Gutachten ohne Wert
Hintergründe zur Expertenkommission zu den Bremer Affenversuchen

Die Universität Bremen beruft sich immer wieder auf ein vom Bremer Senat in Auftrag gegebenes Gutachten einer "Expertenkommission", in dem die Arbeit des Bremer Hirnforschers positiv bewertet worden sei. Diese Expertenkommission war jedoch überwiegend mit Wissenschaftlern besetzt, die selbst Hirnversuche an Affen durchführen. Sie hatte auch keine ethische Beurteilung der Affenversuche zum Auftrag, obwohl die ethische Vertretbarkeit der Versuche im Mittelpunkt aller Diskussionen steht. Es überrascht nicht, dass im Protokoll der Expertengruppe vor allem die wissenschaftliche Qualität der Primatenexperimente gerühmt wird. Aus dem Protokoll geht allerdings auch hervor, dass konkrete therapeutische Anwendungen nicht in Sicht sind und solche auch nie Ziel dieser Experimente waren. Genau diese waren aber in der öffentlichen Diskussion immer als Argument und Rechtfertigung für die Affenversuche genannt worden.
Einseitige Expertenkommission
Bereits 2005 hatte der Bremer Senat die Einsetzung einer Expertenkommission beschlossen, die nicht nur die Versuche und ihre Ersetzbarkeit beurteilen, sondern insbesondere die rechtlichen Möglichkeiten aufzeigen sollte, den Ausstieg aus den Versuchen zu realisieren. Diese Kommission traf sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Juni 2007 in Bremen.
Bereits ihre Zusammensetzung gab Anlass zur Skepsis: Ein Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes wurde vier Wissenschaftlern gegenüber gesetzt, von denen drei selbst Hirnversuche an Primaten vornehmen. Der vierte Gutachter war der Geschäftsführer des Deutschen Primatenzentrums, also jener Einrichtung, welche die Versuchsaffen züchtet und nach Bremen liefert.
Vorgeschlagen wurden diese Experten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dieselben Wissenschaftler hatten bereits innerhalb der DFG die Bremer Affenversuche begutachtet und für förderungswürdig erklärt. Die DFG trägt zum überwiegenden Teil die Finanzierung der Versuche.
Ziel verfehlt
Wolfgang Apel, Vorsitzender des Bremer Tierschutzvereins und damaliger Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, hatte den Bremer Wissenschaftssenator frühzeitig darauf hingewiesen, dass zusätzliche Experten aus den Bereichen Alternativmethoden, Verfassungsrecht und Ethik die Kommission ergänzen sollten. Doch lediglich ein Philosoph wurde eingeladen und dieser sagte seine Teilnahme kurzfristig ab.
Die ethische Vertretbarkeit der Versuche, die Belastung der Affen oder Alternativen für die Versuche wurden auf der Sitzung der Expertengruppe nicht diskutiert. Dem ursprünglichen Auftrag die Versuche und ihre Ersetzbarkeit zu beurteilen und vor allem die rechtlichen Möglichkeiten zum Ausstieg aufzuzeigen, konnte die Expertengruppe nicht gerecht werden. Im September 2007 kursierten plötzlich Presseberichte, in denen es hieß, das „Gutachten" der Experten betone den hohen Stellenwert der Bremer Affenforschung. Offensichtlich war das Gesprächsprotokoll, zu welchem die Wissenschaftsbehörde den teilnehmenden Experten Stillschweigen auferlegt hatte - zumindest auszugsweise - Journalisten zugespielt worden.
Das Gesprächsprotokoll betont vor allem die wissenschaftliche Qualität der Experimente. Doch es wird auch deutlich, dass keine therapeutischen Ergebnisse aus dieser Forschung zu erwarten sind. Mit solchen möglichen Erfolgen wie zum Beispiel Therapien gegen Alzheimer und Multiple Sklerose wurden die Tierversuche immer wieder gerechtfertigt.