuenden Personen die nötige Sachkunde. Das gilt auch für die scheinbar robusten Igel. Die igelgerechte Unterbringung – je nach Jahreszeit unterschiedlich – und die richtige Ernährung sowie die tierärztliche Versorgung spielen für eine erfolgreiche Wiederauswilderung eine große Rolle. Igel sind sehr pflegeaufwendig, wenn sie nicht gerade ihren Winterschlaf halten. Das Saubermachen der Gehege, das Wiegen und die Versorgung der Tiere nimmt viel Zeit in Anspruch. In manchen Jahren hatten wir bis zu 90 Tiere zeitgleich.

Was sind die häufigsten Gründe, weshalb Wildtiere in Ihre Obhut kommen?

Patrick Boncourt: Das hängt ein wenig von der Jahreszeit ab. Im Frühjahr sind es vor allem verwaiste Jungtiere, wie unter anderem alle Arten an Nestlingen, Hasen- und Kaninchenbabys sowie Marderkinder. Da wir hier an der Ostsee sind, erhalten wir auch viele Seevogelküken. Im Sommer und Herbst sind es vorwiegend Unfallopfer, also ausgewachsene Tiere. Im Winter versorgen wir zudem oft geschwächte Tiere.

Unsere Besucher*innen spiegeln uns mit ihrem ausnahmslosen positiven Feedback, dass wir das Richtige tun.
Portrait von Patrick Boncourt
Patrick Boncourt Stellvertretende Leitung des Tierschutzzentrum Weidefeld

Vor der offiziellen Eröffnung des Tierschutzzentrums wurde in Weidefeld bereits die Seevogelrettungsstation errichtet, um Seevögeln zu helfen, die etwa durch Schiffshavarien mit Öl kontaminiert wurden. Wie oft kommt es vor, dass Ihr Team Seevögeln helfen muss und wie aufwendig ist die Versorgung dieser Tiere?

Dr. Katrin Umlauf: Zum Glück sind wir in den letzten Jahren von größeren Havarien verschont geblieben. Es gab alle paar Jahre kleinere Unfälle an verschiedenen Häfen der Ostseestädte. 2008 konnten wir von insgesamt 69 aufgenommenen Vögeln 52 Prozent der Tiere wieder auswildern. Die anderen waren leider so vergiftet, dass sie eingeschläfert werden mussten. 2010 hatten wir einen Rettungseinsatz im Februar bei eisigen Bedingungen. Nach einem Unfall im Hafen Kiel-Holtenau wurden Schwäne mit Öl kontaminiert: Von insgesamt circa 40 Tieren konnten rund 70 Prozent ausgewildert werden. 2022 war im Hafenbecken von Travemünde ein zwei Kilometer langer Ölfilm entdeckt worden. Bei einem Betankungsvorgang ist aus Versehen Öl ausgelaufen, dabei wurden auch einige wenige Seevögel entlang des Ufers kontaminiert. Insgesamt konnten wir vier Höckerschwäne einfangen, tierärztlich begutachten lassen, reinigen und erfolgreich wieder auswildern.

Wie viele solcher Seevogelrettungsstationen, die genau auf solche Fälle spezialisiert sind, gibt es in Deutschland?

Patrick Boncourt: Derzeit sind wir die Einzigen, die in Kooperation mit dem Land Schleswig-Holstein eine solche Rettungsstation für den Fall der Fälle vorhält. Mit dazu gehören regelmäßige Schulungen der Helfer*innen unter Federführung des Landesamtes für Küstenschutz und dem Technischen Hilfswerk (THW).

Tierpflegerin sitzt im Tierschutzzentrum Weidefeld mit Igel im Handtuch
Tierschutzzentrum Weidefeld unterstützen

In Weidefeld versorgen wie hilfsbedürftige, verletzte oder verwaiste Haus- und Wildtiere. Damit wir ihnen auch in Zukunft helfen können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Werden Sie Weidefeldpate!

Pate werden

Die Versorgung aller Tiere sowie die Instandhaltung und Erweiterung der Gehege sind sehr aufwändig und kostspielig. Welche Rolle spielen hierbei die Patinnen und Paten, Spender*innen und Mitglieder des Deutschen Tierschutzbundes?

Dr. Katrin Umlauf: Die Patinnen und Paten unserer Tiere und Projekte sind natürlich eine sehr große Hilfe. Auch Spender*innen helfen uns enorm mit Zuwendungen, die zum Teil aus Stiftungen stammen. Ohne diese Hilfe könnten wir unser Zentrum nicht erhalten. Öffentliche Gelder erhalten wir nur, wenn wir Tiere aus Beschlagnahmungen aufnehmen. Und diese Erstattungen sind oftmals nur auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt. Ein besonderes Problem stellt die Versorgung von Wildtieren dar. Hierfür fühlt sich niemand zuständig, sodass wir die Kosten allein über Spenden und andere Zuwendungen von Tierfreundinnen und -freunden stemmen müssen.

Einmal im Jahr findet ein Pat*innentag statt, an dem die Patinnen und Paten Weidefeld besuchen und ihre Schützlinge persönlich treffen können. Wie nehmen Sie diese Begegnungen wahr?

Patrick Boncourt: Die Treffen mit den Patinnen und Paten sind für uns und für die Besucher*innen gleichermaßen inspirierend. Wir freuen uns über die gemeinsame Zeit, den Austausch zu unseren Tieren und sind stolz, den Unterstützer*innen zeigen zu können, wie gut es den Tieren bei uns geht. Natürlich ist es für die Patinnen und Paten wichtig, über die regelmäßigen Berichte hinaus „ihre“ Schützlinge mit eigenen Augen zu sehen.

Das Tierschutzzentrum Weidefeld ist auch bekannt dafür, praxisnahe Lösungen zu aktuellen Tierschutzfragen zu entwickeln und einzusetzen. Können Sie hierfür Beispiele nennen?

Dr. Katrin Umlauf: Uns erreichen Anfragen aus Tierschutzvereinen zu ganz unterschiedlichen Themen, bei denen wir Hilfestellung geben können. Sei es zum Bau und zur Einrichtung von Tierstationen und -gehegen oder zur Versorgung unterschiedlichster Tierarten. Auch der Umgang mit sogenannten Problemhunden und die dafür nötige Gefahrenprävention sind ein großes Thema, das wir fachlich unter praktischen Aspekten begleiten. Tierschutzvereine können bei uns einiges in Form von Praktika für ihre eigene Arbeit mitnehmen und auch die bei uns durchgeführten regelmäßigen Seminare für Tierheimmitarbeiter*innen haben immer Praxisbezug.

Wie viele Mitarbeiter*innen gehören derzeit zu Ihrem Team und was zeichnet sie aus?

Patrick Boncourt: Derzeit besteht unser Team aus rund 20 Personen. Der Hauptanteil arbeitet in der Tierpflege: acht ausgelernte Tierpfleger*innen und fünf Auszubildende. In diesem Jahr kommen drei weitere junge Auszubildende dazu. Zudem haben wir neben der Leitung auch zwei Mitarbeiter*innen in der Verwaltung und eine Servicekraft, die sich unter anderem um die Räume und die Bewirtung der Seminargästinnen und -gäste kümmert. Zwei Hausmeister halten das große Areal und die Gebäude instand. Zusätzlich werden wir von zwei jungen Frauen unterstützt, die bei uns ihren Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) und ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren. Unser Team zeichnet sich durch ein überdurchschnittliches Engagement aus. Alle haben das nötige Knowhow für ihren Aufgabenbereich.

Das Zentrum ist Ausbildungsbetrieb für Tierpfleger*innen und anerkannte Einsatzstelle für das Freiwillige Ökologische Jahr. Welchen Schwerpunkten können sich die Auszubildenden beziehungsweise Teilnehmer*innen des FÖJ widmen und was können sie lernen?

Dr. Katrin Umlauf: Es ist uns sehr wichtig, dass die jungen Menschen eine qualifizierte und umfassende Ausbildung bei uns erhalten. Da wir sehr viele verschiedenen Tierarten mit den unterschiedlichsten Ansprüchen beherbergen, ist die Ausbildung entsprechend vielseitig. Die Bufdi und die FÖJ helfen auch mal in der Tierpflege. In erster Linie haben sie jedoch Aufgaben, die in den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit fallen. Beide kümmern sich um unsere zentrumseigene Jugendgruppe. Zu den Hauptaufgaben der Bufdi gehört insbesondere, die regelmäßigen Führungen für Besucher*innen durchzuführen.

Die Azubis durchlaufen bei uns im Laufe der Ausbildungsjahre alle Stationen, erhalten die gewünschten Fortbildungen und dürfen in alle Arbeitsbereiche reinschnuppern.
Portrait von Dr. Katrin Umlauf
Dr. Katrin Umlauf Leiterin des Tierschutzzentrum Weidefeld

Regelmäßig erhalten Nachwuchstierpfleger*innen, die in Weidefeld ihre Ausbildung absolviert haben, von der IHK eine Auszeichnung als Prüfungsbeste. Sind die Bedingungen in Weidefeld besonders gut, sodass viele Ihrer Azubis bessere Startchancen für diesen Beruf haben?

Dr. Katrin Umlauf: Dafür spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen wird schon mit dem Auswahlverfahren der Grundstein gelegt. Die in die engere Wahl gekommenen Bewerber*innen müssen sich durch ein Praktikum bei der Arbeit und vor allem im Team bewähren. Gemeinsam entscheiden wir dann, wer zu uns passt. Und ja, die Bedingungen sind natürlich sehr gut. Dadurch, dass wir verschiedenste Tierarten beherbergen, lernen die Nachwuchstierpfleger*innen auf vielfältige Weise alles Wissenswerte über die Aspekte Unterbringung, Versorgung und Handling von Tieren. Neben der Leitung haben mehrere der ausgelernten Tierpfleger*innen die sogenannte Ausbilder*inneneignung, sodass vor Ort immer jemand für alle Fragen zur Verfügung steht und die umfassende Betreuung der Azubis gewährleistet ist.

Tierpflegerin füttert die Waschbären in Weidefeld
Ausbildung oder Praktikum im Tierschutzzentrum Weidefeld

In unserem Tierschutzzentrum Weidefeld bilden wir seit Jahren erfolgreich Tierpflegerinnen und Tierpfleger aus. Außerdem kann bei uns das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) absolviert werden und auch Praktika sind möglich.

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Ihr Wissen geben Sie auch im Rahmen von Seminaren für Tierheimmitarbeiter*innen weiter. Was lernen die Teilnehmer*innen bei ihnen, was nützlich für ihre Arbeit im Tierheim ist?

Dr. Katrin Umlauf: Der Schwerpunkt der in Weidefeld durchgeführten Seminare liegt vor allem in der Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis. So sind neben den bereits erwähnten Maßnahmen zur Gefahrenprävention im Umgang mit problematischen Hunden auch das Handling von Reptilien ein Thema. Des Weiteren bieten wir Seminare zu Verhaltensbeobachtungen an Hunden und zu deren Beschäftigung an, die im Tierheim gut umgesetzt werden können.

Worauf sind Sie nach mehr als 20 Jahren Tierschutzzentrum Weidefeld besonders stolz?

Dr. Katrin Umlauf: Ich freue mich, dass wir es geschafft haben, nicht nur regional, sondern auch bundesweit Anerkennung zu erhalten und dass wir im Laufe der Jahre rund 1.270 Haus- und Heimtieren, Exoten sowie 5.970 Wildtieren, also insgesamt rund 7.240 Tieren helfen konnten.

 

So vielen Tieren konnte in Weidefeld bereits geholfen werden

5.970 Wildtieren

1.270 Haustieren

7.240 Tieren insgesamt

Was steht als nächstes an?

Patrick Boncourt: Als nächstes ist ein Anbau an das Waschbärengehege geplant, um eine Separierung und die Vergesellschaftung von Tieren zu erleichtern. Auch für unsere beiden Wildschweine Miss Marple und Simbo soll es ein neues größeres Areal geben. Das vorherige Gehege können wir dann für unsere sechs Schweine-Neuankömmlinge nutzen, die sich zurzeit noch in der Quarantäne befinden. Zudem sind neue Teiche für die Seevogelrettungsstation geplant.

Vielen Dank für das Gespräch.

Kontakt für Journalist*innenPressestelle: +49-(0)228-60496-24 / presse@tierschutzbund.de

Lea Schmitz Leitung Pressestelle / Pressesprecherin
Hester Pommerening vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Hester Pommerening Referentin für Presse und Veranstaltungsmanagement
Mitarbeiterin Deutscher Tierschutzbund
Nadia Wattad Pressereferentin
Portrait von Kerstin van Kan vor dem Logo des Deutschen Tierschutzbundes
Kerstin van Kan Pressereferentin
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