Walfang
Wie einige Länder rechtliche Schlupflöcher ausnutzen

Die Jagd auf Wale wird mit Explosiv-Harpunen durchgeführt. Ein Sprengkörper wird in den Körper der Wale geschossen, der im Körper der Tiere explodiert und das Tier innerlich zerreißt. Weniger als die Hälfte der Wale kommt jedoch unmittelbar beim ersten Schuss ums Leben, da ein genaues Zielen von den Schiffen auf hoher See nicht möglich ist. Der Todeskampf der Meerestiere kann sich so über eine Stunde hinziehen. Wale sind Säugetiere und verfügen über ein hoch entwickeltes Nervensystem ähnlich dem des Menschen.
Einem Beschluss der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) zufolge gilt seit 1986 für den kommerziellen Fang von Großwalen ein Fangverbot. Einige Länder nutzen jedoch bis heute die bestehenden rechtlichen Lücken des Moratoriums, um weiter Jagd auf Wale machen zu können.
Wieder Jagd auf Finnwale in Island
Erstmals seit vier Jahren wurden 2022 wieder zwei Finnwale getötet. Die Walfanglizenz von Hvalur hf., dem Unternehmen von Islands einzigem Finnwal-Jäger Kristján Loftsson, läuft 2023 aus. Es besteht Hoffnung, dass die grausame Praxis dann beendet wird. Auch nachdem Islands Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir zuletzt erklärte, dass der Walfang dem Ruf Islands schade und sich negativ auf die Exporte ausgewirkt hat.
Bei den letzten Jagden in isländischen Gewässern im Jahr 2018 wurden 146 Finnwale getötet, darunter mindestens zwei seltene Blauwal-Finnwal-Hybride und ein Dutzend trächtige Weibchen.
2016 bis 2018 hatte Island die Jagd auf Finnwale zwischenzeitlich eingestellt. Grund waren laut Loftsson Probleme beim Export des Walfleisches nach Japan und der starken Isländischen Krone. Walschützer hatte ihn durch Proteste in den vergangenen Jahren dazu gezwungen, teure Ausweichrouten zu wählen. Außerdem würden die überholten Testmethoden des Fleisches durch japanische Behörden den Verkauf erschweren. 2015 hatte seine Walfangfirma Hvalur hf die Fangquote mit 155 getöteten Walen zum Mal seit Wiederaufnahme des kommerziellen Finnwalfangs 2006 voll ausgeschöpft. 2014 exportierte die Walfangfirma Hvalur hf die Rekordsumme von 2.000 Tonnen Finnwalfleisch nach Japan, 2015 waren es erneut 1.800 Tonnen.
Ursprünglich hatte Island mit Inkrafttreten des Moratoriums 1986 den kommerziellen Walfang offiziell beendet und legte auch keinen Einspruch gegen das Moratorium ein - anders als Norwegen und Japan. Seit 2002 ist Island erneut offizielles Mitglied der IWC und betrieb ab 2003 "wissenschaftlich" begründeten Walfang. Den kommerziellen Walfang nahm Island im Jahr 2006 wieder auf.
Norwegen nutzt eine Einspruchsklausel
Norwegen hat gegen dieses Moratorium seinerzeit fristgerecht Einspruch eingelegt und kann deswegen juristisch gesehen nicht dazu gezwungen werden, sich an das Verbot zu halten. Seit Mitte der 90er Jahre macht Norwegen auf der Grundlage selbst gesetzter Quoten Jagd auf Zwergwale und hat seitdem über 13.000 Wale getötet.
Für 2022 hat Norwegens Minister für Fischerei und Meeresangelegenheiten eine Quote von 917 Zwergwalen festgelegt. 2018 lag die Quote bei 1.278 Zwergwalen. Eine Steigerung von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch in den Folgejahren bis 2021 wurde diese Zahl freigegeben. Und dass, obwohl es seit Jahren weniger Abnehmer von Walprodukten gibt und auch die Zahl der Walfangschiffe gesunken ist. Wahrscheinlich hält die Regierung aus politischen Gründen geradezu trotzig an den Zahlen fest. 2020 wurde allerdings erstmals wieder mehr Walfleisch im Land verzehrt, was norwegische Marketingfirmen mit einem „Corona-Effekt“ zu erklären versuchten, da mehr Leute Urlaub im eigenen Land gemacht und dadurch auch vermehrt heimische Produkte konsumiert hätten.
Norwegen begründet seine Jagd auf Zwergwale damit, die Verluste für die heimische Fischerei durch den Appetit der Wale zu verringern. Die eigentlichen, wissenschaftlich belegten Ursachen der weltweit zurückgehenden Fischbestände wie die globale Überfischung und Meeresverschmutzung lässt das Land unerwähnt.
Japan macht wieder kommerzielle Jagd auf Wale
Über viele Jahre, trotz Mitgliedschaft in der Walfangkommission (IWC), hatte Japan Walfang unter dem Deckmantel der Forschung betrieben und so ein Schlupfloch in den internationalen Verträgen der IWC genutzt. Insgesamt hatte Japan dadurchweit mehr als 10.000 Großwale getötet, darunter Finn-, Sei-, Zwerg-, Bryde- und Pottwale. Der eigentliche Zweck dürfte auch hier der Verkauf des Walfleisches als teure Delikatesse gewesen sein.
Dagegen hatte Australien mit Erfolg geklagt: 2014 entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, der japanische Walfang diene nicht wissenschaftlichen Zwecken und verstoße so gegen das Moratorium. Laut dem Urteil des höchsten UN-Gerichts musste Japan den Walfang zumindest in der Antarktis aussetzen. Im März 2016 nahm Japan den Forschungswalfang nach dem erzwungenem Stopp wieder auf tötete 333 Zwergwale. Auch im Nordpazifik macht Japan Jagd auf Großwale. 2017 hat Japan dort 177 Wale getötet.
Ende 2018 trat Japan dann offiziell aus der IWC aus und betreibt seither offiziell kommerziellen Walfang. Für 2021 erhielten japanische Walfänger die Freigabe, 171 Zwergwale, 187 Brydewale und 25 Seiwale zu töten.
Protest gegen Walfang

Schreiben Sie an die Botschafter:
E-Mail-Vorlage (deutsch)
Exzellenz,
die Tötung von Walen ist im höchsten Maße grausam, tierschutzwidrig und ohne zwingenden Grund. Bitte setzten Sie sich persönlich dafür ein, dass Ihre Regierung das seit 1986 bestehende Walfangmoratorium vollständig und ausnahmslos umsetzt.
E-Mail-Vorlage (englisch)
Excellency,
Killing whales is to an extremely high degree cruel, absolutely contradictory to animal protection and definitely not mandatory! I would very much appreciate you personally pleading for your country to completely implement the whaling moratorium (in effect since 1986) without any exceptions.
Sincerely,
Adressen
Japan
Botschaft von Japan
Seine Exzellenz Herrn Hidenao Yanagi
Hiroshimastr. 6
10785 Berlin
E-Mail: info(at)bo.mofa.go.jp
Norwegen
Königlich Norwegische Botschaft
Seine Exzellenz Herrn Torgeir Larsen
Rauchstr. 1
10787 Berlin
E-Mail: emb.berlin(at)mfa.no
Island
Botschaft der Republik Island
Ihre Exzellenz Frau María Erla Marelsdóttir
Rauchstr. 1
10787 Berlin
E-Mail: infoberlin(at)mfa.is