Stadt Bonn lässt Tauben im Stich
Alleiniges Fütterungsverbot ist tierschutzwidrig

Das Fütterungsverbot für Stadttauben, auf das die Stadt Bonn nun erneut in einer Pressemeldung hingewiesen hat, ist tierschutzwidrig und wird nicht helfen, die Population der Tiere langfristig zu verringern – das machen der Deutsche Tierschutzbund und der Landestierschutzverband Nordrhein-Westfalen deutlich.
„Es ist zwar richtig, dass Tauben nicht unkontrolliert gefüttert werden sollten – schon gar nicht mit nicht artgerechtem Futter wie Brot oder Pommes. Ein grundsätzliches kommunales Fütterungsverbot ohne ausreichendes alternatives Nahrungsangebot ist jedoch tierschutzwidrig“, sagt Leonie Weltgen, Referentin für Natur- und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Stadttauben sind verwilderte Haustiere, die sich zuchtbedingt das ganze Jahr über vermehren. Dieses Problem ist menschengemacht. Es bedeutet aber auch, dass wir für die Tiere Verantwortung tragen. Statt ihnen per se das Futter zu streichen und damit die Tauben – insbesondere die Jungtiere in den Nestern - elendig verhungern zu lassen, sollte die Stadt lieber weitere Taubenhäuser oder -schläge und kontrollierte Futterplätze einrichten.“
Bestandregulierung gelingt mit Taubenschlägen
Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband Nordrhein-Westfalen hatten Bonns Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan im Sommer im Rahmen der aktuellen Kampagne #RespektTaube angeschrieben und ein tierschutzgerechteres Taubenmanagement gefordert. Zwar hat die Stadt Bonn nach eigenen Angaben vor einigen Jahren ein Taubenhaus errichtet, weitere Häuser oder Taubenschläge seien jedoch nicht umsetzbar – es fehle an möglichen Standorten, der Akzeptanz der Bürger*innen und der Finanzierung. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt das Taubenhaus zwar als Schritt in die richtige Richtung, macht jedoch deutlich, dass eine tiergerechte und nachhaltige Verringerung der Taubenbestände nur mit einem Gesamtkonzept gelingen kann, das ausreichend betreute Taubenschläge, -häuser oder –türme vorsieht. Diese bieten den Tauben attraktive Nistmöglichkeiten, in denen gelegte Eier leicht durch Attrappen ausgetauscht werden können. Zudem sollten kontrollierte Fütterungsplätze an „Brennpunkten“ eingerichtet werden. Ebenso wichtig ist eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit sowie die Beratung und Einbeziehung der Bürger*innen. „Es ist utopisch anzunehmen, dass Städte taubenfrei werden können. Von daher ist es wichtig, Lösungen zu finden, welche ein harmonisches Zusammenleben von Menschen und Tauben in Städten unterstützen“, so Weltgen. „Mit einem alleinigen Fütterungsverbot wird Bonn keinen Erfolg haben.“
Weitere Informationen zur Kampagne #RespektTaube, die mit Vorurteilen gegen Tauben aufräumen will und mehr Respekt für die Tiere fordert, finden Interessierte auf www.tierschutzbund.de/taubenschutz.