Nutria-Tötung in Bonn: Stadt ignoriert Tierschutz-Empfehlung Pressemeldung

Die Stadt Bonn will die Nutrias in der Bonner Rheinaue nun endgültig töten lassen und ignoriert damit die Empfehlungen des Deutschen Tierschutzbundes und die Proteste örtlicher Tierschützer und Tierfreunde. Der Deutsche Tierschutzbund mit Sitz in Bonn hatte in zwei Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadt versucht, eine tierschutzgerechte Lösung zu finden und angeboten, alle Möglichkeiten für eine fachliche, finanzielle und organisatorische Unterstützung zu prüfen.

„Wir sind enttäuscht, dass die Stadt eine tierfreundlichere und langfristig nachhaltigere Lösung sowie unser Unterstützungsangebot ausschlägt. Es scheint vor allem darum zu gehen, die Nutria-Population möglichst schnell zu minimieren – zum Leidwesen der Tiere. Aus unserer Sicht wird insbesondere dem Tierschutzgesetz mit der reinen Bekämpfung keinesfalls Genüge getan“, kommentiert James Brückner, Leiter des Referats für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund.

In zwei persönlichen Gesprächen hatte der Deutsche Tierschutzbund versucht, die Stadt von einem gemeinsamen wissenschaftlichen Pilotprojekt zur Unfruchtbarmachung der Nutrias - als Alternative zum Abschuss - zu überzeugen. Der Verband bot an, seine Unterstützungsmöglichkeiten sowohl organisatorisch als auch finanziell beim Fangen und Kastrieren der Tiere zu prüfen. Daraufhin hatten Vertreter der Stadt eingeräumt, zumindest über ein solches Projekt nachdenken zu wollen. Nach dem zweiten Gespräch Mitte Oktober mit den Verantwortlichen der Unteren Naturschutzbehörde übermittelte die Stadt nun die finale Entscheidung: Nur die Bejagung käme in Frage. In der Begründung beruft man sich auf die Vorgaben der EU-Verordnung zu invasiven Arten, nach der man keine andere Wahl habe. Genau genommen sieht die Verordnung jedoch nur ein „Management“ vor; die EU-Kommission hat wiederholt klargestellt, dass für weitverbreitete Arten wie Nutrias durchaus auch die Unfruchtbarmachung in Frage kommt. Anders als die Stadt, die ein Wiederaussetzen der kastrierten Tiere für rechtlich unzulässig hält, hatte der Tierschutzbund zudem stets betont, dass es - insbesondere im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes – durchaus möglich sei, die Tiere wieder freizulassen.

Eine tierfreundliche Alternative schließt die Stadt auch deshalb aus, weil ein Rückgang der Population „frühestens nach drei Jahren“ zu erwarten sei. Der Tierschutzbund hatte mehrfach betont, dass eine Wirkung der Unfruchtbarmachung zwar erst zeitverzögert, aber durchaus nach zwei bis drei Jahren eintreten könnte. Zudem wäre diese Methode nachhaltiger, weil die vor Ort verbleibenden Tiere durch territoriales Verhalten eine Zuwanderung von weiteren Nutrias von außen unterbinden würden. Eine Bejagung hingegen hat - abgesehen von den Tierschutzproblemen - den Nachteil, dass sie dauerhaft durchgeführt werden muss und damit langfristig personelle und finanzielle Ressourcen bindet. Die Tiere der Rheinaue sollen in Fallen gefangen und zum Töten weggebracht werden. Der Schein des familiären Naherholungsgebietes bleibt erhalten.

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