Branchengespräch Fleisch in Düsseldorf:
„Tönnies-Frage“ ist eine Systemfrage
Kommentar
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sowie Ursula Heinen-Esser und Barbara Otte-Kinast, die Landwirtschaftsministerinnen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, haben für morgen zu einem “Branchengespräch Fleisch“ nach Düsseldorf eingeladen. An dem Termin wird der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, persönlich teilnehmen. Anlässlich des Termins formuliert er vorab die tierschützerischen Erwartungen:
„Bei mir schwingt Verbitterung und Erleichterung mit. Verbitterung, dass es erst diesen Corona-Skandal brauchte, um den Spot auf das durch und durch kaputte Fleischsystem zu lenken. Und Erleichterung, dass es jetzt endlich den Druck gibt, dem sich die Politik nicht mehr länger entziehen kann. Der Fall Tönnies hat noch einmal mehr als deutlich gemacht, dass es eine radikale Wende in der deutschen und auch europäischen Agrarpolitik braucht. Eine Neujustierung ist lange überfällig. Die „Tönnies-Frage“ ist eben eine Systemfrage. Übrigens nicht nur für die Fleischbranche, das gilt auch für Milch und Ei. Es braucht schärferes Ordnungsrecht, dafür ist die Bundesregierung zuständig. Es braucht konsequentere Kontrollen und einen durchgreifenden Vollzug der Behörden, dafür sind die Landesministerien zuständig. Es muss Schluss sein mit der Preisdumpingpolitik, dafür ist der Handel verantwortlich. Daraus die Konsequenzen zu ziehen, um Tier- und Umweltschutz und damit einhergehend auch Menschenschutz zu stärken, das muss das Ergebnis dieses Fleischgipfels sein. Drauf drängen wir. Die „Freiwilligeritis“, mit der Julia Klöckner glaubte, regieren zu können, ist als gescheitert anzusehen – von dem geplanten Tierwohllabel bis zu Branchenvereinbarungen. Das muss die persönliche Lehre für Frau Klöckner sein.“