Kalb hinter Gittern in einer Transportbox

Qualvolle OdysseeTiertransporte: Leiden ohne Grenzen

Jeden Tag werden Millionen Tiere zur Zucht, Mast oder Schlachtung über weite Strecken transportiert, meist über mehrere hundert oder tausend Kilometer. Solche Tiertransporte sind für Schweine, Rinder, Schafe und Co. extrem belastend und müssen unbedingt ein Ende haben.

Was nach einem Horrorszenario klingt, ist bittere Realität: In verdreckten Lastwagen, ohne ausreichend Platz, Wasser und Futter, und bei extremen Temperaturen werden Tiere quer durch Deutschland, Europa und in außereuropäische Länder transportiert. In den Fahrzeugen sind die Tiere den widrigsten Umständen ausgesetzt. Die Tiere haben Angst und leiden unter Hitze, Hunger, Durst und Verletzungen. Viele Tiere sind beim Transport noch sehr jung und werden schon Wochen oder Monate nach ihrer Geburt zur weiteren Zucht, Mast oder Schlachtung gebracht.

Unendlich viele Tiertransporte

Allein in Deutschland sterben jährlich circa 35 Millionen Schweine, etwa drei Millionen Rinder und über 650 Millionen Hühner für tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier. Diese Tiere werden zu Schlachthöfen transportiert, oftmals mehrere Hunderte Kilometer weit entfernt. Auch innerhalb der EU können Tiertransporte einige Tage dauern. Besonders quälend sind Langstreckentransporte in Länder außerhalb Europas, die rein wirtschaftliche Gründe haben: Da männliche Kälber von Milchkühen nur langsam Fleisch ansetzen, werden sie ab einem Alter von 14 Tagen an Mastbetriebe in den Niederlanden, Spanien oder Italien verkauft. Von dort aus wird ein Teil der Tiere später in Nicht-EU-Länder transportiert, sogenannte Drittländer wie die Türkei oder der Libanon, um dort geschlachtet zu werden – und das oft ohne Betäubung. Auch Schweine, die zur Mast bestimmt sind, werden von ihrem Aufzuchtbetrieb zum Mastbetrieb und von dort zum Schlachthof gefahren. Innerhalb der Europäischen Union und in Drittländern werden jährlich circa 350 Millionen Säugetiere und eine Milliarde Geflügel gehandelt.

350
Millionen Säugetiere werden jährlich innerhalb der Europäischen Union und in Drittländern gehandelt.
14
Tage sind männliche Kälber von Milchkühen alt, wenn sie an Mastbetriebe in den Niederlanden, Spanien oder Italien verkauft werden.
35
Millionen Schweine sterben alleine in Deutschland jährlich für tierische Produkte.
650
Millionen Hühner sterben hierzulande jährlich für Fleisch und Eier.

Rechtliche Lage: Verordnung ist katastrophal

Seit Anfang 2007 gilt in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Transportverordnung – diese soll den Schutz der Tiere sicherstellen. Deren Bestimmungen reichen leider bei Weitem nicht aus, um das Tierleid bei den Transporten zu verhindern. Das Platzangebot ist zu gering, die Ladedichten sind zu hoch, die Transportdauer zu lang und die Temperaturgrenzen zu weit gefasst. Laut der Verordnung ist es zulässig, Tiere bei bis zu 35 Grad im Lastwagen zu befördern. Ausgewachsene Rinder dürfen über eine Dauer von 29 Stunden transportiert werden, bis sie zum ersten Mal den Lkw verlassen. Ihnen steht jeweils nur eine Fläche von gerade einmal anderthalb Quadratmetern zur Verfügung. Dadurch können nicht alle Tiere gleichzeitig liegen. So lange sie Kraft haben, versuchen die Rinder zu stehen und die Bewegungen des Fahrzeugs auszubalancieren – eine extreme Belastung. Hühner werden in Boxen übereinandergestapelt und dürfen zwölf Stunden ohne Futter und Wasser transportiert werden. Schweine dürfen der Richtlinien zufolge 24 Stunden ohne Pause befördert werden. Zudem ist es zulässig, die Transport- und Ruheintervalle unendlich lange fortzusetzen, tage- und sogar wochenlange Tiertransporte sind somit nicht verboten.

Tiertransporter mit Schafen eng aneinander gepfercht
Tiertransporte stoppen

Wir fordern von der Politik, dass Tiertransporte endlich verboten werden. Für den Kampf gegen Tiertransporte sind wir auf Ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Helfen Sie uns noch heute mit einer Spende – jeder Euro zählt!

Jetzt spenden

Verstöße sind an der Tagesordnung

Die Situation für die Tiere verschlimmert sich dramatisch, wenn die unzureichenden Richtlinien der Transportverordnung auch noch missachtet werden. Dies geschieht leider täglich: Es werden deutlich mehr Tiere als erlaubt geladen, sie bekommen nicht genug oder sogar gar kein Futter und Wasser, Pausenzeiten werden nicht eingehalten. Oftmals werden die Rinder, Schweine und Co. auch grob misshandelt. Die Zuständigkeit für Kontrollen liegt bei den Veterinärbehörden der Bundesländer, die Polizei unterstützt sie dabei. Meistens bleiben die Missstände unentdeckt, da Tiertransporte kaum kontrolliert werden. Insbesondere Tiertransporte in Drittländer werden miserabel überwacht. Ist die vorgelegte Routenplanung plausibel und der Lkw zugelassen, muss der Transport genehmigt werden. Nach dem Verlassen der EU haben die EU-Behörden keine Kontrollmöglichkeiten mehr. Das ist fatal, da Tierschutz in den meisten Zielländern keine Rolle spielt.

Das fordert der Deutsche Tierschutzbund

Der Deutsche Tierschutzbund kämpft seit rund 30 Jahren für ein Ende von Tiertransporten. Auch gemeinsam mit unserer europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals setzen wir uns immer wieder dafür ein, Langzeittransporte zu minimieren und die gesetzlichen Vorgaben zu verschärfen. Daher fordern wir:

  • eine Überarbeitung der Transportverordnung, insbesondere zu Transportzeiten, Platzangebot und Temperaturen
  • ein Verbot von Tiertransporten, die länger als acht Stunden andauern
  • ein Export-Verbot für lebende Tiere in Länder außerhalb der EU
  • strengere Kontrollen der Tiertransporte
  • anstelle lebender Tiere sollte gefrorenes Fleisch oder Genmaterial transportiert werden
  • eine Dezentralisierung der Landwirtschaft: Aufzucht, Haltung und Schlachtung sollten möglichst nah bei einander erfolgen, um Tiertransporte zu vermeiden

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt spenden