Umfrage
EU-Bürger wollen mehr Tierschutz für Nutztiere

Die große Mehrheit der EU-Bürger will bessere Haltungsbedingungen für die Tiere in der Landwirtschaft erreichen. Die Bürger wünschen sich, dass landwirtschaftliche Produkte hinsichtlich der Haltungsbedingungen der Tiere klarer gekennzeichnet werden. Importierte Produkte sollten zumindest unter den gleichen Tierschutzstandards erzeugt werden wie innerhalb der EU. Diese Umfrageergebnisse sind ein klares Signal an die EU-Kommission, zur Verbesserung des Tierschutzes aktiv zu werden.
An der Internet-Befragung, die die EU-Kommission zur Vorbereitung ihres "Aktionsplans zum Tierschutz" in der Zeit vom 8. November bis 20. Dezember 2005 durchführte, hatten sich mehr als 44 000 EU-Bürger beteiligt. Die Mehrheit der EU-Bürger möchte demnach, dass der Schutz von landwirtschaftlichen Tieren verbessert wird. Mehr als 64 Prozent der Befragten bewerten den Tierschutzstandard innerhalb Europas generell als schlecht bzw. sehr schlecht, dies gilt insbesondere für die Haltung von Masthühnern, Legehennen, Pelztieren und Schweinen. 76 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass mehr für den Schutz von Broilern und Legehennen getan werden muss, 71 Prozent, dass für den Schutz von Schweinen und Pelztieren mehr getan werden muss.
Tierschutzorganisationen sind wichtige Informationsquelle
Wichtigste Informationsquelle über Haltungsbedingungen von Tieren sind der Umfrage zufolge die gedruckten Medien (Bücher, Magazine, Zeitungen und Informationsblätter), gefolgt von den Informationen der Tierschutzorganisationen und audio-visuellen Medien (Filme, Video, Fernsehen und Radio).
Mehr Tierschutz heißt auch mehr Verbraucherschutz
Um den Tierschutz zu verbessern, hält die große Mehrheit der Befragten es vor allem für wichtig, den Tieren ausreichend Platz zuzugestehen (sehr wichtig für 84 Prozent), sie human zu transportieren (sehr wichtig für 83 Prozent), und sie von gelernten und rücksichtsvollen Personen versorgen zu lassen (sehr wichtig für 82 Prozent). Die Tiere sollten zudem Zugang zu einem Auslauf haben und natürlichem Licht ausgesetzt werden (wichtig für 76 Prozent der Befragten).
Die Mehrheit der Befragten ist davon überzeugt, dass eine tiergerechte Haltung nicht nur dem Tier, sondern auch dem Verbraucher zugute kommt. So sind 80 Prozent der Befragten der Ansicht, dass damit die Tiergesundheit verbessert wird und 74 Prozent, dass die Lebensmittel aus ethischer Sicht akzeptabler werden. Der Aussage, dass mit einer tiergerechten Haltung auch die Lebensmittelqualität bzw. -sicherheit verbessert, wird, stimmen 58 bzw. 57 Prozent der Befragten zu.
Bessere Kennzeichnung
Mehr als 60 Prozent der Befragten sind nicht davon überzeugt, dass die Verbraucher derzeit ausreichende Informationen über die Tierschutzbedingungen, unter denen landwirtschaftliche Produkte erzeugt werden, erhalten. Unzufrieden sind die Bürger vor allem mit der Kennzeichnung von landwirtschaftlichen Produkten im Handel. 78 Prozent der Befragten möchten, dass die Produkte klarer nach den Tierschutzbedingungen, unter denen sie erzeugt sind, gekennzeichnet werden und 67 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass ein besseres Wissen über die Haltungsbedingungen ihre Entscheidung beim Einkauf beeinflussen kann.
Die Befragten sind auch davon überzeugt, dass sich höhere Tierschutzstandards von landwirtschaftlichen Tieren nicht nur auf EU-Ebene beschränken dürfen. So sind mehr als 87 Prozent der Meinung, dass importierte Lebensmittel unter Tierschutzbedingungen erzeugt werden müssen, die mindestens denen ihres Landes entsprechen. In diesem Sinne wird die EU wird aufgefordert, tätig zu werden: 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die EU mehr tun muss, um international ein größeres Tierschutz-Bewusstsein zu erzeugen.
Klarer Auftrag an die EU-Kommission
Auch wenn eine Internet-Befragung naturgemäß Schwächen hat und nicht die Kriterien einer repräsentativen Meinungsumfrage erfüllt: Diese Internet-Befragung der EU-Kommission bekräftigt die Forderungen, die in der repräsentativen, EU-weiten Eurobarometer-Umfrage erhoben wurden, der damalige EU-Kommissar Markos Kyprianu im Juni 2005 der Öffentlichkeit vorstellte. Auch damals hatte sich die große Mehrheit der Bürger für mehr Tierschutz für landwirtschaftliche Nutztiere ausgesprochen, insbesondere im Bereich der Geflügelhaltung. Ebenso wurde bereits festgestellt, dass die Bürger tierschutzfreundlich erzeugte Produkte kaufen wollen und bereit sind, dafür mehr zu zahlen, dass sie aber insgesamt große Schwierigkeiten haben, diese Produkte im Handel zu erkennen.
Diese Herausforderung muss die EU-Kommission nun in Angriff nehmen. Mit dem EU-Tierschutzaktionsplan macht sie einen Anfang.