Der Deutsche Tierschutzbund äußert sich kritisch zur aktuellen Kampagne des Vereins Deutscher Galopp. Die Initiative mit dem Titel „Fakten statt Bedenken“ zielt darauf ab, Vorurteile gegen den Galopprennsport zu widerlegen. Statt berechtigte Tierschutzfragen zu beantworten, ignoriere die Kampagne allerdings zentrale Probleme und verharmlose die Belastungen für die Tiere, so der Deutsche Tierschutzbund. Gleichzeitig verschleiere der Verein Deutscher Galopp Todesfälle in den Rennberichten.
„Die Kampagne sollte Skepsis nehmen, doch sie hat unsere Bedenken und Kritik nur verstärkt“, erklärt Andrea Mihali, Referentin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. Ein zentrales Problem sieht der Tierschutzbund in der Argumentationsweise des Vereins Deutscher Galopp. Die Aussagen in der Kampagne stützen sich weder auf unabhängige Untersuchungen noch auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Stattdessen bezieht sich der Verein auf interne Berichte sowie auf Aussagen eines Journalisten, der sein Schmerzempfinden mit dem eines Rennpferdes vergleicht, nachdem er selbst Peitschenhiebe bei einem Jockey einfordert. „Die Schlussfolgerung, dass demnach auch Rennpferde durch Peitschenhiebe keine Schmerzen empfinden können, ist anmaßend. Wissenschaftliche Studien belegen klar das Gegenteil“, kritisiert Mihali.
Zu junge Pferde unter zu starker Belastung
Im Galopprennsport gehen einjährige Pferde bereits ins Training, mit zwei Jahren kommen sie bei Rennen zum Einsatz - eine immense Belastung für den noch nicht vollständig entwickelten Bewegungsapparat der Tiere. In der Folge können viele Pferde meist nicht länger als bis zum fünften Lebensjahr im Rennbetrieb mitlaufen, weil sie gesundheitlich nicht mehr mithalten können. Nur ein Bruchteil von ihnen findet einen Käufer oder wird für die Zucht verwendet. Pferdebesitzer und -züchter sollten aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes daher nachweisen müssen, wie viele der gezüchteten Fohlen wirklich auf der Rennbahn landen und was mit jenen Tieren passiert, die gar nicht erst in den Rennbetrieb kommen, sich im Laufe ihrer Karriere verletzen oder pensioniert werden.
Verschleierung von Todesfällen
Besorgniserregend ist aus Sicht der Tierschützer der intransparente Umgang mit verletzten und verstorbenen Pferden. So dokumentiert der Verein Deutscher Galopp in den Rennberichten keine Todesfälle mehr. Pferde, die nach Stürzen so schwer verletzt sind, dass nur noch die Euthanasie bleibt, tauchen in den Statistiken lediglich als „inaktiv“ auf. Diese Kennzeichnung verschleiert das tatsächliche Schicksal der Tiere, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Der Verband fordert mehr Transparenz und hat sich bereits in mehreren Schreiben an den Verein Deutscher Galopp gewandt.
Profitinteressen stehen vor den Bedürfnissen der Pferde
Auch die Haltung der Tiere ist häufig nicht pferdegerecht. Rennpferde verbringen die meiste Zeit in engen Boxen, haben kaum Bewegungsfreiheit und wenig Sozialkontakt. „Es ist an der Zeit, den Galopprennsport ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen. Die Bedürfnisse der Tiere müssen im Mittelpunkt stehen und nicht wirtschaftliche Interessen“, so Mihali.
Hinweis an die Redaktionen:
Hier finden Sie die ausführliche Stellungnahme zur Kampagne „Fakten statt Bedenken“, in der der Deutsche Tierschutzbund anführt, warum dem Verein Deutscher Galopp die Widerlegung berechtigter Kritikpunkte misslingt.